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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

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gaß darüber das Vergangene und das Zukünf-
tige. Endlich erinnerte ihn sein Magen, daß
er auch was zu Essen haben müste, wenn er
in der großen Stadt London leben wolte. Er
gieng also hin zu dem Schiffer, mit welchem
er gekommen war, und bat ihn, daß er ihn
mögte mit sich speisen lassen.

Dieser war bereit, ihn gastfreundlich auf-
zunehmen. Während dem Essen fragte er
unnser Robinson, warum er denn eigentlich
hieher gekommen sei? und was er nun hier
vorzunehmen gedächte?

Da erzählte ihm Robinson offenherzig,
daß er bloß zur Lust und zwar ohne Wissen
seiner Eltern diese Reise gethan habe, und
daß er nun nicht wisse, was er anfangen solle.

"Ohne Wissen ihrer Eltern?" rief der
Schiffer ganz erschrokken aus, indem ihm das
Messer aus der Hand fiel. "Guter Gott!
warum muste ich das doch nicht eher erfah-
ren!" "Glauben Sie mir, unbesonnener
junger Mensch, fuhr er fort, hätte ich das
zu Hamburg gewust, ich würde sie nicht

mit-

gaß daruͤber das Vergangene und das Zukuͤnf-
tige. Endlich erinnerte ihn ſein Magen, daß
er auch was zu Eſſen haben muͤſte, wenn er
in der großen Stadt London leben wolte. Er
gieng alſo hin zu dem Schiffer, mit welchem
er gekommen war, und bat ihn, daß er ihn
moͤgte mit ſich ſpeiſen laſſen.

Dieſer war bereit, ihn gaſtfreundlich auf-
zunehmen. Waͤhrend dem Eſſen fragte er
unnſer Robinſon, warum er denn eigentlich
hieher gekommen ſei? und was er nun hier
vorzunehmen gedaͤchte?

Da erzaͤhlte ihm Robinſon offenherzig,
daß er bloß zur Luſt und zwar ohne Wiſſen
ſeiner Eltern dieſe Reiſe gethan habe, und
daß er nun nicht wiſſe, was er anfangen ſolle.

„Ohne Wiſſen ihrer Eltern?„ rief der
Schiffer ganz erſchrokken aus, indem ihm das
Meſſer aus der Hand fiel. „Guter Gott!
warum muſte ich das doch nicht eher erfah-
ren!„ „Glauben Sie mir, unbeſonnener
junger Menſch, fuhr er fort, haͤtte ich das
zu Hamburg gewuſt, ich wuͤrde ſie nicht

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[18/0058] gaß daruͤber das Vergangene und das Zukuͤnf- tige. Endlich erinnerte ihn ſein Magen, daß er auch was zu Eſſen haben muͤſte, wenn er in der großen Stadt London leben wolte. Er gieng alſo hin zu dem Schiffer, mit welchem er gekommen war, und bat ihn, daß er ihn moͤgte mit ſich ſpeiſen laſſen. Dieſer war bereit, ihn gaſtfreundlich auf- zunehmen. Waͤhrend dem Eſſen fragte er unnſer Robinſon, warum er denn eigentlich hieher gekommen ſei? und was er nun hier vorzunehmen gedaͤchte? Da erzaͤhlte ihm Robinſon offenherzig, daß er bloß zur Luſt und zwar ohne Wiſſen ſeiner Eltern dieſe Reiſe gethan habe, und daß er nun nicht wiſſe, was er anfangen ſolle. „Ohne Wiſſen ihrer Eltern?„ rief der Schiffer ganz erſchrokken aus, indem ihm das Meſſer aus der Hand fiel. „Guter Gott! warum muſte ich das doch nicht eher erfah- ren!„ „Glauben Sie mir, unbeſonnener junger Menſch, fuhr er fort, haͤtte ich das zu Hamburg gewuſt, ich wuͤrde ſie nicht mit-

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/58>, abgerufen am 21.11.2024.