Gotlieb. O das ist scharmant! Ich wol- te, daß ich bei ihm wäre, um mir auch eins zu fangen!
Vater. Aber, wie woltest du es anfan- gen, lieber Gotlieb? So zahm werden sie wohl nicht sein, daß sie sich mit Händen grei- fen liessen.
Gotlieb. Wie wolte Robinson es denn anfangen?
Vater. Das war nun eben die Frage, und darüber ließ er sich in lange und ernstli- che Ueberlegungen ein. -- Aber der Mensch braucht eine Verrichtung, die nicht an sich selbst unmöglich ist, nur recht ernstlich und anhaltend zu wollen, so ist seinem Verstande und seinem Fleisse nichts zu schwer. So groß und mannigfaltig sind die Kräfte, womit der gütige Schöpfer uns ausgerüstet hat!
Merkt euch dieses, meine Lieben, und verzweifelt nie an einem erwünschten Erfolge irgend einer schweren Arbeit, wenn ihr nur entschlossen genug seid, nicht eher nachzulassen, bis ihr sie werdet vollendet haben! Anhalten-
der
Gotlieb. O das iſt ſcharmant! Ich wol- te, daß ich bei ihm waͤre, um mir auch eins zu fangen!
Vater. Aber, wie wolteſt du es anfan- gen, lieber Gotlieb? So zahm werden ſie wohl nicht ſein, daß ſie ſich mit Haͤnden grei- fen lieſſen.
Gotlieb. Wie wolte Robinſon es denn anfangen?
Vater. Das war nun eben die Frage, und daruͤber ließ er ſich in lange und ernſtli- che Ueberlegungen ein. — Aber der Menſch braucht eine Verrichtung, die nicht an ſich ſelbſt unmoͤglich iſt, nur recht ernſtlich und anhaltend zu wollen, ſo iſt ſeinem Verſtande und ſeinem Fleiſſe nichts zu ſchwer. So groß und mannigfaltig ſind die Kraͤfte, womit der guͤtige Schoͤpfer uns ausgeruͤſtet hat!
Merkt euch dieſes, meine Lieben, und verzweifelt nie an einem erwuͤnſchten Erfolge irgend einer ſchweren Arbeit, wenn ihr nur entſchloſſen genug ſeid, nicht eher nachzulaſſen, bis ihr ſie werdet vollendet haben! Anhalten-
der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0211"n="171"/><p><hirendition="#fr">Gotlieb.</hi> O das iſt ſcharmant! Ich wol-<lb/>
te, daß ich bei ihm waͤre, um mir auch eins<lb/>
zu fangen!</p><lb/><p><hirendition="#fr">Vater.</hi> Aber, wie wolteſt du es anfan-<lb/>
gen, lieber Gotlieb? So zahm werden ſie<lb/>
wohl nicht ſein, daß ſie ſich mit Haͤnden grei-<lb/>
fen lieſſen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Gotlieb.</hi> Wie wolte <hirendition="#fr">Robinſon</hi> es denn<lb/>
anfangen?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Vater.</hi> Das war nun eben die Frage,<lb/>
und daruͤber ließ er ſich in lange und ernſtli-<lb/>
che Ueberlegungen ein. — Aber der Menſch<lb/>
braucht eine Verrichtung, die nicht an ſich<lb/>ſelbſt unmoͤglich iſt, nur recht ernſtlich und<lb/>
anhaltend zu <hirendition="#fr">wollen</hi>, ſo iſt ſeinem Verſtande<lb/>
und ſeinem Fleiſſe nichts zu ſchwer. So groß<lb/>
und mannigfaltig ſind die Kraͤfte, womit der<lb/>
guͤtige Schoͤpfer uns ausgeruͤſtet hat!</p><lb/><p>Merkt euch dieſes, meine Lieben, und<lb/>
verzweifelt nie an einem erwuͤnſchten Erfolge<lb/>
irgend einer ſchweren Arbeit, wenn ihr nur<lb/>
entſchloſſen genug ſeid, nicht eher nachzulaſſen,<lb/>
bis ihr ſie werdet vollendet haben! Anhalten-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[171/0211]
Gotlieb. O das iſt ſcharmant! Ich wol-
te, daß ich bei ihm waͤre, um mir auch eins
zu fangen!
Vater. Aber, wie wolteſt du es anfan-
gen, lieber Gotlieb? So zahm werden ſie
wohl nicht ſein, daß ſie ſich mit Haͤnden grei-
fen lieſſen.
Gotlieb. Wie wolte Robinſon es denn
anfangen?
Vater. Das war nun eben die Frage,
und daruͤber ließ er ſich in lange und ernſtli-
che Ueberlegungen ein. — Aber der Menſch
braucht eine Verrichtung, die nicht an ſich
ſelbſt unmoͤglich iſt, nur recht ernſtlich und
anhaltend zu wollen, ſo iſt ſeinem Verſtande
und ſeinem Fleiſſe nichts zu ſchwer. So groß
und mannigfaltig ſind die Kraͤfte, womit der
guͤtige Schoͤpfer uns ausgeruͤſtet hat!
Merkt euch dieſes, meine Lieben, und
verzweifelt nie an einem erwuͤnſchten Erfolge
irgend einer ſchweren Arbeit, wenn ihr nur
entſchloſſen genug ſeid, nicht eher nachzulaſſen,
bis ihr ſie werdet vollendet haben! Anhalten-
der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/211>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.