Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767.Das neunte Stük so weit auffahren will, als man Erze hat: So kan man, vermöge ihrer Vorrichtung,bei welcher die Erze stets stufenweis weggenommen werden, die hinter oder über den Strossen stehen gebliebene Erze wieder durch Firsten, die hinter oder unter den Firsten gelassene Erze aber wieder durch Strossen gewinnen. Man fängt überdis den Strossen- und den Firstenbau an dem Ort an, wo man schon einen Stos, und denselben nicht erst zu machen nötig hat, welches gemeiniglich in den Schächten geschiehet, wann kein Bruch zu besürchten stehet. Die taube Bergarten, die man Berge nennet, welche in denen Strossen und Firsten gewonnen werden, verstürzt, oder versezzet man in die ausgehauene Räume. Dieses Versezzen der Berge geschiehet aber dergestalt, daß man die Berge aus denen Strossen über sich, auf den nächsten Kasten, wovon ich §. 41. handele, die aus denen Firsten aber unter sich in die ausgehauene Räume versezzet. Die sämtliche Höhlungen, die man auf denen Gängen machet, werden also wieder verstür- zet. Dabei erhält man aber einen doppelten Vorteil: Denn man hat einmal nicht nötig, daß man die Berge zu Tag fördert, es wiederstehen aber auch dieselbe vor das andere zugleich dem Druk des Hangenden und des Liegenden. §. 38. Die Erze werden in denen Strossen und Firsten in dem Schichtlohn gewonnen. §. 39.
Das neunte Stuͤk ſo weit auffahren will, als man Erze hat: So kan man, vermoͤge ihrer Vorrichtung,bei welcher die Erze ſtets ſtufenweis weggenommen werden, die hinter oder uͤber den Stroſſen ſtehen gebliebene Erze wieder durch Firſten, die hinter oder unter den Firſten gelaſſene Erze aber wieder durch Stroſſen gewinnen. Man faͤngt uͤberdis den Stroſſen- und den Firſtenbau an dem Ort an, wo man ſchon einen Stos, und denſelben nicht erſt zu machen noͤtig hat, welches gemeiniglich in den Schaͤchten geſchiehet, wann kein Bruch zu beſuͤrchten ſtehet. Die taube Bergarten, die man Berge nennet, welche in denen Stroſſen und Firſten gewonnen werden, verſtuͤrzt, oder verſezzet man in die ausgehauene Raͤume. Dieſes Verſezzen der Berge geſchiehet aber dergeſtalt, daß man die Berge aus denen Stroſſen uͤber ſich, auf den naͤchſten Kaſten, wovon ich §. 41. handele, die aus denen Firſten aber unter ſich in die ausgehauene Raͤume verſezzet. Die ſaͤmtliche Hoͤhlungen, die man auf denen Gaͤngen machet, werden alſo wieder verſtuͤr- zet. Dabei erhaͤlt man aber einen doppelten Vorteil: Denn man hat einmal nicht noͤtig, daß man die Berge zu Tag foͤrdert, es wiederſtehen aber auch dieſelbe vor das andere zugleich dem Druk des Hangenden und des Liegenden. §. 38. Die Erze werden in denen Stroſſen und Firſten in dem Schichtlohn gewonnen. §. 39.
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Das neunte Stuͤk
ſo weit auffahren will, als man Erze hat: So kan man, vermoͤge ihrer Vorrichtung,
bei welcher die Erze ſtets ſtufenweis weggenommen werden, die hinter oder uͤber den
Stroſſen ſtehen gebliebene Erze wieder durch Firſten, die hinter oder unter den Firſten
gelaſſene Erze aber wieder durch Stroſſen gewinnen. Man faͤngt uͤberdis den Stroſſen-
und den Firſtenbau an dem Ort an, wo man ſchon einen Stos, und denſelben nicht
erſt zu machen noͤtig hat, welches gemeiniglich in den Schaͤchten geſchiehet, wann kein
Bruch zu beſuͤrchten ſtehet. Die taube Bergarten, die man Berge nennet, welche in
denen Stroſſen und Firſten gewonnen werden, verſtuͤrzt, oder verſezzet man in die
ausgehauene Raͤume. Dieſes Verſezzen der Berge geſchiehet aber dergeſtalt, daß man
die Berge aus denen Stroſſen uͤber ſich, auf den naͤchſten Kaſten, wovon ich §. 41.
handele, die aus denen Firſten aber unter ſich in die ausgehauene Raͤume verſezzet. Die
ſaͤmtliche Hoͤhlungen, die man auf denen Gaͤngen machet, werden alſo wieder verſtuͤr-
zet. Dabei erhaͤlt man aber einen doppelten Vorteil: Denn man hat einmal nicht
noͤtig, daß man die Berge zu Tag foͤrdert, es wiederſtehen aber auch dieſelbe vor das
andere zugleich dem Druk des Hangenden und des Liegenden.
§. 38.
Die Erze werden in denen Stroſſen und Firſten in dem Schichtlohn gewonnen.
Eine Schicht dauret aber 8 Stunden: Es ſind alſo 24 Stunde in drei gleiche Teile
geteilet, die man drei Drittel nennet. Es arbeiten daher die Bergleute von des Mor-
gens 4 Uhr, nach gehaltenem Gebaͤt in dem Zechenhaus, bis des Mittags um 12 Uhr,
da alsdann andere anfahren, die bis des Abends um 8 Uhr arbeiten, welche von noch
andern abgeloͤſet werden, die dann wieder bis des Morgens 4 Uhr, da der erſtern ihre
Arbeiten wieder anfangen, fortarbeiten. Man teilet die Bergleute in Bohr- und in
Stroſſenhaͤuer, die auf den Stroſſen arbeiten, in Anſchlaͤger, welche die Erze in der
Grube ausſuchen und ausſcheiden, in Holzarbeiter, die das Holz vorrichten, und in
Gedinghaͤuer, die in den Schaͤchten, und vor den Oertern arbeiten. Die Bohr- und
die Stroſſenhaͤuer, die Anſchlaͤger, und die Holzarbeiter bekommen in einer Schicht 5
Mariengroſchen, bei dieſem Lohn aber muͤſſen die beide erſte in einer Schicht, ie nach-
dem es feſt iſt, 45, 48 bis 60 Zoll unter ſich, und in dem Naſſen 30 bis 40-, in dem
Trokkenen aber nur 20 bis 24 Zoll uͤber ſich bohren. Denen Gedinghaͤuern verdingt
man im Gegenteil nach der Laͤnge, der Breite, der Hoͤhe und der Feſtigkeit eines Ortes,
und zwar dergeſtalt, daß einer die Schicht 5 Mariengroſchen bekomt. Das Foͤrdern,
das Anſchlagen, das Stuͤrzen, und alle andere Nebenarbeiten geſchehen von den er-
wehnten Bergleuten in den Nebenſchichten, die nur 6 Stunden lang ſind, und mit 4
Mariengroſchen bezahlt werden. Das Pulver, das Geleuchte, und das Gezaͤhe wird
dieſen Leuten neben ihrem Lohn noch beſonders aus der Bergcaſſe gereichet. Die Erze
und die Berge werden durch Karn, die man hier Sturzkarn nennet, an den Schacht
und in die Fuͤlloͤrter gelaufen, da ſie dann angeſchlagen, und zu Tag gefoͤrdert werden,
welches durch Haspel und durch noch andere Maſchinen geſchiehet, wovon ich in dem
folgenden zweiten Kapittel mehr reden werde.
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