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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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schönes in seinem ganzen Leben noch nicht gese-
hen hatte. Es war ihm ohngefähr eben so da-
bei zu Muthe, als wenn ein Landman, der nie
aus seinem Dorfe gekommen ist, zum ersten-
mahle in einen Pallast geführt wird.

Robinson gab ihm durch Zeichen zu ver-
stehen, was er von seinen grausamen Landsleu-
ten für sich und ihn besorgte, und bedeutete ihm,
daß er entschlossen sei, sein Leben bis auf den
lezten Blutstropfen gegen sie zu vertheidigen.
Der Wilde verstand ihn, machte ein grimmiges
Gesicht, schwenkte das Beil, welches er noch in
Händen hatte, einige mahl über dem Kopfe,
und wandte sich darauf mit fürchterlichen Ge-
behrden drohend nach der Seite hin, wo seine
Feinde waren, als wenn er sie zum Kampf
heraus foderte, um durch dies alles seinem
Schuzhern zu erkennen zu geben, daß es ihm
gleichfals nicht an Muthe fehle, sich tapfer ge-
gen sie zu wehren. Robinson lobte seine
Herzhaftigkeit, gab ihm einen Bogen nebst ei-
nem seiner Spiesse (denn er hatte deren nach
und nach mehrere verfertiget) in die Hand und

stelte

ſchoͤnes in ſeinem ganzen Leben noch nicht geſe-
hen hatte. Es war ihm ohngefaͤhr eben ſo da-
bei zu Muthe, als wenn ein Landman, der nie
aus ſeinem Dorfe gekommen iſt, zum erſten-
mahle in einen Pallaſt gefuͤhrt wird.

Robinſon gab ihm durch Zeichen zu ver-
ſtehen, was er von ſeinen grauſamen Landsleu-
ten fuͤr ſich und ihn beſorgte, und bedeutete ihm,
daß er entſchloſſen ſei, ſein Leben bis auf den
lezten Blutstropfen gegen ſie zu vertheidigen.
Der Wilde verſtand ihn, machte ein grimmiges
Geſicht, ſchwenkte das Beil, welches er noch in
Haͤnden hatte, einige mahl uͤber dem Kopfe,
und wandte ſich darauf mit fuͤrchterlichen Ge-
behrden drohend nach der Seite hin, wo ſeine
Feinde waren, als wenn er ſie zum Kampf
heraus foderte, um durch dies alles ſeinem
Schuzhern zu erkennen zu geben, daß es ihm
gleichfals nicht an Muthe fehle, ſich tapfer ge-
gen ſie zu wehren. Robinſon lobte ſeine
Herzhaftigkeit, gab ihm einen Bogen nebſt ei-
nem ſeiner Spieſſe (denn er hatte deren nach
und nach mehrere verfertiget) in die Hand und

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[82/0088] ſchoͤnes in ſeinem ganzen Leben noch nicht geſe- hen hatte. Es war ihm ohngefaͤhr eben ſo da- bei zu Muthe, als wenn ein Landman, der nie aus ſeinem Dorfe gekommen iſt, zum erſten- mahle in einen Pallaſt gefuͤhrt wird. Robinſon gab ihm durch Zeichen zu ver- ſtehen, was er von ſeinen grauſamen Landsleu- ten fuͤr ſich und ihn beſorgte, und bedeutete ihm, daß er entſchloſſen ſei, ſein Leben bis auf den lezten Blutstropfen gegen ſie zu vertheidigen. Der Wilde verſtand ihn, machte ein grimmiges Geſicht, ſchwenkte das Beil, welches er noch in Haͤnden hatte, einige mahl uͤber dem Kopfe, und wandte ſich darauf mit fuͤrchterlichen Ge- behrden drohend nach der Seite hin, wo ſeine Feinde waren, als wenn er ſie zum Kampf heraus foderte, um durch dies alles ſeinem Schuzhern zu erkennen zu geben, daß es ihm gleichfals nicht an Muthe fehle, ſich tapfer ge- gen ſie zu wehren. Robinſon lobte ſeine Herzhaftigkeit, gab ihm einen Bogen nebſt ei- nem ſeiner Spieſſe (denn er hatte deren nach und nach mehrere verfertiget) in die Hand und ſtelte

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/88>, abgerufen am 23.11.2024.