Vater. Das kanst du denken! Sieh hier (auf die Charte zeigend) liegen die Karibi- schen Inseln, wovon diejenige, auf welcher Robinson jezt lebte, vermuthlich eine war. Nun siehst du, diese Inseln sind nicht gar weit mehr von da weg, wo man sagt, daß man unter der Linie sei, und wo die Son- ne den Leuten zuweilen grade über den Köp- fen steht. Es muß da also wohl schon sehr heiß sein.
Er grub nun einige junge Bäume auf ei- ne sehr mühsame Weise mit seinen Händen aus, und trug sie an den Ort, den er zu sei- ner Wohnung bestimt hatte. Hier muste er nun wieder ein Loch krazen um die Bäume dahin zu pflanzen, und weil dies Alles sehr langsam von statten ging: so rükte der Abend heran, indeß er kaum erst mit fünf oder sechs Bäumen zu Stande gekommen war.
Der Hunger trieb ihn an, erst wieder nach der Küste zu gehen, um sich abermahls einige Austern zu suchen. Allein unglüklicher Weise war grade die Zeit der Fluth. Er
fand
Vater. Das kanſt du denken! Sieh hier (auf die Charte zeigend) liegen die Karibi- ſchen Inſeln, wovon diejenige, auf welcher Robinſon jezt lebte, vermuthlich eine war. Nun ſiehſt du, dieſe Inſeln ſind nicht gar weit mehr von da weg, wo man ſagt, daß man unter der Linie ſei, und wo die Son- ne den Leuten zuweilen grade uͤber den Koͤp- fen ſteht. Es muß da alſo wohl ſchon ſehr heiß ſein.
Er grub nun einige junge Baͤume auf ei- ne ſehr muͤhſame Weiſe mit ſeinen Haͤnden aus, und trug ſie an den Ort, den er zu ſei- ner Wohnung beſtimt hatte. Hier muſte er nun wieder ein Loch krazen um die Baͤume dahin zu pflanzen, und weil dies Alles ſehr langſam von ſtatten ging: ſo ruͤkte der Abend heran, indeß er kaum erſt mit fuͤnf oder ſechs Baͤumen zu Stande gekommen war.
Der Hunger trieb ihn an, erſt wieder nach der Kuͤſte zu gehen, um ſich abermahls einige Auſtern zu ſuchen. Allein ungluͤklicher Weiſe war grade die Zeit der Fluth. Er
fand
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0124"n="84"/><p><hirendition="#fr">Vater.</hi> Das kanſt du denken! Sieh hier<lb/>
(auf die Charte zeigend) liegen die <hirendition="#fr">Karibi-<lb/>ſchen Inſeln,</hi> wovon diejenige, auf welcher<lb/><hirendition="#fr">Robinſon</hi> jezt lebte, vermuthlich eine war.<lb/>
Nun ſiehſt du, dieſe Inſeln ſind nicht gar<lb/>
weit mehr von da weg, wo man ſagt, daß<lb/>
man <hirendition="#fr">unter der Linie</hi>ſei, und wo die Son-<lb/>
ne den Leuten zuweilen grade uͤber den Koͤp-<lb/>
fen ſteht. Es muß da alſo wohl ſchon ſehr<lb/>
heiß ſein.</p><lb/><p>Er grub nun einige junge Baͤume auf ei-<lb/>
ne ſehr muͤhſame Weiſe mit ſeinen Haͤnden<lb/>
aus, und trug ſie an den Ort, den er zu ſei-<lb/>
ner Wohnung beſtimt hatte. Hier muſte er<lb/>
nun wieder ein Loch krazen um die Baͤume<lb/>
dahin zu pflanzen, und weil dies Alles ſehr<lb/>
langſam von ſtatten ging: ſo ruͤkte der Abend<lb/>
heran, indeß er kaum erſt mit fuͤnf oder ſechs<lb/>
Baͤumen zu Stande gekommen war.</p><lb/><p>Der Hunger trieb ihn an, erſt wieder<lb/>
nach der Kuͤſte zu gehen, um ſich abermahls<lb/>
einige Auſtern zu ſuchen. Allein ungluͤklicher<lb/>
Weiſe war grade die Zeit der Fluth. Er<lb/><fwplace="bottom"type="catch">fand</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[84/0124]
Vater. Das kanſt du denken! Sieh hier
(auf die Charte zeigend) liegen die Karibi-
ſchen Inſeln, wovon diejenige, auf welcher
Robinſon jezt lebte, vermuthlich eine war.
Nun ſiehſt du, dieſe Inſeln ſind nicht gar
weit mehr von da weg, wo man ſagt, daß
man unter der Linie ſei, und wo die Son-
ne den Leuten zuweilen grade uͤber den Koͤp-
fen ſteht. Es muß da alſo wohl ſchon ſehr
heiß ſein.
Er grub nun einige junge Baͤume auf ei-
ne ſehr muͤhſame Weiſe mit ſeinen Haͤnden
aus, und trug ſie an den Ort, den er zu ſei-
ner Wohnung beſtimt hatte. Hier muſte er
nun wieder ein Loch krazen um die Baͤume
dahin zu pflanzen, und weil dies Alles ſehr
langſam von ſtatten ging: ſo ruͤkte der Abend
heran, indeß er kaum erſt mit fuͤnf oder ſechs
Baͤumen zu Stande gekommen war.
Der Hunger trieb ihn an, erſt wieder
nach der Kuͤſte zu gehen, um ſich abermahls
einige Auſtern zu ſuchen. Allein ungluͤklicher
Weiſe war grade die Zeit der Fluth. Er
fand
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/124>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.