Scheere nicht genug bewundern und gestand zu wiederhohlten mahlen, daß er und seine Landes- leute, mit den künstlichen Europäern verglichen, doch nur recht arme Schelme wären.
Sie wurden noch vor Abend mit dieser Ar- beit fertig; und da machte Robinson sich noch die Freude, seinem Freitag die erstaunliche Wir- kung einer Kanone zu zeigen. Er lud sie mit einer Kugel, stelte sie darauf so, daß der Schuß die Oberfläche des Wassers streifen muste, damit Freitag recht deutlich sehen könte, wie weit die Kugel fortgeschnelt werden würde. Jezt brant' er sie ab, und ohngeachtet Freitag schon durch die beiden Flintenschüsse auf dieses Schauspiel vorbereitet war: so erschrak er doch von neuem über den noch weit heftigern Knal der Kanone so sehr, daß ihm alle Glieder zitterten. Die Kugel tanzte auf der Oberfläche des Meeres hin und verlohr sich in einer unabsehlichen Entfer- nung. Freitag versicherte darauf, daß es nur eines einzigen solchen Schusses bedürfen würde, um alle seine Landsleute, wenn sie auch bei Tau- senden herbei kämen, plözlich in die Flucht zu
jagen,
P 5
Scheere nicht genug bewundern und geſtand zu wiederhohlten mahlen, daß er und ſeine Landes- leute, mit den kuͤnſtlichen Europaͤern verglichen, doch nur recht arme Schelme waͤren.
Sie wurden noch vor Abend mit dieſer Ar- beit fertig; und da machte Robinſon ſich noch die Freude, ſeinem Freitag die erſtaunliche Wir- kung einer Kanone zu zeigen. Er lud ſie mit einer Kugel, ſtelte ſie darauf ſo, daß der Schuß die Oberflaͤche des Waſſers ſtreifen muſte, damit Freitag recht deutlich ſehen koͤnte, wie weit die Kugel fortgeſchnelt werden wuͤrde. Jezt brant' er ſie ab, und ohngeachtet Freitag ſchon durch die beiden Flintenſchuͤſſe auf dieſes Schauſpiel vorbereitet war: ſo erſchrak er doch von neuem uͤber den noch weit heftigern Knal der Kanone ſo ſehr, daß ihm alle Glieder zitterten. Die Kugel tanzte auf der Oberflaͤche des Meeres hin und verlohr ſich in einer unabſehlichen Entfer- nung. Freitag verſicherte darauf, daß es nur eines einzigen ſolchen Schuſſes beduͤrfen wuͤrde, um alle ſeine Landsleute, wenn ſie auch bei Tau- ſenden herbei kaͤmen, ploͤzlich in die Flucht zu
jagen,
P 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0239"n="233"/>
Scheere nicht genug bewundern und geſtand zu<lb/>
wiederhohlten mahlen, daß er und ſeine Landes-<lb/>
leute, mit den kuͤnſtlichen Europaͤern verglichen,<lb/>
doch nur recht arme Schelme waͤren.</p><lb/><p>Sie wurden noch vor Abend mit dieſer Ar-<lb/>
beit fertig; und da machte <hirendition="#fr">Robinſon</hi>ſich noch<lb/>
die Freude, ſeinem <hirendition="#fr">Freitag</hi> die erſtaunliche Wir-<lb/>
kung einer Kanone zu zeigen. Er lud ſie mit<lb/>
einer Kugel, ſtelte ſie darauf ſo, daß der Schuß<lb/>
die Oberflaͤche des Waſſers ſtreifen muſte, damit<lb/><hirendition="#fr">Freitag</hi> recht deutlich ſehen koͤnte, wie weit die<lb/>
Kugel fortgeſchnelt werden wuͤrde. Jezt brant'<lb/>
er ſie ab, und ohngeachtet <hirendition="#fr">Freitag</hi>ſchon durch<lb/>
die beiden Flintenſchuͤſſe auf dieſes Schauſpiel<lb/>
vorbereitet war: ſo erſchrak er doch von neuem<lb/>
uͤber den noch weit heftigern Knal der Kanone<lb/>ſo ſehr, daß ihm alle Glieder zitterten. Die<lb/>
Kugel tanzte auf der Oberflaͤche des Meeres hin<lb/>
und verlohr ſich in einer unabſehlichen Entfer-<lb/>
nung. <hirendition="#fr">Freitag</hi> verſicherte darauf, daß es nur<lb/>
eines einzigen ſolchen Schuſſes beduͤrfen wuͤrde,<lb/>
um alle ſeine Landsleute, wenn ſie auch bei Tau-<lb/>ſenden herbei kaͤmen, ploͤzlich in die Flucht zu<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P 5</fw><lb/><fwplace="bottom"type="catch">jagen,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[233/0239]
Scheere nicht genug bewundern und geſtand zu
wiederhohlten mahlen, daß er und ſeine Landes-
leute, mit den kuͤnſtlichen Europaͤern verglichen,
doch nur recht arme Schelme waͤren.
Sie wurden noch vor Abend mit dieſer Ar-
beit fertig; und da machte Robinſon ſich noch
die Freude, ſeinem Freitag die erſtaunliche Wir-
kung einer Kanone zu zeigen. Er lud ſie mit
einer Kugel, ſtelte ſie darauf ſo, daß der Schuß
die Oberflaͤche des Waſſers ſtreifen muſte, damit
Freitag recht deutlich ſehen koͤnte, wie weit die
Kugel fortgeſchnelt werden wuͤrde. Jezt brant'
er ſie ab, und ohngeachtet Freitag ſchon durch
die beiden Flintenſchuͤſſe auf dieſes Schauſpiel
vorbereitet war: ſo erſchrak er doch von neuem
uͤber den noch weit heftigern Knal der Kanone
ſo ſehr, daß ihm alle Glieder zitterten. Die
Kugel tanzte auf der Oberflaͤche des Meeres hin
und verlohr ſich in einer unabſehlichen Entfer-
nung. Freitag verſicherte darauf, daß es nur
eines einzigen ſolchen Schuſſes beduͤrfen wuͤrde,
um alle ſeine Landsleute, wenn ſie auch bei Tau-
ſenden herbei kaͤmen, ploͤzlich in die Flucht zu
jagen,
P 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/239>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.