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[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

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14.
Bey der liebsten Kinder Leichen
Gab Sie kein verzagtes Zeichen/
Hof und Hauß vergieng in Gluth/
Aber nicht Ihr Helden-Muth;
Regung/ Sinn und Wunsch zubrechen
Nach des weisen Schöpffers Raht/
Und mir tröftlich zuzusprechen/
Das war alles was Sie that.
15.
Mit was lieblichem Bezeigen
Gab Sie sich mir gantz zu eigen!
Und wie sehr war Sie bemüht/
Biß Sie meine Neigung rieth;
Alles das hab ich verlohren!
Ach wie werd ich Traurens voll!
Hat mein Unstern sich verschworen/
Daß ich sterbend leben foll?
16.
Seldst das Pfand von unserm Lieben/
Das von Sieben übrig blieben/
Wenn ichs in der Unschuld seh/
Machet mir ein neues Weh;
Weil sein aufgeweckt Geblüte/
Seiner Mutter frohen Geist/
Und sein unverfälscht Gemüthe/
Ihren wahren Abdruck weist.
17.
Was mir ehmahls wolgefallen/
Schmeckt itzund nach lauter Gallen/
Und mich beugt der kleinste Wind/
Weil er mich verlassen findt;
Mir erweckt das Schau-Gerüste
Grosser Höfe nur Verdruß/
Und mein Hauß scheint eine Wüste/
Weil ich Doris suchen muß.
18 Ich
F 4
14.
Bey der liebſten Kinder Leichen
Gab Sie kein verzagtes Zeichen/
Hof und Hauß vergieng in Gluth/
Aber nicht Ihr Helden-Muth;
Regung/ Sinn und Wunſch zubrechen
Nach des weiſen Schoͤpffers Raht/
Und mir troͤftlich zuzuſprechen/
Das war alles was Sie that.
15.
Mit was lieblichem Bezeigen
Gab Sie ſich mir gantz zu eigen!
Und wie ſehr war Sie bemuͤht/
Biß Sie meine Neigung rieth;
Alles das hab ich verlohren!
Ach wie werd ich Traurens voll!
Hat mein Unſtern ſich verſchworen/
Daß ich ſterbend leben foll?
16.
Seldſt das Pfand von unſerm Lieben/
Das von Sieben uͤbrig blieben/
Wenn ichs in der Unſchuld ſeh/
Machet mir ein neues Weh;
Weil ſein aufgeweckt Gebluͤte/
Seiner Mutter frohen Geiſt/
Und ſein unverfaͤlſcht Gemuͤthe/
Ihren wahren Abdruck weiſt.
17.
Was mir ehmahls wolgefallen/
Schmeckt itzund nach lauter Gallen/
Und mich beugt der kleinſte Wind/
Weil er mich verlaſſen findt;
Mir erweckt das Schau-Geruͤſte
Groſſer Hoͤfe nur Verdruß/
Und mein Hauß ſcheint eine Wuͤſte/
Weil ich Doris ſuchen muß.
18 Ich
F 4
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[87/0100] 14. Bey der liebſten Kinder Leichen Gab Sie kein verzagtes Zeichen/ Hof und Hauß vergieng in Gluth/ Aber nicht Ihr Helden-Muth; Regung/ Sinn und Wunſch zubrechen Nach des weiſen Schoͤpffers Raht/ Und mir troͤftlich zuzuſprechen/ Das war alles was Sie that. 15. Mit was lieblichem Bezeigen Gab Sie ſich mir gantz zu eigen! Und wie ſehr war Sie bemuͤht/ Biß Sie meine Neigung rieth; Alles das hab ich verlohren! Ach wie werd ich Traurens voll! Hat mein Unſtern ſich verſchworen/ Daß ich ſterbend leben foll? 16. Seldſt das Pfand von unſerm Lieben/ Das von Sieben uͤbrig blieben/ Wenn ichs in der Unſchuld ſeh/ Machet mir ein neues Weh; Weil ſein aufgeweckt Gebluͤte/ Seiner Mutter frohen Geiſt/ Und ſein unverfaͤlſcht Gemuͤthe/ Ihren wahren Abdruck weiſt. 17. Was mir ehmahls wolgefallen/ Schmeckt itzund nach lauter Gallen/ Und mich beugt der kleinſte Wind/ Weil er mich verlaſſen findt; Mir erweckt das Schau-Geruͤſte Groſſer Hoͤfe nur Verdruß/ Und mein Hauß ſcheint eine Wuͤſte/ Weil ich Doris ſuchen muß. 18 Ich F 4

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Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/100>, abgerufen am 23.11.2024.