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Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844.

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Nicht konnten die olympischen Gestalten
Dem Gottesmenschenthume sich vergleichen
Deß der da sprach: "wer mich sieht, sieht den Vater."
Kein Phidias entlockt des Meißels Streichen
So warmes Leben und so hohes Walten.
In Fleisch und Blut, als wahrer Mensch, auftrat er
Und angelweit aufthat er
Die Thore des Unendlichen für Jeden
Der seines Gottbewußtseins theilhaft werden
Und Ewiges auf Erden
Darstellen mochte so in Thun wie Reden.
Er heiligte für Alle sich daß Alle
Zu Göttern würden bei der Götter Falle.
Und war das Fatum attischer Tragöden
Erschütternd wie bei sittlichen Gesetzen
Erhabne Unverbrüchlichkeit und Sühne?
Ergreift euch nicht ein schauderndes Entsetzen
Wenn in den Schuldzusammenhang des blöden
Geschlechts eintretend untergeht der Kühne
Dort auf des Lebens Bühne,
Daß seiner Unschuld theilhaft das Geschlecht sei?
Ist die Heroenwelt doch nur ein Ahnen
Der wundervollen Bahnen
Worauf der Geist uns führt zu dem was recht sei!
Vom Kreuz erst dunkelt schrecklich das Verhängniß,
Erst jene Sühne tilgt der Welt Bedrängniß.
Nicht konnten die olympiſchen Geſtalten
Dem Gottesmenſchenthume ſich vergleichen
Deß der da ſprach: „wer mich ſieht, ſieht den Vater.“
Kein Phidias entlockt des Meißels Streichen
So warmes Leben und ſo hohes Walten.
In Fleiſch und Blut, als wahrer Menſch, auftrat er
Und angelweit aufthat er
Die Thore des Unendlichen für Jeden
Der ſeines Gottbewußtſeins theilhaft werden
Und Ewiges auf Erden
Darſtellen mochte ſo in Thun wie Reden.
Er heiligte für Alle ſich daß Alle
Zu Göttern würden bei der Götter Falle.
Und war das Fatum attiſcher Tragöden
Erſchütternd wie bei ſittlichen Geſetzen
Erhabne Unverbrüchlichkeit und Sühne?
Ergreift euch nicht ein ſchauderndes Entſetzen
Wenn in den Schuldzuſammenhang des blöden
Geſchlechts eintretend untergeht der Kühne
Dort auf des Lebens Bühne,
Daß ſeiner Unſchuld theilhaft das Geſchlecht ſei?
Iſt die Heroenwelt doch nur ein Ahnen
Der wundervollen Bahnen
Worauf der Geiſt uns führt zu dem was recht ſei!
Vom Kreuz erſt dunkelt ſchrecklich das Verhängniß,
Erſt jene Sühne tilgt der Welt Bedrängniß.
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[4/0018] Nicht konnten die olympiſchen Geſtalten Dem Gottesmenſchenthume ſich vergleichen Deß der da ſprach: „wer mich ſieht, ſieht den Vater.“ Kein Phidias entlockt des Meißels Streichen So warmes Leben und ſo hohes Walten. In Fleiſch und Blut, als wahrer Menſch, auftrat er Und angelweit aufthat er Die Thore des Unendlichen für Jeden Der ſeines Gottbewußtſeins theilhaft werden Und Ewiges auf Erden Darſtellen mochte ſo in Thun wie Reden. Er heiligte für Alle ſich daß Alle Zu Göttern würden bei der Götter Falle. Und war das Fatum attiſcher Tragöden Erſchütternd wie bei ſittlichen Geſetzen Erhabne Unverbrüchlichkeit und Sühne? Ergreift euch nicht ein ſchauderndes Entſetzen Wenn in den Schuldzuſammenhang des blöden Geſchlechts eintretend untergeht der Kühne Dort auf des Lebens Bühne, Daß ſeiner Unſchuld theilhaft das Geſchlecht ſei? Iſt die Heroenwelt doch nur ein Ahnen Der wundervollen Bahnen Worauf der Geiſt uns führt zu dem was recht ſei! Vom Kreuz erſt dunkelt ſchrecklich das Verhängniß, Erſt jene Sühne tilgt der Welt Bedrängniß.

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Zitationshilfe: Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/candidus_christus_1854/18>, abgerufen am 21.11.2024.