Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844.Kunst ist dein Thun und Wesen allerwegen. Löst sich vom Ei Gegliedertes, zeigt Mitte Und Seitenmaß das Ewig-Ungezeugte, Erstrebet Selbstbildung ein Mann und Sitte, Hat einer Wissen, kann er dar es legen, Stets ist es deine Kunst die sich bezeugte. Wenn schön herüberbeugte Zur Auflösung der Mißklang der Geschichte, Wenn göttlich reine Stimmen thun hervor sich Und voller hebt der Chor sich, Wer fragt noch ob dies deine Kunst verrichte? Der Muse Thun ist nur ein Wiederscheinen Des deinigen, des großen, ganzen, einen. Stets sind's für dich, du Himmlischer! sechs Tage Vor Ostern, weil sie stets auf's Neu dich töten Durch anders stets gestaltete Gemeinheit. Da naht die Muse, naht, ach! mit Erröten Und tiefgeheimer stummer Totenklage, Mariagleich, und, fühlend ihre Kleinheit Vor deiner Groß- und Reinheit, Kniet sie vor dir und geußt demütig holde Die Narde, köstlich, unverfälscht, duftsüße Auf deine heil'gen Füße, Und trocknet die mit ihrer Haare Golde. Das Haus des Glaubens aber allenthalben Wird lieblich voll von dem Geruch der Salben! Kunſt iſt dein Thun und Weſen allerwegen. Löst ſich vom Ei Gegliedertes, zeigt Mitte Und Seitenmaß das Ewig-Ungezeugte, Erſtrebet Selbſtbildung ein Mann und Sitte, Hat einer Wiſſen, kann er dar es legen, Stets iſt es deine Kunſt die ſich bezeugte. Wenn ſchön herüberbeugte Zur Auflöſung der Mißklang der Geſchichte, Wenn göttlich reine Stimmen thun hervor ſich Und voller hebt der Chor ſich, Wer fragt noch ob dies deine Kunſt verrichte? Der Muſe Thun iſt nur ein Wiederſcheinen Des deinigen, des großen, ganzen, einen. Stets ſind's für dich, du Himmliſcher! ſechs Tage Vor Oſtern, weil ſie ſtets auf's Neu dich töten Durch anders ſtets geſtaltete Gemeinheit. Da naht die Muſe, naht, ach! mit Erröten Und tiefgeheimer ſtummer Totenklage, Mariagleich, und, fühlend ihre Kleinheit Vor deiner Groß- und Reinheit, Kniet ſie vor dir und geußt demütig holde Die Narde, köſtlich, unverfälſcht, duftſüße Auf deine heil'gen Füße, Und trocknet die mit ihrer Haare Golde. Das Haus des Glaubens aber allenthalben Wird lieblich voll von dem Geruch der Salben! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0049" n="35"/> <lg n="10"> <l>Kunſt iſt dein Thun und Weſen allerwegen.</l><lb/> <l>Löst ſich vom Ei Gegliedertes, zeigt Mitte</l><lb/> <l>Und Seitenmaß das Ewig-Ungezeugte,</l><lb/> <l>Erſtrebet Selbſtbildung ein Mann und Sitte,</l><lb/> <l>Hat einer Wiſſen, kann er dar es legen,</l><lb/> <l>Stets iſt es deine Kunſt die ſich bezeugte.</l><lb/> <l>Wenn ſchön herüberbeugte</l><lb/> <l>Zur Auflöſung der Mißklang der Geſchichte,</l><lb/> <l>Wenn göttlich reine Stimmen thun hervor ſich</l><lb/> <l>Und voller hebt der Chor ſich,</l><lb/> <l>Wer fragt noch ob dies deine Kunſt verrichte?</l><lb/> <l>Der Muſe Thun iſt nur ein Wiederſcheinen</l><lb/> <l>Des deinigen, des großen, ganzen, einen.</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>Stets ſind's für dich, du Himmliſcher! ſechs Tage</l><lb/> <l>Vor Oſtern, weil ſie ſtets auf's Neu dich töten</l><lb/> <l>Durch anders ſtets geſtaltete Gemeinheit.</l><lb/> <l>Da naht die Muſe, naht, ach! mit Erröten</l><lb/> <l>Und tiefgeheimer ſtummer Totenklage,</l><lb/> <l>Mariagleich, und, fühlend ihre Kleinheit</l><lb/> <l>Vor deiner Groß- und Reinheit,</l><lb/> <l>Kniet ſie vor dir und geußt demütig holde</l><lb/> <l>Die Narde, köſtlich, unverfälſcht, duftſüße</l><lb/> <l>Auf deine heil'gen Füße,</l><lb/> <l>Und trocknet die mit ihrer Haare Golde.</l><lb/> <l>Das Haus des Glaubens aber allenthalben</l><lb/> <l>Wird lieblich voll von dem Geruch der Salben!</l><lb/> </lg> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [35/0049]
Kunſt iſt dein Thun und Weſen allerwegen.
Löst ſich vom Ei Gegliedertes, zeigt Mitte
Und Seitenmaß das Ewig-Ungezeugte,
Erſtrebet Selbſtbildung ein Mann und Sitte,
Hat einer Wiſſen, kann er dar es legen,
Stets iſt es deine Kunſt die ſich bezeugte.
Wenn ſchön herüberbeugte
Zur Auflöſung der Mißklang der Geſchichte,
Wenn göttlich reine Stimmen thun hervor ſich
Und voller hebt der Chor ſich,
Wer fragt noch ob dies deine Kunſt verrichte?
Der Muſe Thun iſt nur ein Wiederſcheinen
Des deinigen, des großen, ganzen, einen.
Stets ſind's für dich, du Himmliſcher! ſechs Tage
Vor Oſtern, weil ſie ſtets auf's Neu dich töten
Durch anders ſtets geſtaltete Gemeinheit.
Da naht die Muſe, naht, ach! mit Erröten
Und tiefgeheimer ſtummer Totenklage,
Mariagleich, und, fühlend ihre Kleinheit
Vor deiner Groß- und Reinheit,
Kniet ſie vor dir und geußt demütig holde
Die Narde, köſtlich, unverfälſcht, duftſüße
Auf deine heil'gen Füße,
Und trocknet die mit ihrer Haare Golde.
Das Haus des Glaubens aber allenthalben
Wird lieblich voll von dem Geruch der Salben!
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