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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767.

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Das neunte Stük
lichte Teile aus denen Erzen herauszutreiben, damit man eine um desto reinere und bessere Schm el-
zung bekommen möge. Der hierbei angenommene Grundsaz der Metallurgie, daß man dieienige
Erze rösten soll, die mit feuerflüchtigen Mineralien verbunden sind, ist inzwischen, wie mich dünkt,
nicht allgemein. Jst es mir erlaubt von dieser Sache zu urteilen: So dörfte es weit vorteilhafter
sein, wann man die Erze an diesem Ort roh oder ungeröstet schmelzen würde, weil aus dem Bren-
nen bei dieser Art der Erze verschiedene sehr beträchtliche Nachteile erwachsen. Welche sind diese
Nachteile? So werden die fragen, die meiner Meinung nicht sind. Jch will sie gleich erzählen:
1. Die schwefelichte und arsenikalische im Feuer flüchtige Mineralien, nehmen, zu Folge der Er-
fahrung in dem Grosen, indem sie sich von den Metallteilchen, mit denen sie gar zu genau verbun-
den sind, losmachen wollen, einen Teil der Metalle, weil sie durch die Gewalt des Feuers, ehe
das Erz zu dem Schmelzen kommen kan, herausgetrieben werden, in dem Rauch mit fort, und
selbst der zarteste Schlieg verstäubt sich, welches man klar aus dem metallischen Ruß beweisen kan,
der sich in denen Rauchfängen ansezzet: 2. Es verbrennet um deswillen schon wirklich ein Teil
des Bleies, weil dasselbe nicht in den Fluß kommen kan, sondern nur brätet, und in dem er-
sten Grad der Glaswerdung erhalten wird: Wann nun 3. die auf diese Art gebrente Schliege
durch den Ofen und in Blei geschmolzen werden; So gehet noch ein merklicher Teil der schon
durch das Flammenfeuer in dem Brennofen in Schlakke verwandelten Bleiteilchen in denen fallen-
den Schlakken mit fort, weil sie sich alsdann, indem sie schon zu sehr verändert sind, gar gern zu
denselben gesellen, und in ihnen hengen bleiben: Uiberdis lehret 4. die Erfahrung, daß sich der feuer-
beständige Quarz dem ohngeachtet nicht verglaset, und zu einer Schlakke begibt, und wann man
die Schliege auch noch so sehr röstet. Was vor einen Nuzzen verschaffet also das Brennen dieser
Schliege? Jst es nicht besser, man schmilzt diese Erze roh, da dann der in ihnen befindliche Schwe-
fel die Metalle in einen Stein reisen, und dieselbe besser in sich fassen kan? Wird nicht hierdurch
der Erfahrung zu Folge das Metall in den erstern Schmelzen vor dem Verschlakken und dem Ver-
brennen bewahret, weil es noch in dem Rauhen erhalten wird, wobei es, wie man zu sagen pfle-
get, ein Anhaltens hat?

Die 2. Anmerkung.

Der Leimen, welchen man zu dem Gestübe gebrauchet, wird auf denen Brennöfen getrok-
kenet. Man nimt wahr, daß sich an ihm von der aus den Erzen durch den Ofen und in diesen
Leimen gehenden Vitriolsäure ein wirklicher Alaun ansezzet. Da nach den Gedanken einiger Chi-
misten die Vitriolsäure und ein sehr feiner und zarter Thon die Grundstükke des Alauns sein sol-
len: So kan man auch leicht begreifen, wie dieses Mineral an denen Brennöfen erzeugt wird.

Die 3. Anmerkung.

Von denen Rösten, die gebrent werden sollen, pfleget man bei dem Wiegen von einem ieden
Centner ein wenig wegzunehmen. Das dabei von einerlei Rösten zusammen Gekommene teilt
man alsdann in vier Teile, und lässet von drei verschiedenen Probierern, denen man einen
Teil zustellet, eine Probe machen. Wann nun unter diesen nur zwei in dem Gehalt der Schliege
mit einander übereinkommen; So wird dieser ihr Angeben vor den wahren Gehalt angenommen:
Jst dis aber nicht, und es trift keine von allen drei Proben mit der andern; So muß ein vierter
eine Schiedsprobe machen, wann der Unterscheid sehr gros ist, und der Gehalt von allen dreien
nicht zusammen addirt, die Summe durch drei dividirt, und der Quotient vor den wirklichen Ge-
halt angenommen werden kan.

Die 4. Anmerkung.

Da die Röste noch viele Nässe bei sich haben, die das Gewicht vermehren: So können
auch die Metalle nicht auf das ganze Gewicht zweier Röste geliefert werden, die 66 Centner aus-
machen. Es ist daher denen Hüttenbedienten, um alle ungewisse Näßproben zu vermeiden, in

einer

Das neunte Stuͤk
lichte Teile aus denen Erzen herauszutreiben, damit man eine um deſto reinere und beſſere Schm el-
zung bekommen moͤge. Der hierbei angenommene Grundſaz der Metallurgie, daß man dieienige
Erze roͤſten ſoll, die mit feuerfluͤchtigen Mineralien verbunden ſind, iſt inzwiſchen, wie mich duͤnkt,
nicht allgemein. Jſt es mir erlaubt von dieſer Sache zu urteilen: So doͤrfte es weit vorteilhafter
ſein, wann man die Erze an dieſem Ort roh oder ungeroͤſtet ſchmelzen wuͤrde, weil aus dem Bren-
nen bei dieſer Art der Erze verſchiedene ſehr betraͤchtliche Nachteile erwachſen. Welche ſind dieſe
Nachteile? So werden die fragen, die meiner Meinung nicht ſind. Jch will ſie gleich erzaͤhlen:
1. Die ſchwefelichte und arſenikaliſche im Feuer fluͤchtige Mineralien, nehmen, zu Folge der Er-
fahrung in dem Groſen, indem ſie ſich von den Metallteilchen, mit denen ſie gar zu genau verbun-
den ſind, losmachen wollen, einen Teil der Metalle, weil ſie durch die Gewalt des Feuers, ehe
das Erz zu dem Schmelzen kommen kan, herausgetrieben werden, in dem Rauch mit fort, und
ſelbſt der zarteſte Schlieg verſtaͤubt ſich, welches man klar aus dem metalliſchen Ruß beweiſen kan,
der ſich in denen Rauchfaͤngen anſezzet: 2. Es verbrennet um deswillen ſchon wirklich ein Teil
des Bleies, weil daſſelbe nicht in den Fluß kommen kan, ſondern nur braͤtet, und in dem er-
ſten Grad der Glaswerdung erhalten wird: Wann nun 3. die auf dieſe Art gebrente Schliege
durch den Ofen und in Blei geſchmolzen werden; So gehet noch ein merklicher Teil der ſchon
durch das Flammenfeuer in dem Brennofen in Schlakke verwandelten Bleiteilchen in denen fallen-
den Schlakken mit fort, weil ſie ſich alsdann, indem ſie ſchon zu ſehr veraͤndert ſind, gar gern zu
denſelben geſellen, und in ihnen hengen bleiben: Uiberdis lehret 4. die Erfahrung, daß ſich der feuer-
beſtaͤndige Quarz dem ohngeachtet nicht verglaſet, und zu einer Schlakke begibt, und wann man
die Schliege auch noch ſo ſehr roͤſtet. Was vor einen Nuzzen verſchaffet alſo das Brennen dieſer
Schliege? Jſt es nicht beſſer, man ſchmilzt dieſe Erze roh, da dann der in ihnen befindliche Schwe-
fel die Metalle in einen Stein reiſen, und dieſelbe beſſer in ſich faſſen kan? Wird nicht hierdurch
der Erfahrung zu Folge das Metall in den erſtern Schmelzen vor dem Verſchlakken und dem Ver-
brennen bewahret, weil es noch in dem Rauhen erhalten wird, wobei es, wie man zu ſagen pfle-
get, ein Anhaltens hat?

Die 2. Anmerkung.

Der Leimen, welchen man zu dem Geſtuͤbe gebrauchet, wird auf denen Brennoͤfen getrok-
kenet. Man nimt wahr, daß ſich an ihm von der aus den Erzen durch den Ofen und in dieſen
Leimen gehenden Vitriolſaͤure ein wirklicher Alaun anſezzet. Da nach den Gedanken einiger Chi-
miſten die Vitriolſaͤure und ein ſehr feiner und zarter Thon die Grundſtuͤkke des Alauns ſein ſol-
len: So kan man auch leicht begreifen, wie dieſes Mineral an denen Brennoͤfen erzeugt wird.

Die 3. Anmerkung.

Von denen Roͤſten, die gebrent werden ſollen, pfleget man bei dem Wiegen von einem ieden
Centner ein wenig wegzunehmen. Das dabei von einerlei Roͤſten zuſammen Gekommene teilt
man alsdann in vier Teile, und laͤſſet von drei verſchiedenen Probierern, denen man einen
Teil zuſtellet, eine Probe machen. Wann nun unter dieſen nur zwei in dem Gehalt der Schliege
mit einander uͤbereinkommen; So wird dieſer ihr Angeben vor den wahren Gehalt angenommen:
Jſt dis aber nicht, und es trift keine von allen drei Proben mit der andern; So muß ein vierter
eine Schiedsprobe machen, wann der Unterſcheid ſehr gros iſt, und der Gehalt von allen dreien
nicht zuſammen addirt, die Summe durch drei dividirt, und der Quotient vor den wirklichen Ge-
halt angenommen werden kan.

Die 4. Anmerkung.

Da die Roͤſte noch viele Naͤſſe bei ſich haben, die das Gewicht vermehren: So koͤnnen
auch die Metalle nicht auf das ganze Gewicht zweier Roͤſte geliefert werden, die 66 Centner aus-
machen. Es iſt daher denen Huͤttenbedienten, um alle ungewiſſe Naͤßproben zu vermeiden, in

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[198/0218] Das neunte Stuͤk lichte Teile aus denen Erzen herauszutreiben, damit man eine um deſto reinere und beſſere Schm el- zung bekommen moͤge. Der hierbei angenommene Grundſaz der Metallurgie, daß man dieienige Erze roͤſten ſoll, die mit feuerfluͤchtigen Mineralien verbunden ſind, iſt inzwiſchen, wie mich duͤnkt, nicht allgemein. Jſt es mir erlaubt von dieſer Sache zu urteilen: So doͤrfte es weit vorteilhafter ſein, wann man die Erze an dieſem Ort roh oder ungeroͤſtet ſchmelzen wuͤrde, weil aus dem Bren- nen bei dieſer Art der Erze verſchiedene ſehr betraͤchtliche Nachteile erwachſen. Welche ſind dieſe Nachteile? So werden die fragen, die meiner Meinung nicht ſind. Jch will ſie gleich erzaͤhlen: 1. Die ſchwefelichte und arſenikaliſche im Feuer fluͤchtige Mineralien, nehmen, zu Folge der Er- fahrung in dem Groſen, indem ſie ſich von den Metallteilchen, mit denen ſie gar zu genau verbun- den ſind, losmachen wollen, einen Teil der Metalle, weil ſie durch die Gewalt des Feuers, ehe das Erz zu dem Schmelzen kommen kan, herausgetrieben werden, in dem Rauch mit fort, und ſelbſt der zarteſte Schlieg verſtaͤubt ſich, welches man klar aus dem metalliſchen Ruß beweiſen kan, der ſich in denen Rauchfaͤngen anſezzet: 2. Es verbrennet um deswillen ſchon wirklich ein Teil des Bleies, weil daſſelbe nicht in den Fluß kommen kan, ſondern nur braͤtet, und in dem er- ſten Grad der Glaswerdung erhalten wird: Wann nun 3. die auf dieſe Art gebrente Schliege durch den Ofen und in Blei geſchmolzen werden; So gehet noch ein merklicher Teil der ſchon durch das Flammenfeuer in dem Brennofen in Schlakke verwandelten Bleiteilchen in denen fallen- den Schlakken mit fort, weil ſie ſich alsdann, indem ſie ſchon zu ſehr veraͤndert ſind, gar gern zu denſelben geſellen, und in ihnen hengen bleiben: Uiberdis lehret 4. die Erfahrung, daß ſich der feuer- beſtaͤndige Quarz dem ohngeachtet nicht verglaſet, und zu einer Schlakke begibt, und wann man die Schliege auch noch ſo ſehr roͤſtet. Was vor einen Nuzzen verſchaffet alſo das Brennen dieſer Schliege? Jſt es nicht beſſer, man ſchmilzt dieſe Erze roh, da dann der in ihnen befindliche Schwe- fel die Metalle in einen Stein reiſen, und dieſelbe beſſer in ſich faſſen kan? Wird nicht hierdurch der Erfahrung zu Folge das Metall in den erſtern Schmelzen vor dem Verſchlakken und dem Ver- brennen bewahret, weil es noch in dem Rauhen erhalten wird, wobei es, wie man zu ſagen pfle- get, ein Anhaltens hat? Die 2. Anmerkung. Der Leimen, welchen man zu dem Geſtuͤbe gebrauchet, wird auf denen Brennoͤfen getrok- kenet. Man nimt wahr, daß ſich an ihm von der aus den Erzen durch den Ofen und in dieſen Leimen gehenden Vitriolſaͤure ein wirklicher Alaun anſezzet. Da nach den Gedanken einiger Chi- miſten die Vitriolſaͤure und ein ſehr feiner und zarter Thon die Grundſtuͤkke des Alauns ſein ſol- len: So kan man auch leicht begreifen, wie dieſes Mineral an denen Brennoͤfen erzeugt wird. Die 3. Anmerkung. Von denen Roͤſten, die gebrent werden ſollen, pfleget man bei dem Wiegen von einem ieden Centner ein wenig wegzunehmen. Das dabei von einerlei Roͤſten zuſammen Gekommene teilt man alsdann in vier Teile, und laͤſſet von drei verſchiedenen Probierern, denen man einen Teil zuſtellet, eine Probe machen. Wann nun unter dieſen nur zwei in dem Gehalt der Schliege mit einander uͤbereinkommen; So wird dieſer ihr Angeben vor den wahren Gehalt angenommen: Jſt dis aber nicht, und es trift keine von allen drei Proben mit der andern; So muß ein vierter eine Schiedsprobe machen, wann der Unterſcheid ſehr gros iſt, und der Gehalt von allen dreien nicht zuſammen addirt, die Summe durch drei dividirt, und der Quotient vor den wirklichen Ge- halt angenommen werden kan. Die 4. Anmerkung. Da die Roͤſte noch viele Naͤſſe bei ſich haben, die das Gewicht vermehren: So koͤnnen auch die Metalle nicht auf das ganze Gewicht zweier Roͤſte geliefert werden, die 66 Centner aus- machen. Es iſt daher denen Huͤttenbedienten, um alle ungewiſſe Naͤßproben zu vermeiden, in einer

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Zitationshilfe: Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/218>, abgerufen am 25.11.2024.