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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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In diesem Augenblikke fühlte unser Ro-
binson
sich von einem Muthe beseelt, der so
groß und feurig noch nie in ihm erwacht war.
Seine Blikke sprüheten Feuer; sein Herz dreng-
te ihn, dem Unglüklichen beizuspringen; er er-
grif seine Lanze und ohne sich einen Augenblik
länger zu bedenken, rant' er den Berg hinab
und war in einem Hui! zwischen dem Verfolg-
ten und seinen Verfolgern. Halt! rief er dem
Ersten mit lauter donnernder Stimme zu, in-
dem er aus dem Gebüsch hervorsprang; halt!
Der arme Flüchtling sahe sich um, und erschrak
beim Anblik des über und über in Felle gehülten
Robinsons, den er vermuthlich für ein über-
menschliches Wesen hielt, dergestalt, daß er
nicht wußte, ob er sich vor ihm niederwerfen
oder entfliehen solte.

Robinson winkte ihm mit der Hand, gab
ihm zu erkennen, daß er zu seiner Beschüzung
da sei, und rükte dabei almählig gegen seine bei-
den Verfolger an. Jezt war er so weit gekom-
men, daß er den ersten mit seinem Spieß er-
reichen konte. Er ermante sich, und versezte

ihm

In dieſem Augenblikke fuͤhlte unſer Ro-
binſon
ſich von einem Muthe beſeelt, der ſo
groß und feurig noch nie in ihm erwacht war.
Seine Blikke ſpruͤheten Feuer; ſein Herz dreng-
te ihn, dem Ungluͤklichen beizuſpringen; er er-
grif ſeine Lanze und ohne ſich einen Augenblik
laͤnger zu bedenken, rant' er den Berg hinab
und war in einem Hui! zwiſchen dem Verfolg-
ten und ſeinen Verfolgern. Halt! rief er dem
Erſten mit lauter donnernder Stimme zu, in-
dem er aus dem Gebuͤſch hervorſprang; halt!
Der arme Fluͤchtling ſahe ſich um, und erſchrak
beim Anblik des uͤber und uͤber in Felle gehuͤlten
Robinſons, den er vermuthlich fuͤr ein uͤber-
menſchliches Weſen hielt, dergeſtalt, daß er
nicht wußte, ob er ſich vor ihm niederwerfen
oder entfliehen ſolte.

Robinſon winkte ihm mit der Hand, gab
ihm zu erkennen, daß er zu ſeiner Beſchuͤzung
da ſei, und ruͤkte dabei almaͤhlig gegen ſeine bei-
den Verfolger an. Jezt war er ſo weit gekom-
men, daß er den erſten mit ſeinem Spieß er-
reichen konte. Er ermante ſich, und verſezte

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[72/0078] In dieſem Augenblikke fuͤhlte unſer Ro- binſon ſich von einem Muthe beſeelt, der ſo groß und feurig noch nie in ihm erwacht war. Seine Blikke ſpruͤheten Feuer; ſein Herz dreng- te ihn, dem Ungluͤklichen beizuſpringen; er er- grif ſeine Lanze und ohne ſich einen Augenblik laͤnger zu bedenken, rant' er den Berg hinab und war in einem Hui! zwiſchen dem Verfolg- ten und ſeinen Verfolgern. Halt! rief er dem Erſten mit lauter donnernder Stimme zu, in- dem er aus dem Gebuͤſch hervorſprang; halt! Der arme Fluͤchtling ſahe ſich um, und erſchrak beim Anblik des uͤber und uͤber in Felle gehuͤlten Robinſons, den er vermuthlich fuͤr ein uͤber- menſchliches Weſen hielt, dergeſtalt, daß er nicht wußte, ob er ſich vor ihm niederwerfen oder entfliehen ſolte. Robinſon winkte ihm mit der Hand, gab ihm zu erkennen, daß er zu ſeiner Beſchuͤzung da ſei, und ruͤkte dabei almaͤhlig gegen ſeine bei- den Verfolger an. Jezt war er ſo weit gekom- men, daß er den erſten mit ſeinem Spieß er- reichen konte. Er ermante ſich, und verſezte ihm

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/78>, abgerufen am 23.11.2024.