Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite
Hier haben keine Stimme, die am Satze
Des Widerspruches abzugweise hangen
Und deren Denkthat wirklich noch im Grauen
Des Bruches und des Widerspruchs befangen.
Mit Recht bezeugen sie die Teufelsfratze
Die sie als Hinterhaubt des Guten schauen.
Ich möcht' im bläulich grauen
Helldunkel eines Tempels lieber sehen
Ein Jünglingsantlitz qualverstört und trotzig,
Selbst etwas läppisch-protzig,
Doch immer gotthaft, während Heilsergehen
Auf vord'rer Janusstirn freundselig ruhte
Wie er mit Schlüssel thront und Königsrute.
Licht überströmt vom Kreuze die Geschichte
Rückwärts und vorwärts. Schmerzenreiches Irren
Bezeichnete des Menschen erstes Wollen
Auf Erden, doch in stets vermehrte Wirren
Trat Wahrheit aus prophetischem Gesichte,
Und dringender auftrat erhab'nes Sollen,
Bis Wahrheit mit dem vollen
Inhalt der Heiligkeit sich offenbarte.
Dem Jugendschmerz wird Altersheil entblühen.
Es läßt nach unsern Mühen
Der Herr uns schau'n was er uns aufbewahrte.
Einmal muß des Geschlechtes Frucht sich sonnen.
Sei neuer Siegel Aufschluß dann begonnen.
Hier haben keine Stimme, die am Satze
Des Widerſpruches abzugweiſe hangen
Und deren Denkthat wirklich noch im Grauen
Des Bruches und des Widerſpruchs befangen.
Mit Recht bezeugen ſie die Teufelsfratze
Die ſie als Hinterhaubt des Guten ſchauen.
Ich möcht' im bläulich grauen
Helldunkel eines Tempels lieber ſehen
Ein Jünglingsantlitz qualverſtört und trotzig,
Selbſt etwas läppiſch-protzig,
Doch immer gotthaft, während Heilsergehen
Auf vord'rer Janusſtirn freundſelig ruhte
Wie er mit Schlüſſel thront und Königsrute.
Licht überſtrömt vom Kreuze die Geſchichte
Rückwärts und vorwärts. Schmerzenreiches Irren
Bezeichnete des Menſchen erſtes Wollen
Auf Erden, doch in ſtets vermehrte Wirren
Trat Wahrheit aus prophetiſchem Geſichte,
Und dringender auftrat erhab'nes Sollen,
Bis Wahrheit mit dem vollen
Inhalt der Heiligkeit ſich offenbarte.
Dem Jugendſchmerz wird Altersheil entblühen.
Es läßt nach unſern Mühen
Der Herr uns ſchau'n was er uns aufbewahrte.
Einmal muß des Geſchlechtes Frucht ſich ſonnen.
Sei neuer Siegel Aufſchluß dann begonnen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0099" n="85"/>
            <lg n="4">
              <l>Hier haben keine Stimme, die am Satze</l><lb/>
              <l>Des Wider&#x017F;pruches abzugwei&#x017F;e hangen</l><lb/>
              <l>Und deren Denkthat wirklich noch im Grauen</l><lb/>
              <l>Des Bruches und des Wider&#x017F;pruchs befangen.</l><lb/>
              <l>Mit Recht bezeugen &#x017F;ie die Teufelsfratze</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;ie als Hinterhaubt des Guten &#x017F;chauen.</l><lb/>
              <l>Ich möcht' im bläulich grauen</l><lb/>
              <l>Helldunkel eines Tempels lieber &#x017F;ehen</l><lb/>
              <l>Ein Jünglingsantlitz qualver&#x017F;tört und trotzig,</l><lb/>
              <l>Selb&#x017F;t etwas läppi&#x017F;ch-protzig,</l><lb/>
              <l>Doch immer gotthaft, während Heilsergehen</l><lb/>
              <l>Auf vord'rer Janus&#x017F;tirn freund&#x017F;elig ruhte</l><lb/>
              <l>Wie er mit Schlü&#x017F;&#x017F;el thront und Königsrute.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="5">
              <l>Licht über&#x017F;trömt vom Kreuze die Ge&#x017F;chichte</l><lb/>
              <l>Rückwärts und vorwärts. Schmerzenreiches Irren</l><lb/>
              <l>Bezeichnete des Men&#x017F;chen er&#x017F;tes Wollen</l><lb/>
              <l>Auf Erden, doch in &#x017F;tets vermehrte Wirren</l><lb/>
              <l>Trat Wahrheit aus propheti&#x017F;chem Ge&#x017F;ichte,</l><lb/>
              <l>Und dringender auftrat erhab'nes Sollen,</l><lb/>
              <l>Bis Wahrheit mit dem vollen</l><lb/>
              <l>Inhalt der Heiligkeit &#x017F;ich offenbarte.</l><lb/>
              <l>Dem Jugend&#x017F;chmerz wird Altersheil entblühen.</l><lb/>
              <l>Es läßt nach un&#x017F;ern Mühen</l><lb/>
              <l>Der Herr uns &#x017F;chau'n was er uns aufbewahrte.</l><lb/>
              <l><hi rendition="#g">Einmal</hi> muß des Ge&#x017F;chlechtes Frucht &#x017F;ich &#x017F;onnen.</l><lb/>
              <l>Sei neuer Siegel Auf&#x017F;chluß dann begonnen.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0099] Hier haben keine Stimme, die am Satze Des Widerſpruches abzugweiſe hangen Und deren Denkthat wirklich noch im Grauen Des Bruches und des Widerſpruchs befangen. Mit Recht bezeugen ſie die Teufelsfratze Die ſie als Hinterhaubt des Guten ſchauen. Ich möcht' im bläulich grauen Helldunkel eines Tempels lieber ſehen Ein Jünglingsantlitz qualverſtört und trotzig, Selbſt etwas läppiſch-protzig, Doch immer gotthaft, während Heilsergehen Auf vord'rer Janusſtirn freundſelig ruhte Wie er mit Schlüſſel thront und Königsrute. Licht überſtrömt vom Kreuze die Geſchichte Rückwärts und vorwärts. Schmerzenreiches Irren Bezeichnete des Menſchen erſtes Wollen Auf Erden, doch in ſtets vermehrte Wirren Trat Wahrheit aus prophetiſchem Geſichte, Und dringender auftrat erhab'nes Sollen, Bis Wahrheit mit dem vollen Inhalt der Heiligkeit ſich offenbarte. Dem Jugendſchmerz wird Altersheil entblühen. Es läßt nach unſern Mühen Der Herr uns ſchau'n was er uns aufbewahrte. Einmal muß des Geſchlechtes Frucht ſich ſonnen. Sei neuer Siegel Aufſchluß dann begonnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/candidus_christus_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/candidus_christus_1854/99
Zitationshilfe: Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/candidus_christus_1854/99>, abgerufen am 21.11.2024.