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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

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Welche abermalige Freude! Der harte
Knollen war nun so weich geworden, und da
er ihn aufbrach, stieg ein so angenehmer Geruch
davon in seine Nase, daß er sich keinen Au-
genblik bedachte, ihn anzubeissen. Und siehe!
der Geschmak dieses Gewächses war so lieblich,
so lieblich, als -- nun wer hilft mir, eine
Vergleichung machen?

Freund B. So lieblich, als der Ge-
schmak einer Kartoffel!

Vater. Schön! Das heist Alles mit ein-
mahl sagen! Also -- der Geschmak dieser ge-
bratenen Kartoffel war so lieblich, als der
Geschmak einer Kartoffel; und Robinson
merkte sogleich zu seiner grossen Freude, daß
ihm dieses Gewächs die Stelle des Brods
vertreten könne.

Er that also wieder eine Mahlzeit, die
sich gewaschen hatte. Dan legte er sich, der
brennenden Sonnenhize wegen, ein wenig nie-
der auf seine Lagerstäte, um unter der Zeit,
daß er nicht arbeiten konte, allerlei Ueberle-
gungen anzustellen.

"Was

Welche abermalige Freude! Der harte
Knollen war nun ſo weich geworden, und da
er ihn aufbrach, ſtieg ein ſo angenehmer Geruch
davon in ſeine Naſe, daß er ſich keinen Au-
genblik bedachte, ihn anzubeiſſen. Und ſiehe!
der Geſchmak dieſes Gewaͤchſes war ſo lieblich,
ſo lieblich, als — nun wer hilft mir, eine
Vergleichung machen?

Freund B. So lieblich, als der Ge-
ſchmak einer Kartoffel!

Vater. Schoͤn! Das heiſt Alles mit ein-
mahl ſagen! Alſo — der Geſchmak dieſer ge-
bratenen Kartoffel war ſo lieblich, als der
Geſchmak einer Kartoffel; und Robinſon
merkte ſogleich zu ſeiner groſſen Freude, daß
ihm dieſes Gewaͤchs die Stelle des Brods
vertreten koͤnne.

Er that alſo wieder eine Mahlzeit, die
ſich gewaſchen hatte. Dan legte er ſich, der
brennenden Sonnenhize wegen, ein wenig nie-
der auf ſeine Lagerſtaͤte, um unter der Zeit,
daß er nicht arbeiten konte, allerlei Ueberle-
gungen anzuſtellen.

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[168/0208] Welche abermalige Freude! Der harte Knollen war nun ſo weich geworden, und da er ihn aufbrach, ſtieg ein ſo angenehmer Geruch davon in ſeine Naſe, daß er ſich keinen Au- genblik bedachte, ihn anzubeiſſen. Und ſiehe! der Geſchmak dieſes Gewaͤchſes war ſo lieblich, ſo lieblich, als — nun wer hilft mir, eine Vergleichung machen? Freund B. So lieblich, als der Ge- ſchmak einer Kartoffel! Vater. Schoͤn! Das heiſt Alles mit ein- mahl ſagen! Alſo — der Geſchmak dieſer ge- bratenen Kartoffel war ſo lieblich, als der Geſchmak einer Kartoffel; und Robinſon merkte ſogleich zu ſeiner groſſen Freude, daß ihm dieſes Gewaͤchs die Stelle des Brods vertreten koͤnne. Er that alſo wieder eine Mahlzeit, die ſich gewaſchen hatte. Dan legte er ſich, der brennenden Sonnenhize wegen, ein wenig nie- der auf ſeine Lagerſtaͤte, um unter der Zeit, daß er nicht arbeiten konte, allerlei Ueberle- gungen anzuſtellen. „Was

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/208>, abgerufen am 09.11.2024.