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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783.

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flüßigen Dingen in einem Mangel der wahren
Nothwendigkeiten des Lebens.

Ohne Sorgfalt und Ordnung wird selbst nicht
das größte Vermögen, mit ihnen aber wird bei-
nahe das kleinste zur Bestreitung alles nöthigen
Aufwandes hinreichen. So viel du kanst, be-
zahle alles baar, was du kaufst, und hüte dich,
Rechnungen auflaufen zu lassen! Zahle auch das
Geld selbst aus, nicht durch Bediente, die sich
entweder einen Schilling vom Pfunde ausbedin-
gen, oder ein Geschenk dafür fodern, daß sie,
wie sie zu sagen pflegen, ein gutes Wort eingelegt
haben. Wo du dir Rechnungen bringen lassen
mußt, zum Beispiele, wegen des Essens, der
Kleider, u. s. f. da zahle sie ordentlich jeden Monat
ab, und zwar mit eignen Händen! Kauf nicht,
aus übel verstandner Wirthlichkeit, etwas, das du
nicht brauchst, darum, weil es wohlfeil ist, noch
auch aus einfältigem Stolze darum, weil es
theuer ist!

Berechne in einem Buche alles, was du ein-
nimst und ausgibst! Ich meine nicht, du solst
die Schillinge und halben Kronen berechnen, mit

denen

fluͤßigen Dingen in einem Mangel der wahren
Nothwendigkeiten des Lebens.

Ohne Sorgfalt und Ordnung wird ſelbſt nicht
das groͤßte Vermoͤgen, mit ihnen aber wird bei-
nahe das kleinſte zur Beſtreitung alles noͤthigen
Aufwandes hinreichen. So viel du kanſt, be-
zahle alles baar, was du kaufſt, und huͤte dich,
Rechnungen auflaufen zu laſſen! Zahle auch das
Geld ſelbſt aus, nicht durch Bediente, die ſich
entweder einen Schilling vom Pfunde ausbedin-
gen, oder ein Geſchenk dafuͤr fodern, daß ſie,
wie ſie zu ſagen pflegen, ein gutes Wort eingelegt
haben. Wo du dir Rechnungen bringen laſſen
mußt, zum Beiſpiele, wegen des Eſſens, der
Kleider, u. ſ. f. da zahle ſie ordentlich jeden Monat
ab, und zwar mit eignen Haͤnden! Kauf nicht,
aus uͤbel verſtandner Wirthlichkeit, etwas, das du
nicht brauchſt, darum, weil es wohlfeil iſt, noch
auch aus einfaͤltigem Stolze darum, weil es
theuer iſt!

Berechne in einem Buche alles, was du ein-
nimſt und ausgibſt! Ich meine nicht, du ſolſt
die Schillinge und halben Kronen berechnen, mit

denen
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[158/0164] fluͤßigen Dingen in einem Mangel der wahren Nothwendigkeiten des Lebens. Ohne Sorgfalt und Ordnung wird ſelbſt nicht das groͤßte Vermoͤgen, mit ihnen aber wird bei- nahe das kleinſte zur Beſtreitung alles noͤthigen Aufwandes hinreichen. So viel du kanſt, be- zahle alles baar, was du kaufſt, und huͤte dich, Rechnungen auflaufen zu laſſen! Zahle auch das Geld ſelbſt aus, nicht durch Bediente, die ſich entweder einen Schilling vom Pfunde ausbedin- gen, oder ein Geſchenk dafuͤr fodern, daß ſie, wie ſie zu ſagen pflegen, ein gutes Wort eingelegt haben. Wo du dir Rechnungen bringen laſſen mußt, zum Beiſpiele, wegen des Eſſens, der Kleider, u. ſ. f. da zahle ſie ordentlich jeden Monat ab, und zwar mit eignen Haͤnden! Kauf nicht, aus uͤbel verſtandner Wirthlichkeit, etwas, das du nicht brauchſt, darum, weil es wohlfeil iſt, noch auch aus einfaͤltigem Stolze darum, weil es theuer iſt! Berechne in einem Buche alles, was du ein- nimſt und ausgibſt! Ich meine nicht, du ſolſt die Schillinge und halben Kronen berechnen, mit denen

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron02_1783/164>, abgerufen am 11.12.2024.