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Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844.

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Wohlthätig, Kranke heilend, lehrend wallte
Der Meister und so mögen auch die Seinen
Der Leiber wie der Geister sich erbarmen.
Wie Sünde sich und Uebel gern vereinen,
So mögen wir daß, wo die Predigt schallte,
Auch leiblich werde Linderung den Armen.
Uns will das Herz erwarmen
Beim Anblick des verkommenen Geschlechtes.
Und so wie zweierlei ist unsrer Liebe Segen,
So ist auch allerwegen
Stets zweierlei der Lohn den wir als ächtes
Beglaubigen empfangen unsrer Uebniß:
Leibliche Not und geistliche Betrübniß.
Ach! süßer ist es freilich still zu blühen
Am Gottesbaume als mit scharfem Stale
Gelöst, noch heimwehträufend, fern von Eden,
Verpflanzt zu werden in die Erdenthale.
Weit süßer als Prophetenamtes Mühen
Ist mit den Vögelein beschaulich reden.
Doch zu des Lebens Fehden
Drängt unerbittlich fort aus Hirtenruhe,
Getreue Jünger, euch des Meisters Liebe,
Auf daß ihr nicht wie Diebe
Des Heiles Schatz verhehlt in toter Truhe.
So lang Geheimgut letzte Herrlichkeiten,
Heißt Mittlerthum das Heilswort aller Zeiten.
Wohlthätig, Kranke heilend, lehrend wallte
Der Meiſter und ſo mögen auch die Seinen
Der Leiber wie der Geiſter ſich erbarmen.
Wie Sünde ſich und Uebel gern vereinen,
So mögen wir daß, wo die Predigt ſchallte,
Auch leiblich werde Linderung den Armen.
Uns will das Herz erwarmen
Beim Anblick des verkommenen Geſchlechtes.
Und ſo wie zweierlei iſt unſrer Liebe Segen,
So iſt auch allerwegen
Stets zweierlei der Lohn den wir als ächtes
Beglaubigen empfangen unſrer Uebniß:
Leibliche Not und geiſtliche Betrübniß.
Ach! ſüßer iſt es freilich ſtill zu blühen
Am Gottesbaume als mit ſcharfem Stale
Gelöst, noch heimwehträufend, fern von Eden,
Verpflanzt zu werden in die Erdenthale.
Weit ſüßer als Prophetenamtes Mühen
Iſt mit den Vögelein beſchaulich reden.
Doch zu des Lebens Fehden
Drängt unerbittlich fort aus Hirtenruhe,
Getreue Jünger, euch des Meiſters Liebe,
Auf daß ihr nicht wie Diebe
Des Heiles Schatz verhehlt in toter Truhe.
So lang Geheimgut letzte Herrlichkeiten,
Heißt Mittlerthum das Heilswort aller Zeiten.
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[78/0092] Wohlthätig, Kranke heilend, lehrend wallte Der Meiſter und ſo mögen auch die Seinen Der Leiber wie der Geiſter ſich erbarmen. Wie Sünde ſich und Uebel gern vereinen, So mögen wir daß, wo die Predigt ſchallte, Auch leiblich werde Linderung den Armen. Uns will das Herz erwarmen Beim Anblick des verkommenen Geſchlechtes. Und ſo wie zweierlei iſt unſrer Liebe Segen, So iſt auch allerwegen Stets zweierlei der Lohn den wir als ächtes Beglaubigen empfangen unſrer Uebniß: Leibliche Not und geiſtliche Betrübniß. Ach! ſüßer iſt es freilich ſtill zu blühen Am Gottesbaume als mit ſcharfem Stale Gelöst, noch heimwehträufend, fern von Eden, Verpflanzt zu werden in die Erdenthale. Weit ſüßer als Prophetenamtes Mühen Iſt mit den Vögelein beſchaulich reden. Doch zu des Lebens Fehden Drängt unerbittlich fort aus Hirtenruhe, Getreue Jünger, euch des Meiſters Liebe, Auf daß ihr nicht wie Diebe Des Heiles Schatz verhehlt in toter Truhe. So lang Geheimgut letzte Herrlichkeiten, Heißt Mittlerthum das Heilswort aller Zeiten.

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Zitationshilfe: Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/candidus_christus_1854/92>, abgerufen am 21.11.2024.