Mienen und Gebehrden dazu, daß ihn Freitag doch wohl verstehen mußte. So lernte dieser, noch ehe ein halbes Jahr verstrich, so viel Deutsch, daß beide sich ihre Gedanken schon so ziemlich mittheilen konten.
Ein neuer Zuwachs von Glükseeligkeit für unsern Robinson! Bisher hatt' er an Frei- tag nur einen stummen Gehülfen gehabt; nun ward er f[ä]hig, sein wirklicher Geselschafter, sein Freund zu werden. O wie verschwand nun gegen diese Freude das geringere Vergnügen, welches vorher das gedankenlose Geschwäz des Papagaien ihm verursacht hatte!
Freitag bewies sich immer mehr und mehr als einen gutherzigen, treuen jungen Menschen, in dem kein Falsch war; und schien seinem Herrn mit der aufrichtigsten Liebe zugethan zu sein. Daher gewan denn auch dieser ihn von Tage zu Tage lieber, und trug nach einiger Zeit gar kein Bedenken mehr, ihn neben sich in seiner eigenen Höhle schlafen zu lassen.
In weniger, als zwei Monaten, war die Grabenarbeit fertig geworden, und nun konten
sie
Mienen und Gebehrden dazu, daß ihn Freitag doch wohl verſtehen mußte. So lernte dieſer, noch ehe ein halbes Jahr verſtrich, ſo viel Deutſch, daß beide ſich ihre Gedanken ſchon ſo ziemlich mittheilen konten.
Ein neuer Zuwachs von Gluͤkſeeligkeit fuͤr unſern Robinſon! Bisher hatt' er an Frei- tag nur einen ſtummen Gehuͤlfen gehabt; nun ward er f[aͤ]hig, ſein wirklicher Geſelſchafter, ſein Freund zu werden. O wie verſchwand nun gegen dieſe Freude das geringere Vergnuͤgen, welches vorher das gedankenloſe Geſchwaͤz des Papagaien ihm verurſacht hatte!
Freitag bewies ſich immer mehr und mehr als einen gutherzigen, treuen jungen Menſchen, in dem kein Falſch war; und ſchien ſeinem Herrn mit der aufrichtigſten Liebe zugethan zu ſein. Daher gewan denn auch dieſer ihn von Tage zu Tage lieber, und trug nach einiger Zeit gar kein Bedenken mehr, ihn neben ſich in ſeiner eigenen Hoͤhle ſchlafen zu laſſen.
In weniger, als zwei Monaten, war die Grabenarbeit fertig geworden, und nun konten
ſie
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Mienen und Gebehrden dazu, daß ihn Freitag
doch wohl verſtehen mußte. So lernte dieſer,
noch ehe ein halbes Jahr verſtrich, ſo viel
Deutſch, daß beide ſich ihre Gedanken ſchon ſo
ziemlich mittheilen konten.
Ein neuer Zuwachs von Gluͤkſeeligkeit fuͤr
unſern Robinſon! Bisher hatt' er an Frei-
tag nur einen ſtummen Gehuͤlfen gehabt; nun
ward er faͤhig, ſein wirklicher Geſelſchafter,
ſein Freund zu werden. O wie verſchwand nun
gegen dieſe Freude das geringere Vergnuͤgen,
welches vorher das gedankenloſe Geſchwaͤz des
Papagaien ihm verurſacht hatte!
Freitag bewies ſich immer mehr und mehr
als einen gutherzigen, treuen jungen Menſchen,
in dem kein Falſch war; und ſchien ſeinem Herrn
mit der aufrichtigſten Liebe zugethan zu ſein.
Daher gewan denn auch dieſer ihn von Tage
zu Tage lieber, und trug nach einiger Zeit gar
kein Bedenken mehr, ihn neben ſich in ſeiner
eigenen Hoͤhle ſchlafen zu laſſen.
In weniger, als zwei Monaten, war die
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/132>, abgerufen am 25.11.2024.
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