[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.10. Daß ich mich vor der kalten HandDes Todes nicht entfärbe/ So mache mich mit ihm bekandt Vorher/ noch eh ich sterbe. Wenn schnöde Wollust mich erfüllt/ So werde durch ein Schrecken-Bild Verdorrter Toden-Knochen/ Der Kitzel unterbrochen. 11. Laß mich nicht in das Gauckel-SpielDer rohen Welt vergaffen/ Und zeige du mir selbst das Ziel/ Dazu du mich erschaffen. Wenn auch mein ungewisser Schritt/ Nicht stets auff gleicher Bahne tritt/ So heile mein Gewissen Durch innigliches Büssen. 12. Gib/ daß ich dich/ du höchstes Gut/In reiner Brunst betrachte/ Daß ich Glück/ Ehre/ Gut und Blut/ Nicht vor mein eigen achte; So wird auch/ wenn die Stunde kömmt/ Die du zum Abdruck hast bestimmt/ Was du mir hier verliehen/ Mich nicht zurücke ziehen. 13. Dir sey es gäntzlich heimgestellt/Wie/ wo und wenn ich scheide/ Wer unter deinen Flügeln fällt/ Wird frey von allem Leide. Doch wündsch' ich/ daß ich wohlgeschickt Von hinnen werde weggerückt/ Und allzu schweres Kämpffen Nicht die Vernunfft mag dämpffen. 14. Laß
10. Daß ich mich vor der kalten HandDes Todes nicht entfaͤrbe/ So mache mich mit ihm bekandt Vorher/ noch eh ich ſterbe. Wenn ſchnoͤde Wolluſt mich erfuͤllt/ So werde durch ein Schrecken-Bild Verdorrter Toden-Knochen/ Der Kitzel unterbrochen. 11. Laß mich nicht in das Gauckel-SpielDer rohen Welt vergaffen/ Und zeige du mir ſelbſt das Ziel/ Dazu du mich erſchaffen. Wenn auch mein ungewiſſer Schritt/ Nicht ſtets auff gleicher Bahne tritt/ So heile mein Gewiſſen Durch innigliches Buͤſſen. 12. Gib/ daß ich dich/ du hoͤchſtes Gut/In reiner Brunſt betrachte/ Daß ich Gluͤck/ Ehre/ Gut und Blut/ Nicht vor mein eigen achte; So wird auch/ wenn die Stunde koͤmmt/ Die du zum Abdruck haſt beſtimmt/ Was du mir hier verliehen/ Mich nicht zuruͤcke ziehen. 13. Dir ſey es gaͤntzlich heimgeſtellt/Wie/ wo und wenn ich ſcheide/ Wer unter deinen Fluͤgeln faͤllt/ Wird frey von allem Leide. Doch wuͤndſch’ ich/ daß ich wohlgeſchickt Von hinnen werde weggeruͤckt/ Und allzu ſchweres Kaͤmpffen Nicht die Vernunfft mag daͤmpffen. 14. Laß
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10.
Daß ich mich vor der kalten Hand
Des Todes nicht entfaͤrbe/
So mache mich mit ihm bekandt
Vorher/ noch eh ich ſterbe.
Wenn ſchnoͤde Wolluſt mich erfuͤllt/
So werde durch ein Schrecken-Bild
Verdorrter Toden-Knochen/
Der Kitzel unterbrochen.
11.
Laß mich nicht in das Gauckel-Spiel
Der rohen Welt vergaffen/
Und zeige du mir ſelbſt das Ziel/
Dazu du mich erſchaffen.
Wenn auch mein ungewiſſer Schritt/
Nicht ſtets auff gleicher Bahne tritt/
So heile mein Gewiſſen
Durch innigliches Buͤſſen.
12.
Gib/ daß ich dich/ du hoͤchſtes Gut/
In reiner Brunſt betrachte/
Daß ich Gluͤck/ Ehre/ Gut und Blut/
Nicht vor mein eigen achte;
So wird auch/ wenn die Stunde koͤmmt/
Die du zum Abdruck haſt beſtimmt/
Was du mir hier verliehen/
Mich nicht zuruͤcke ziehen.
13.
Dir ſey es gaͤntzlich heimgeſtellt/
Wie/ wo und wenn ich ſcheide/
Wer unter deinen Fluͤgeln faͤllt/
Wird frey von allem Leide.
Doch wuͤndſch’ ich/ daß ich wohlgeſchickt
Von hinnen werde weggeruͤckt/
Und allzu ſchweres Kaͤmpffen
Nicht die Vernunfft mag daͤmpffen.
14. Laß
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