Vater. Und weißt du noch, durch wie viel Hände der Flachs erst gehen muß, ehe er zu Faden gesponnen werden kan?
Johannes. Ach ja, das haben wir ja neulich erst berechnet! Erst muß der Land- man den Leinsamen sichten, damit kein Un- kraut dazwischen komme; dan muß der Akker gedünget, und ein Paar mahl gepflügt wer- den. Dan wird gesäet, dan geegget. Wenn denn der junge Flachs hervorwächst, so kom- men ein Haufen Frauen und Mädchen und jäten das Unkraut aus. Ist er denn groß genug geworden: so reissen sie die Sten- gel aus, und ziehen sie durch die Raufe, daß die Samenknöpfchen davon abfallen müs- sen. --
Nikolas. Ach ja, und denn binden sie die Stengel in kleine Bündel und legen sie ins Wasser!
Diderich. Und wenn sie da lange ge- nug gelegen haben, so nehmen sie sie wieder heraus --
Got-
Vater. Und woraus?
Johannes. Aus Flachs.
Vater. Und weißt du noch, durch wie viel Haͤnde der Flachs erſt gehen muß, ehe er zu Faden geſponnen werden kan?
Johannes. Ach ja, das haben wir ja neulich erſt berechnet! Erſt muß der Land- man den Leinſamen ſichten, damit kein Un- kraut dazwiſchen komme; dan muß der Akker geduͤnget, und ein Paar mahl gepfluͤgt wer- den. Dan wird geſaͤet, dan geegget. Wenn denn der junge Flachs hervorwaͤchſt, ſo kom- men ein Haufen Frauen und Maͤdchen und jaͤten das Unkraut aus. Iſt er denn groß genug geworden: ſo reiſſen ſie die Sten- gel aus, und ziehen ſie durch die Raufe, daß die Samenknoͤpfchen davon abfallen muͤſ- ſen. —
Nikolas. Ach ja, und denn binden ſie die Stengel in kleine Buͤndel und legen ſie ins Waſſer!
Diderich. Und wenn ſie da lange ge- nug gelegen haben, ſo nehmen ſie ſie wieder heraus —
Got-
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Vater. Und woraus?
Johannes. Aus Flachs.
Vater. Und weißt du noch, durch wie
viel Haͤnde der Flachs erſt gehen muß, ehe
er zu Faden geſponnen werden kan?
Johannes. Ach ja, das haben wir ja
neulich erſt berechnet! Erſt muß der Land-
man den Leinſamen ſichten, damit kein Un-
kraut dazwiſchen komme; dan muß der Akker
geduͤnget, und ein Paar mahl gepfluͤgt wer-
den. Dan wird geſaͤet, dan geegget. Wenn
denn der junge Flachs hervorwaͤchſt, ſo kom-
men ein Haufen Frauen und Maͤdchen und
jaͤten das Unkraut aus. Iſt er denn groß
genug geworden: ſo reiſſen ſie die Sten-
gel aus, und ziehen ſie durch die Raufe,
daß die Samenknoͤpfchen davon abfallen muͤſ-
ſen. —
Nikolas. Ach ja, und denn binden ſie
die Stengel in kleine Buͤndel und legen ſie
ins Waſſer!
Diderich. Und wenn ſie da lange ge-
nug gelegen haben, ſo nehmen ſie ſie wieder
heraus —
Got-
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/188>, abgerufen am 24.11.2024.
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