Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Vater. Schon gut; aber wenn er nun
schlief und es kam des Nachts einmahl ein
plözlicher Regenguß: wie da?

Lotte. Weißt du was, Vater? Ich
hätte das Feuer in meiner Höle angemacht,
wo der Regen nicht hinkommen konte.

Vater. Nicht übel! Aber seine Höle
war zum Unglük so klein, daß sie ihm nur
eben zur Lagerstelle diente; und dan, so hat-
te sie auch keinen Schorstein. Er würde al-
so vor Rauch darin nicht haben aushalten
können.

Lotte. Ja, so weiß ich ihm nicht zu
helfen.

Johannes. Das ist doch verzweifelt,
daß sich immer wieder etwas finden muß, das
ihm Noth macht! Oft solte einer glauben,
nun wäre er doch recht glüklich! aber großen
Dank! gleich kömt ihm wieder etwas Neues
in die Queer!

Vater. So unendlich schwer ist es für
jeden einzelnen Menschen, für alle seine Be-
dürfnisse selbst zu sorgen; und so groß sind die

Vor-
K

Vater. Schon gut; aber wenn er nun
ſchlief und es kam des Nachts einmahl ein
ploͤzlicher Regenguß: wie da?

Lotte. Weißt du was, Vater? Ich
haͤtte das Feuer in meiner Hoͤle angemacht,
wo der Regen nicht hinkommen konte.

Vater. Nicht uͤbel! Aber ſeine Hoͤle
war zum Ungluͤk ſo klein, daß ſie ihm nur
eben zur Lagerſtelle diente; und dan, ſo hat-
te ſie auch keinen Schorſtein. Er wuͤrde al-
ſo vor Rauch darin nicht haben aushalten
koͤnnen.

Lotte. Ja, ſo weiß ich ihm nicht zu
helfen.

Johannes. Das iſt doch verzweifelt,
daß ſich immer wieder etwas finden muß, das
ihm Noth macht! Oft ſolte einer glauben,
nun waͤre er doch recht gluͤklich! aber großen
Dank! gleich koͤmt ihm wieder etwas Neues
in die Queer!

Vater. So unendlich ſchwer iſt es fuͤr
jeden einzelnen Menſchen, fuͤr alle ſeine Be-
duͤrfniſſe ſelbſt zu ſorgen; und ſo groß ſind die

Vor-
K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0185" n="145"/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Schon gut; aber wenn er nun<lb/>
&#x017F;chlief und es kam des Nachts einmahl ein<lb/>
plo&#x0364;zlicher Regenguß: wie da?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lotte.</hi> Weißt du was, Vater? Ich<lb/>
ha&#x0364;tte das Feuer in meiner Ho&#x0364;le angemacht,<lb/>
wo der Regen nicht hinkommen konte.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Nicht u&#x0364;bel! Aber &#x017F;eine Ho&#x0364;le<lb/>
war zum Unglu&#x0364;k &#x017F;o klein, daß &#x017F;ie ihm nur<lb/>
eben zur Lager&#x017F;telle diente; und dan, &#x017F;o hat-<lb/>
te &#x017F;ie auch keinen Schor&#x017F;tein. Er wu&#x0364;rde al-<lb/>
&#x017F;o vor Rauch darin nicht haben aushalten<lb/>
ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lotte.</hi> Ja, &#x017F;o weiß ich ihm nicht zu<lb/>
helfen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Johannes.</hi> Das i&#x017F;t doch verzweifelt,<lb/>
daß &#x017F;ich immer wieder etwas finden muß, das<lb/>
ihm Noth macht! Oft &#x017F;olte einer glauben,<lb/>
nun wa&#x0364;re er doch recht glu&#x0364;klich! aber großen<lb/>
Dank! gleich ko&#x0364;mt ihm wieder etwas Neues<lb/>
in die Queer!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> So unendlich &#x017F;chwer i&#x017F;t es fu&#x0364;r<lb/>
jeden einzelnen Men&#x017F;chen, fu&#x0364;r alle &#x017F;eine Be-<lb/>
du&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;elb&#x017F;t zu &#x017F;orgen; und &#x017F;o groß &#x017F;ind die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Vor-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0185] Vater. Schon gut; aber wenn er nun ſchlief und es kam des Nachts einmahl ein ploͤzlicher Regenguß: wie da? Lotte. Weißt du was, Vater? Ich haͤtte das Feuer in meiner Hoͤle angemacht, wo der Regen nicht hinkommen konte. Vater. Nicht uͤbel! Aber ſeine Hoͤle war zum Ungluͤk ſo klein, daß ſie ihm nur eben zur Lagerſtelle diente; und dan, ſo hat- te ſie auch keinen Schorſtein. Er wuͤrde al- ſo vor Rauch darin nicht haben aushalten koͤnnen. Lotte. Ja, ſo weiß ich ihm nicht zu helfen. Johannes. Das iſt doch verzweifelt, daß ſich immer wieder etwas finden muß, das ihm Noth macht! Oft ſolte einer glauben, nun waͤre er doch recht gluͤklich! aber großen Dank! gleich koͤmt ihm wieder etwas Neues in die Queer! Vater. So unendlich ſchwer iſt es fuͤr jeden einzelnen Menſchen, fuͤr alle ſeine Be- duͤrfniſſe ſelbſt zu ſorgen; und ſo groß ſind die Vor- K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/185
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/185>, abgerufen am 25.11.2024.