sem schreklichen Zustande hatt' er kaum so viel Kraft übrig die Kokusschale mit dem Was- ser nach dem Munde zu führen, um seine bren- nende Zunge zu kühlen.
Endlich drang der Schweiß in großen Trop- fen hervor; und dies verschafte ihm einige Linderung. Nachdem er über eine Stunde darin gelegen hatte, gewan seine Sele wieder einige Besonnenheit. Und da fiel ihm der Gedanke aufs Herz, daß sein Feuer ausgehen würde, wenn nicht neues Holz zugelegt würde. Er kroch also, so mat er auch war, auf allen Vieren hin, und warf so viel Holz auf den Heerd, als nöthig war, um bis Morgen zu brennen. Denn jezt war die Nacht schon an- gebrochen.
Diese Nacht war die traurigste, die er je erlebt hatte. Frost und Hize wechselten ohne Unterlaß mit einander ab; die heftigsten Kopf- schmerzen hörten gar nicht auf; und kein Schlaf kam in seine Augen. Dadurch wurde er so entkräftet, daß er am andern Morgen kaum wieder nach dem Holze hinzukriechen vermogte, um das Feuer zu unterhalten.
Gegen Abend nahm die Krankheit von neuem zu. Er wolte abermahls nach dem Feuer kriechen; aber das war ihm diesmahl unmöglich. Er mußte also auf die Erhaltung
dessel-
ſem ſchreklichen Zuſtande hatt' er kaum ſo viel Kraft uͤbrig die Kokusſchale mit dem Waſ- ſer nach dem Munde zu fuͤhren, um ſeine bren- nende Zunge zu kuͤhlen.
Endlich drang der Schweiß in großen Trop- fen hervor; und dies verſchafte ihm einige Linderung. Nachdem er uͤber eine Stunde darin gelegen hatte, gewan ſeine Sele wieder einige Beſonnenheit. Und da fiel ihm der Gedanke aufs Herz, daß ſein Feuer ausgehen wuͤrde, wenn nicht neues Holz zugelegt wuͤrde. Er kroch alſo, ſo mat er auch war, auf allen Vieren hin, und warf ſo viel Holz auf den Heerd, als noͤthig war, um bis Morgen zu brennen. Denn jezt war die Nacht ſchon an- gebrochen.
Dieſe Nacht war die traurigſte, die er je erlebt hatte. Froſt und Hize wechſelten ohne Unterlaß mit einander ab; die heftigſten Kopf- ſchmerzen hoͤrten gar nicht auf; und kein Schlaf kam in ſeine Augen. Dadurch wurde er ſo entkraͤftet, daß er am andern Morgen kaum wieder nach dem Holze hinzukriechen vermogte, um das Feuer zu unterhalten.
Gegen Abend nahm die Krankheit von neuem zu. Er wolte abermahls nach dem Feuer kriechen; aber das war ihm diesmahl unmoͤglich. Er mußte alſo auf die Erhaltung
deſſel-
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ſem ſchreklichen Zuſtande hatt' er kaum ſo
viel Kraft uͤbrig die Kokusſchale mit dem Waſ-
ſer nach dem Munde zu fuͤhren, um ſeine bren-
nende Zunge zu kuͤhlen.
Endlich drang der Schweiß in großen Trop-
fen hervor; und dies verſchafte ihm einige
Linderung. Nachdem er uͤber eine Stunde
darin gelegen hatte, gewan ſeine Sele wieder
einige Beſonnenheit. Und da fiel ihm der
Gedanke aufs Herz, daß ſein Feuer ausgehen
wuͤrde, wenn nicht neues Holz zugelegt wuͤrde.
Er kroch alſo, ſo mat er auch war, auf allen
Vieren hin, und warf ſo viel Holz auf den
Heerd, als noͤthig war, um bis Morgen zu
brennen. Denn jezt war die Nacht ſchon an-
gebrochen.
Dieſe Nacht war die traurigſte, die er je
erlebt hatte. Froſt und Hize wechſelten ohne
Unterlaß mit einander ab; die heftigſten Kopf-
ſchmerzen hoͤrten gar nicht auf; und kein
Schlaf kam in ſeine Augen. Dadurch wurde
er ſo entkraͤftet, daß er am andern Morgen
kaum wieder nach dem Holze hinzukriechen
vermogte, um das Feuer zu unterhalten.
Gegen Abend nahm die Krankheit von
neuem zu. Er wolte abermahls nach dem
Feuer kriechen; aber das war ihm diesmahl
unmoͤglich. Er mußte alſo auf die Erhaltung
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/328>, abgerufen am 24.11.2024.
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