weil sie grade nicht nach eurem verwöhnten Geschmakke sind, wäret ihr doch nur acht Tage an meiner Stelle gewesen, wie würdet ihr künftig gern mit jeder Gottesgabe zufrie- den sein! Wie würdet ihr euch hüten, durch Verschmähung irgend einer gesunden Speise euch gegen die alles ernährende Hand der Vorsehung undankbar zu bezeigen!
Um den Wohlgeschmak dieses Gerichts noch mehr zu erhöhen, drükte er Zitronensaft darauf; und nun that er eine Mahlzeit, wie er lange nicht gethan hatte! Auch vergaß er nicht, dem Geber aller guten Gaben für die- se neue Wohlthat recht inniglich zu danken.
Nach aufgehobener Tafel ging er mit sich selbst zu Rathe, welche Arbeit nun wohl die nöthigste sei? Die Furcht vor dem Winter, die heute so lebhaft in ihm geworden war, machte, daß er sich vorsezte, einige Tage blos dazu anzuwenden recht viele Lama's zu fangen oder todt zu schlagen, um sich mit Fellen zu versorgen. Da sie so sehr zahm zu
sein
I 3
weil ſie grade nicht nach eurem verwoͤhnten Geſchmakke ſind, waͤret ihr doch nur acht Tage an meiner Stelle geweſen, wie wuͤrdet ihr kuͤnftig gern mit jeder Gottesgabe zufrie- den ſein! Wie wuͤrdet ihr euch huͤten, durch Verſchmaͤhung irgend einer geſunden Speiſe euch gegen die alles ernaͤhrende Hand der Vorſehung undankbar zu bezeigen!
Um den Wohlgeſchmak dieſes Gerichts noch mehr zu erhoͤhen, druͤkte er Zitronenſaft darauf; und nun that er eine Mahlzeit, wie er lange nicht gethan hatte! Auch vergaß er nicht, dem Geber aller guten Gaben fuͤr die- ſe neue Wohlthat recht inniglich zu danken.
Nach aufgehobener Tafel ging er mit ſich ſelbſt zu Rathe, welche Arbeit nun wohl die noͤthigſte ſei? Die Furcht vor dem Winter, die heute ſo lebhaft in ihm geworden war, machte, daß er ſich vorſezte, einige Tage blos dazu anzuwenden recht viele Lama's zu fangen oder todt zu ſchlagen, um ſich mit Fellen zu verſorgen. Da ſie ſo ſehr zahm zu
ſein
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weil ſie grade nicht nach eurem verwoͤhnten
Geſchmakke ſind, waͤret ihr doch nur acht
Tage an meiner Stelle geweſen, wie wuͤrdet
ihr kuͤnftig gern mit jeder Gottesgabe zufrie-
den ſein! Wie wuͤrdet ihr euch huͤten, durch
Verſchmaͤhung irgend einer geſunden Speiſe
euch gegen die alles ernaͤhrende Hand der
Vorſehung undankbar zu bezeigen!
Um den Wohlgeſchmak dieſes Gerichts
noch mehr zu erhoͤhen, druͤkte er Zitronenſaft
darauf; und nun that er eine Mahlzeit, wie
er lange nicht gethan hatte! Auch vergaß er
nicht, dem Geber aller guten Gaben fuͤr die-
ſe neue Wohlthat recht inniglich zu danken.
Nach aufgehobener Tafel ging er mit ſich
ſelbſt zu Rathe, welche Arbeit nun wohl die
noͤthigſte ſei? Die Furcht vor dem Winter,
die heute ſo lebhaft in ihm geworden war,
machte, daß er ſich vorſezte, einige Tage blos
dazu anzuwenden recht viele Lama's zu
fangen oder todt zu ſchlagen, um ſich mit
Fellen zu verſorgen. Da ſie ſo ſehr zahm zu
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/173>, abgerufen am 26.11.2024.
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