glükliche Menschen aus den Kähnen hohlen und nach dem Feuerplaze hinschleppen sahe! Er zwei- felte nicht, daß sie zur Schlachtbank geführt werden solten, und in demselben Augenblikke wurde diese seine Vermuthung auf die schrek- lichste Weise bestätiget. Einige der Unmenschen schlugen nemlich den einen Gefangenen zu Bo- den und ein Paar andere fielen über ihn her, vermuthlich, um ihm den Leib aufzuschneiden und ihn zu ihrem abscheulichen Gastmahle zu zubereiten. Unterdeß stand der andere Gefan- gene als ein Zuschauer bei diesem unmenschlichen Schauspiele da, bis die Reihe an ihn kommen würde. Aber plözlich, da dieser arme Mensch merkte, daß alle mit seinem geschlachteten Ka- meraden beschäftiget waren und eben nicht sehr auf ihn achteten, ergrif er, in der Hofnung sein Leben zu retten, die Flucht, und lief mit unglaublicher Geschwindigkeit grade nach der Ge- gend zu, wo Robinsons Wohnung war.
Freude, Hofnung, Furcht und Grauen er- griffen jezt zugleich das Herz unsers Helden und färbten seine Wangen bald mit hoher Röthe,
bald
gluͤkliche Menſchen aus den Kaͤhnen hohlen und nach dem Feuerplaze hinſchleppen ſahe! Er zwei- felte nicht, daß ſie zur Schlachtbank gefuͤhrt werden ſolten, und in demſelben Augenblikke wurde dieſe ſeine Vermuthung auf die ſchrek- lichſte Weiſe beſtaͤtiget. Einige der Unmenſchen ſchlugen nemlich den einen Gefangenen zu Bo- den und ein Paar andere fielen uͤber ihn her, vermuthlich, um ihm den Leib aufzuſchneiden und ihn zu ihrem abſcheulichen Gaſtmahle zu zubereiten. Unterdeß ſtand der andere Gefan- gene als ein Zuſchauer bei dieſem unmenſchlichen Schauſpiele da, bis die Reihe an ihn kommen wuͤrde. Aber ploͤzlich, da dieſer arme Menſch merkte, daß alle mit ſeinem geſchlachteten Ka- meraden beſchaͤftiget waren und eben nicht ſehr auf ihn achteten, ergrif er, in der Hofnung ſein Leben zu retten, die Flucht, und lief mit unglaublicher Geſchwindigkeit grade nach der Ge- gend zu, wo Robinſons Wohnung war.
Freude, Hofnung, Furcht und Grauen er- griffen jezt zugleich das Herz unſers Helden und faͤrbten ſeine Wangen bald mit hoher Roͤthe,
bald
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gluͤkliche Menſchen aus den Kaͤhnen hohlen und
nach dem Feuerplaze hinſchleppen ſahe! Er zwei-
felte nicht, daß ſie zur Schlachtbank gefuͤhrt
werden ſolten, und in demſelben Augenblikke
wurde dieſe ſeine Vermuthung auf die ſchrek-
lichſte Weiſe beſtaͤtiget. Einige der Unmenſchen
ſchlugen nemlich den einen Gefangenen zu Bo-
den und ein Paar andere fielen uͤber ihn her,
vermuthlich, um ihm den Leib aufzuſchneiden
und ihn zu ihrem abſcheulichen Gaſtmahle zu
zubereiten. Unterdeß ſtand der andere Gefan-
gene als ein Zuſchauer bei dieſem unmenſchlichen
Schauſpiele da, bis die Reihe an ihn kommen
wuͤrde. Aber ploͤzlich, da dieſer arme Menſch
merkte, daß alle mit ſeinem geſchlachteten Ka-
meraden beſchaͤftiget waren und eben nicht ſehr
auf ihn achteten, ergrif er, in der Hofnung
ſein Leben zu retten, die Flucht, und lief mit
unglaublicher Geſchwindigkeit grade nach der Ge-
gend zu, wo Robinſons Wohnung war.
Freude, Hofnung, Furcht und Grauen er-
griffen jezt zugleich das Herz unſers Helden und
faͤrbten ſeine Wangen bald mit hoher Roͤthe,
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/76>, abgerufen am 27.11.2024.
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