Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783.Laßt uns das an Beispielen sehen! Ich Kan ich sicher sein, er werde so und so han- Ist z. E. dieser ehrgeizige Staatsman zugleich Günst-
Laßt uns das an Beiſpielen ſehen! Ich Kan ich ſicher ſein, er werde ſo und ſo han- Iſt z. E. dieſer ehrgeizige Staatsman zugleich Guͤnſt-
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Laßt uns das an Beiſpielen ſehen! Ich
nehme an, der Ehrgeiz ſei die herſchende Leiden-
ſchaft eines Staatsminiſters, wie er es denn ins-
gemein iſt; ich nehme auch an, daß dieſer Mini-
ſter ein geſchikter ſei. Wird er denn darum den
Gegenſtand dieſer herſchenden Leidenſchaft unver-
aͤuderlich verfolgen?
Kan ich ſicher ſein, er werde ſo und ſo han-
deln, darum, weil er es ſolte? Nichts weniger!
Krankheit oder Niedergeſchlagenheit koͤnnen dieſe
herſchende Leidenſchaft daͤmpfen; Launen und
muͤrriſches Weſen koͤnnen daruͤber ſiegen, auch
niedrigere Leidenſchaften koͤnnen ſie zuweilen uͤber-
fallen und unterdruͤkken.
Iſt z. E. dieſer ehrgeizige Staatsman zugleich
geizig, ſo kan ein ſich ploͤzlich zeigender großer
Gewin das ganze Werk ſeines Ehrgeizes unter-
graben. Iſt er zornig, ſo kan Widerſpruch und
Reizung, (die zuweilen vielleicht gar aus liſtigem
Vorſaze koͤmt,) haſtige, unbeſonnene Ausdruͤkke
oder Handlungen hervorlokken, die ſeinen Haupt-
entzwek vernichten. Iſt er eitel und der Schmei-
chelei ausgeſezt, ſo kan ein ſchlauer, ſchmeichelnder
Guͤnſt-
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