das Werk gleich mit Anbruch des morgenden Ta- ges anzufangen.
Gotlieb. O nun wird die Freude bald aus sein!
Vater. Wie so?
Gotlieb. Ja, wenn er erst ein Schif hat, so wird er bald absegeln; und wenn er denn erst wieder in Europa ist: so kan Vater uns nichts mehr von ihm erzählen.
Vater. Und woltest du auf dieses Ver- gnügen nicht willig Verzicht thun, wenn du des armen Robinsons Befreiung dadurch erkau- fen köntest?
Gotlieb. Ach ja, das ist auch wahr! Ich hatt' es nur nicht bedacht.
Vater. Indeß, wer weiß, was wieder dazwischen kommen kan, daß der Schifbau oder die Abreise doch noch eingestelt werden muß? Die Zukunft ist ein ungewisses, veränderliches Ding, und fält gemeiniglich ganz anders aus, als wir erwartet hatten. Unsere Hofnungen, wenn sie auch noch so zuverläßig zu sein scheinen, schlagen nicht selten fehl; und es ist daher sehr
weise,
das Werk gleich mit Anbruch des morgenden Ta- ges anzufangen.
Gotlieb. O nun wird die Freude bald aus ſein!
Vater. Wie ſo?
Gotlieb. Ja, wenn er erſt ein Schif hat, ſo wird er bald abſegeln; und wenn er denn erſt wieder in Europa iſt: ſo kan Vater uns nichts mehr von ihm erzaͤhlen.
Vater. Und wolteſt du auf dieſes Ver- gnuͤgen nicht willig Verzicht thun, wenn du des armen Robinſons Befreiung dadurch erkau- fen koͤnteſt?
Gotlieb. Ach ja, das iſt auch wahr! Ich hatt' es nur nicht bedacht.
Vater. Indeß, wer weiß, was wieder dazwiſchen kommen kan, daß der Schifbau oder die Abreiſe doch noch eingeſtelt werden muß? Die Zukunft iſt ein ungewiſſes, veraͤnderliches Ding, und faͤlt gemeiniglich ganz anders aus, als wir erwartet hatten. Unſere Hofnungen, wenn ſie auch noch ſo zuverlaͤßig zu ſein ſcheinen, ſchlagen nicht ſelten fehl; und es iſt daher ſehr
weiſe,
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das Werk gleich mit Anbruch des morgenden Ta-
ges anzufangen.
Gotlieb. O nun wird die Freude bald
aus ſein!
Vater. Wie ſo?
Gotlieb. Ja, wenn er erſt ein Schif hat,
ſo wird er bald abſegeln; und wenn er denn erſt
wieder in Europa iſt: ſo kan Vater uns nichts
mehr von ihm erzaͤhlen.
Vater. Und wolteſt du auf dieſes Ver-
gnuͤgen nicht willig Verzicht thun, wenn du des
armen Robinſons Befreiung dadurch erkau-
fen koͤnteſt?
Gotlieb. Ach ja, das iſt auch wahr! Ich
hatt' es nur nicht bedacht.
Vater. Indeß, wer weiß, was wieder
dazwiſchen kommen kan, daß der Schifbau oder
die Abreiſe doch noch eingeſtelt werden muß?
Die Zukunft iſt ein ungewiſſes, veraͤnderliches
Ding, und faͤlt gemeiniglich ganz anders aus,
als wir erwartet hatten. Unſere Hofnungen,
wenn ſie auch noch ſo zuverlaͤßig zu ſein ſcheinen,
ſchlagen nicht ſelten fehl; und es iſt daher ſehr
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/138>, abgerufen am 25.11.2024.
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