Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844.Ich könnte es überhoben sein, diese von Lothrin¬ Ich könnte es überhoben sein, diese von Lothrin¬ <TEI> <text> <pb facs="#f0011" n="[V]"/> <body> <div type="preface"> <p>Ich könnte es überhoben sein, diese von Lothrin¬<lb/> gen her uns dargereichte innige und seelenvolle dich¬<lb/> tung mit meinen worten zu begleiten, da unfehlbar<lb/> ihr reines, zartgefaltetes gewand den blick von selbst<lb/> auf sich ziehen wird. ihre überschrift mahnt mich<lb/> an Otfried, der, bald sind es nun schon tausend jahre,<lb/> im kloster Weiszenburg, also auch jenseit Rheines,<lb/> seinen evangeliono deil den stolzen Franken laut er¬<lb/> schallen liesz,<lb/><hi rendition="#c">thaz wir Kriste sungun in unsera zungun;</hi><lb/> fast um dieselbe zeit, wo eines armen im walde hütenden<lb/> hirten stimme, dessen name verschollen ist, durch ein<lb/> nachtgesicht plötzlich zur poesie entzündet, den Alt¬<lb/> sachsen ihren Heiland sang. so begierig waren diese<lb/> Deutschen, ihres frischen glaubens inhalt aus dem rö¬<lb/> mischen kleid zu ziehen und in ein heimisches, dem<lb/> volke gefüges zu gieszen; sie folgten den evangelischen<lb/> berichten auf dem fusze, Otfried mehr aushebend, er¬<lb/> bauliche, geistliche gedanken zwischen einstreuend,<lb/> der Sachse voller, epischer, in seiner mildeindringenden<lb/> sprache klingen heidnische weisen nach. welchen<lb/> eindruck diese werke auf ihre zeitgenossen hinter¬<lb/> lieszen, wissen wir nicht, beide dichter hätten aber<lb/> nicht zu ahnen vermocht, wie zu danke sie späten ge¬<lb/> schlechtern geschrieben haben, denen nichts höher an¬<lb/> lag, als aus dem schutte langer vergessenheit die sie¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[V]/0011]
Ich könnte es überhoben sein, diese von Lothrin¬
gen her uns dargereichte innige und seelenvolle dich¬
tung mit meinen worten zu begleiten, da unfehlbar
ihr reines, zartgefaltetes gewand den blick von selbst
auf sich ziehen wird. ihre überschrift mahnt mich
an Otfried, der, bald sind es nun schon tausend jahre,
im kloster Weiszenburg, also auch jenseit Rheines,
seinen evangeliono deil den stolzen Franken laut er¬
schallen liesz,
thaz wir Kriste sungun in unsera zungun;
fast um dieselbe zeit, wo eines armen im walde hütenden
hirten stimme, dessen name verschollen ist, durch ein
nachtgesicht plötzlich zur poesie entzündet, den Alt¬
sachsen ihren Heiland sang. so begierig waren diese
Deutschen, ihres frischen glaubens inhalt aus dem rö¬
mischen kleid zu ziehen und in ein heimisches, dem
volke gefüges zu gieszen; sie folgten den evangelischen
berichten auf dem fusze, Otfried mehr aushebend, er¬
bauliche, geistliche gedanken zwischen einstreuend,
der Sachse voller, epischer, in seiner mildeindringenden
sprache klingen heidnische weisen nach. welchen
eindruck diese werke auf ihre zeitgenossen hinter¬
lieszen, wissen wir nicht, beide dichter hätten aber
nicht zu ahnen vermocht, wie zu danke sie späten ge¬
schlechtern geschrieben haben, denen nichts höher an¬
lag, als aus dem schutte langer vergessenheit die sie¬
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