Nikolas. Was sind denn das für Thiere, die Musquitos?
Vater. Eine Art von Fliegen, die aber einen viel schmerzhaftern Stich, als die Un- srigen, verursachen. Sie sind eine große Pla- ge für die Bewohner der heissen Erdgegenden: denn ihre Stiche lassen beinahe eben so schmerzhafte Beulen nach sich, als bei uns der Stich der Bienen und der Wespen. Ro- binsons Gesicht und Hände waren fast im- mer davon aufgeschwollen. Was stand ihm nun nicht erst alsdan für Leiden bevor, wenn seine Kleidungsstükke einst völlig würden zer- rissen sein! Und diese Zeit war nahe.
Dies und besonders die Sehnsucht nach seinen Eltern und nach menschlicher Geselschaft überhaupt, preßten ihm manchen tiefen Seuf- zer aus, so oft er am Strande stand und mit nassen schmachtenden Augen über das unend- liche Weltmeer hinblikte, und jedesmahl nichts, als Wasser und Himmel, vor sich sahe. Wie groß wurde ihm oft das Herz von vergebli- cher Hofnung, wenn am entfernten Horizonte
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Nikolas. Was ſind denn das fuͤr Thiere, die Musquitos?
Vater. Eine Art von Fliegen, die aber einen viel ſchmerzhaftern Stich, als die Un- ſrigen, verurſachen. Sie ſind eine große Pla- ge fuͤr die Bewohner der heiſſen Erdgegenden: denn ihre Stiche laſſen beinahe eben ſo ſchmerzhafte Beulen nach ſich, als bei uns der Stich der Bienen und der Wespen. Ro- binſons Geſicht und Haͤnde waren faſt im- mer davon aufgeſchwollen. Was ſtand ihm nun nicht erſt alsdan fuͤr Leiden bevor, wenn ſeine Kleidungsſtuͤkke einſt voͤllig wuͤrden zer- riſſen ſein! Und dieſe Zeit war nahe.
Dies und beſonders die Sehnſucht nach ſeinen Eltern und nach menſchlicher Geſelſchaft uͤberhaupt, preßten ihm manchen tiefen Seuf- zer aus, ſo oft er am Strande ſtand und mit naſſen ſchmachtenden Augen uͤber das unend- liche Weltmeer hinblikte, und jedesmahl nichts, als Waſſer und Himmel, vor ſich ſahe. Wie groß wurde ihm oft das Herz von vergebli- cher Hofnung, wenn am entfernten Horizonte
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Nikolas. Was ſind denn das fuͤr Thiere,
die Musquitos?
Vater. Eine Art von Fliegen, die aber
einen viel ſchmerzhaftern Stich, als die Un-
ſrigen, verurſachen. Sie ſind eine große Pla-
ge fuͤr die Bewohner der heiſſen Erdgegenden:
denn ihre Stiche laſſen beinahe eben ſo
ſchmerzhafte Beulen nach ſich, als bei uns
der Stich der Bienen und der Wespen. Ro-
binſons Geſicht und Haͤnde waren faſt im-
mer davon aufgeſchwollen. Was ſtand ihm
nun nicht erſt alsdan fuͤr Leiden bevor, wenn
ſeine Kleidungsſtuͤkke einſt voͤllig wuͤrden zer-
riſſen ſein! Und dieſe Zeit war nahe.
Dies und beſonders die Sehnſucht nach
ſeinen Eltern und nach menſchlicher Geſelſchaft
uͤberhaupt, preßten ihm manchen tiefen Seuf-
zer aus, ſo oft er am Strande ſtand und mit
naſſen ſchmachtenden Augen uͤber das unend-
liche Weltmeer hinblikte, und jedesmahl nichts,
als Waſſer und Himmel, vor ſich ſahe. Wie
groß wurde ihm oft das Herz von vergebli-
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/308>, abgerufen am 24.11.2024.
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