eingesalzen, weil er sich erinnerte zu Hause gesehen zu haben, daß seine Mutter es eben so zu machen pflegte.
Das war nun schon ein ziemlicher Vorrath von Fleisch; und doch besorgte er, daß es noch nicht genug sein mögte, im Fal der Win- ter sehr rauh und anhaltend werden solte. Er wünschte daher noch einige Lama's zu fangen; aber das wolte ihm nicht mehr gelingen. Denn die Thiere hatten nunmehr seine Nach- stellungen gemerkt, und waren auf ihrer Hut. Er muste also ein neues Mittel ersinnen, sich ihrer zu bemächtigen.
Auch dieses ward gefunden; so unerschöpflich ist der menschliche Verstand, wenn man ihn nur recht übt, an Hülfsmitteln zur Glüksee- ligkeit! Er hatte bemerkt, daß die Lama's, so oft sie ihn bei der Quelle zu Gesicht beka- men, allemahl in größter Eile über einen klei- nen Hügel nach dem Gebüsche ranten. An der andern Seite war dieser Hügel mit kleinem Gesträuch, wie mit einer Hekke eingefaßt und hinter dieser Hekke war eine steile Wand,
ohn-
Q 3
eingeſalzen, weil er ſich erinnerte zu Hauſe geſehen zu haben, daß ſeine Mutter es eben ſo zu machen pflegte.
Das war nun ſchon ein ziemlicher Vorrath von Fleiſch; und doch beſorgte er, daß es noch nicht genug ſein moͤgte, im Fal der Win- ter ſehr rauh und anhaltend werden ſolte. Er wuͤnſchte daher noch einige Lama's zu fangen; aber das wolte ihm nicht mehr gelingen. Denn die Thiere hatten nunmehr ſeine Nach- ſtellungen gemerkt, und waren auf ihrer Hut. Er muſte alſo ein neues Mittel erſinnen, ſich ihrer zu bemaͤchtigen.
Auch dieſes ward gefunden; ſo unerſchoͤpflich iſt der menſchliche Verſtand, wenn man ihn nur recht uͤbt, an Huͤlfsmitteln zur Gluͤkſee- ligkeit! Er hatte bemerkt, daß die Lama's, ſo oft ſie ihn bei der Quelle zu Geſicht beka- men, allemahl in groͤßter Eile uͤber einen klei- nen Huͤgel nach dem Gebuͤſche ranten. An der andern Seite war dieſer Huͤgel mit kleinem Geſtraͤuch, wie mit einer Hekke eingefaßt und hinter dieſer Hekke war eine ſteile Wand,
ohn-
Q 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0285"n="245"/>
eingeſalzen, weil er ſich erinnerte zu Hauſe<lb/>
geſehen zu haben, daß ſeine Mutter es eben<lb/>ſo zu machen pflegte.</p><lb/><p>Das war nun ſchon ein ziemlicher Vorrath<lb/>
von Fleiſch; und doch beſorgte er, daß es<lb/>
noch nicht genug ſein moͤgte, im Fal der Win-<lb/>
ter ſehr rauh und anhaltend werden ſolte. Er<lb/>
wuͤnſchte daher noch einige Lama's zu fangen;<lb/>
aber das wolte ihm nicht mehr gelingen.<lb/>
Denn die Thiere hatten nunmehr ſeine Nach-<lb/>ſtellungen gemerkt, und waren auf ihrer Hut.<lb/>
Er muſte alſo ein neues Mittel erſinnen, ſich<lb/>
ihrer zu bemaͤchtigen.</p><lb/><p>Auch dieſes ward gefunden; ſo unerſchoͤpflich<lb/>
iſt der menſchliche Verſtand, wenn man ihn<lb/>
nur recht uͤbt, an Huͤlfsmitteln zur Gluͤkſee-<lb/>
ligkeit! Er hatte bemerkt, daß die Lama's,<lb/>ſo oft ſie ihn bei der Quelle zu Geſicht beka-<lb/>
men, allemahl in groͤßter Eile uͤber einen klei-<lb/>
nen Huͤgel nach dem Gebuͤſche ranten. An<lb/>
der andern Seite war dieſer Huͤgel mit kleinem<lb/>
Geſtraͤuch, wie mit einer Hekke eingefaßt<lb/>
und hinter dieſer Hekke war eine ſteile Wand,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q 3</fw><lb/><fwplace="bottom"type="catch">ohn-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[245/0285]
eingeſalzen, weil er ſich erinnerte zu Hauſe
geſehen zu haben, daß ſeine Mutter es eben
ſo zu machen pflegte.
Das war nun ſchon ein ziemlicher Vorrath
von Fleiſch; und doch beſorgte er, daß es
noch nicht genug ſein moͤgte, im Fal der Win-
ter ſehr rauh und anhaltend werden ſolte. Er
wuͤnſchte daher noch einige Lama's zu fangen;
aber das wolte ihm nicht mehr gelingen.
Denn die Thiere hatten nunmehr ſeine Nach-
ſtellungen gemerkt, und waren auf ihrer Hut.
Er muſte alſo ein neues Mittel erſinnen, ſich
ihrer zu bemaͤchtigen.
Auch dieſes ward gefunden; ſo unerſchoͤpflich
iſt der menſchliche Verſtand, wenn man ihn
nur recht uͤbt, an Huͤlfsmitteln zur Gluͤkſee-
ligkeit! Er hatte bemerkt, daß die Lama's,
ſo oft ſie ihn bei der Quelle zu Geſicht beka-
men, allemahl in groͤßter Eile uͤber einen klei-
nen Huͤgel nach dem Gebuͤſche ranten. An
der andern Seite war dieſer Huͤgel mit kleinem
Geſtraͤuch, wie mit einer Hekke eingefaßt
und hinter dieſer Hekke war eine ſteile Wand,
ohn-
Q 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/285>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.