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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

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einer nüzlichen Geschäftigkeit der Mitwir-
kung anderer Menschen am füglichsten ent-
behren kanst.
Je einfacher deine Verhältnisse
sein werden, und je weniger du in deiner Wirk-
samkeit mit andern Menschen zusammentreffen
wirst: desto ruhiger wird auch deine Lage sein,
und desto sicherer wirst du für den Erfolg deiner
Arbeiten stehen können.



Ueberhaupt, mein Sohn, suche so un-
abhängig zu werden, als es bei der der-
maligen Lage der Menschheit möglich ist.

Dazu aber wird vornehmlich erfodert, daß du
deine Bedürfnisse auf alle Weise zu vermindern,
und dir Talente zu erwerben suchest, welche dir
deinen Unterhalt -- von der Menschen Gunst
und Ungunst unabhängig -- erwerben können.
Dan darfst du dein Haupt frei empor richten,
brauchst vor niemand zu kriechen, und niemand
wird es auch von dir verlangen. Unabhängig-
keit! O wüßtest du schon jezt, welch mannig-
faltiges Glük durch dieses einzige Wort, welch

mannig-

einer nuͤzlichen Geſchaͤftigkeit der Mitwir-
kung anderer Menſchen am fuͤglichſten ent-
behren kanſt.
Je einfacher deine Verhaͤltniſſe
ſein werden, und je weniger du in deiner Wirk-
ſamkeit mit andern Menſchen zuſammentreffen
wirſt: deſto ruhiger wird auch deine Lage ſein,
und deſto ſicherer wirſt du fuͤr den Erfolg deiner
Arbeiten ſtehen koͤnnen.



Ueberhaupt, mein Sohn, ſuche ſo un-
abhaͤngig zu werden, als es bei der der-
maligen Lage der Menſchheit moͤglich iſt.

Dazu aber wird vornehmlich erfodert, daß du
deine Beduͤrfniſſe auf alle Weiſe zu vermindern,
und dir Talente zu erwerben ſucheſt, welche dir
deinen Unterhalt — von der Menſchen Gunſt
und Ungunſt unabhaͤngig — erwerben koͤnnen.
Dan darfſt du dein Haupt frei empor richten,
brauchſt vor niemand zu kriechen, und niemand
wird es auch von dir verlangen. Unabhaͤngig-
keit! O wuͤßteſt du ſchon jezt, welch mannig-
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[252/0282] einer nuͤzlichen Geſchaͤftigkeit der Mitwir- kung anderer Menſchen am fuͤglichſten ent- behren kanſt. Je einfacher deine Verhaͤltniſſe ſein werden, und je weniger du in deiner Wirk- ſamkeit mit andern Menſchen zuſammentreffen wirſt: deſto ruhiger wird auch deine Lage ſein, und deſto ſicherer wirſt du fuͤr den Erfolg deiner Arbeiten ſtehen koͤnnen. Ueberhaupt, mein Sohn, ſuche ſo un- abhaͤngig zu werden, als es bei der der- maligen Lage der Menſchheit moͤglich iſt. Dazu aber wird vornehmlich erfodert, daß du deine Beduͤrfniſſe auf alle Weiſe zu vermindern, und dir Talente zu erwerben ſucheſt, welche dir deinen Unterhalt — von der Menſchen Gunſt und Ungunſt unabhaͤngig — erwerben koͤnnen. Dan darfſt du dein Haupt frei empor richten, brauchſt vor niemand zu kriechen, und niemand wird es auch von dir verlangen. Unabhaͤngig- keit! O wuͤßteſt du ſchon jezt, welch mannig- faltiges Gluͤk durch dieſes einzige Wort, welch mannig-

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/282>, abgerufen am 22.11.2024.