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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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men war, fuhr der Vater folgendermaßen
fort.

Kinder, das, wovon ich gestern Abend beim
Schluß meiner Erzählung sagte, daß es mög-
lich sei, hat sich nun wirklich zugetragen.

Alle. Was denn? Was denn?

Vater. Ich sagte, daß im menschlichen
Leben unsere gewissesten Hofnungen oft plözlich
vereitelt werden; und daß daher auch Robinson,
so wahrscheinlich und so nahe seine Erlösung auch
zu sein schiene, doch leicht ein unvorhergesehenes
Hinderniß antreffen dürfte, welches ihn nöthig-
te, noch länger da zu bleiben. Dieses Hinder-
niß nun fand sich schon am folgenden Tage ein.

Es fing nemlich mit diesem Tage abermahls
die gewöhnliche Regenzeit an, von welcher Ro-
binson
nun schon aus vieljähriger Erfahrung
wuste, daß sie jährlich zweimahl, und zwar im-
mer um diejenige Zeit einzutreffen pflege, da
Tag und Nacht einander gleich sind. Während
dieser Regenzeit, die gemeiniglich einen oder
zwei Monate anhielt, war es unmöglich, aus-
ser Hause etwas zu verrichten; so stark und un-

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men war, fuhr der Vater folgendermaßen
fort.

Kinder, das, wovon ich geſtern Abend beim
Schluß meiner Erzaͤhlung ſagte, daß es moͤg-
lich ſei, hat ſich nun wirklich zugetragen.

Alle. Was denn? Was denn?

Vater. Ich ſagte, daß im menſchlichen
Leben unſere gewiſſeſten Hofnungen oft ploͤzlich
vereitelt werden; und daß daher auch Robinſon,
ſo wahrſcheinlich und ſo nahe ſeine Erloͤſung auch
zu ſein ſchiene, doch leicht ein unvorhergeſehenes
Hinderniß antreffen duͤrfte, welches ihn noͤthig-
te, noch laͤnger da zu bleiben. Dieſes Hinder-
niß nun fand ſich ſchon am folgenden Tage ein.

Es fing nemlich mit dieſem Tage abermahls
die gewoͤhnliche Regenzeit an, von welcher Ro-
binſon
nun ſchon aus vieljaͤhriger Erfahrung
wuſte, daß ſie jaͤhrlich zweimahl, und zwar im-
mer um diejenige Zeit einzutreffen pflege, da
Tag und Nacht einander gleich ſind. Waͤhrend
dieſer Regenzeit, die gemeiniglich einen oder
zwei Monate anhielt, war es unmoͤglich, auſ-
ſer Hauſe etwas zu verrichten; ſo ſtark und un-

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[137/0143] men war, fuhr der Vater folgendermaßen fort. Kinder, das, wovon ich geſtern Abend beim Schluß meiner Erzaͤhlung ſagte, daß es moͤg- lich ſei, hat ſich nun wirklich zugetragen. Alle. Was denn? Was denn? Vater. Ich ſagte, daß im menſchlichen Leben unſere gewiſſeſten Hofnungen oft ploͤzlich vereitelt werden; und daß daher auch Robinſon, ſo wahrſcheinlich und ſo nahe ſeine Erloͤſung auch zu ſein ſchiene, doch leicht ein unvorhergeſehenes Hinderniß antreffen duͤrfte, welches ihn noͤthig- te, noch laͤnger da zu bleiben. Dieſes Hinder- niß nun fand ſich ſchon am folgenden Tage ein. Es fing nemlich mit dieſem Tage abermahls die gewoͤhnliche Regenzeit an, von welcher Ro- binſon nun ſchon aus vieljaͤhriger Erfahrung wuſte, daß ſie jaͤhrlich zweimahl, und zwar im- mer um diejenige Zeit einzutreffen pflege, da Tag und Nacht einander gleich ſind. Waͤhrend dieſer Regenzeit, die gemeiniglich einen oder zwei Monate anhielt, war es unmoͤglich, auſ- ſer Hauſe etwas zu verrichten; ſo ſtark und un- auf- I 5

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/143>, abgerufen am 24.11.2024.