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[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

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So lange wie ich reden kan/
Soll immer euer Lob erschallen/
Weil ihr so manchen Stich gethan/
Mir armen Diener zu gefallen.
Mein Hertz das stellt sich selber ein/
Mit diesem wil ich euch begaben/
Wenn ihr nur wollt zu frieden seyn/
Ein schlechtes Macher-Lohn zu haben.
Es schien als woltet/ schönstes Paar/
Ihr beyde mit einander streiten/
Wer/ was noch sonder Ordnung war/
Am besten könte zubereiten.
Ihr habt zu eurem Ruhm und Preiß/
Mir etwas gutes ausgelesen/
Jedoch ist eure Müh und Fleiß
Mehr wehrt als mein Geschenck gewesen.
Nur daß ihr ohne Fingerhut
Gefochten/ und den Daum verletzet/
Daß euer schönes Purpur-Blut
Die eine Liljen-Hand verletzet.
Hat mir so weh' als euch gethan/
Weil ich mir die Gedancken mache/
Daß dieses Blut schreyt Himmel an/
Und fodert die verdiente Rache.
Verfluchte Nadel die du dich
So eines Frevels unternommen/
Ich wünsche daß kein guter Stich
Mag mehr von deiner Spitze kommen/
Sonst aber wünsch ich zum Beschluß/
Um mich nicht länger zu verweilen/
Daß bald mein Demuths-voller Kuß/
Den bösen Daum mag wieder heilen.
Schrei-
So lange wie ich reden kan/
Soll immer euer Lob erſchallen/
Weil ihr ſo manchen Stich gethan/
Mir armen Diener zu gefallen.
Mein Hertz das ſtellt ſich ſelber ein/
Mit dieſem wil ich euch begaben/
Wenn ihr nur wollt zu frieden ſeyn/
Ein ſchlechtes Macher-Lohn zu haben.
Es ſchien als woltet/ ſchoͤnſtes Paar/
Ihr beyde mit einander ſtreiten/
Wer/ was noch ſonder Ordnung war/
Am beſten koͤnte zubereiten.
Ihr habt zu eurem Ruhm und Preiß/
Mir etwas gutes ausgeleſen/
Jedoch iſt eure Muͤh und Fleiß
Mehr wehrt als mein Geſchenck geweſen.
Nur daß ihr ohne Fingerhut
Gefochten/ und den Daum verletzet/
Daß euer ſchoͤnes Purpur-Blut
Die eine Liljen-Hand verletzet.
Hat mir ſo weh’ als euch gethan/
Weil ich mir die Gedancken mache/
Daß dieſes Blut ſchreyt Himmel an/
Und fodert die verdiente Rache.
Verfluchte Nadel die du dich
So eines Frevels unternommen/
Ich wuͤnſche daß kein guter Stich
Mag mehr von deiner Spitze kommen/
Sonſt aber wuͤnſch ich zum Beſchluß/
Um mich nicht laͤnger zu verweilen/
Daß bald mein Demuths-voller Kuß/
Den boͤſen Daum mag wieder heilen.
Schrei-
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[44/0057] So lange wie ich reden kan/ Soll immer euer Lob erſchallen/ Weil ihr ſo manchen Stich gethan/ Mir armen Diener zu gefallen. Mein Hertz das ſtellt ſich ſelber ein/ Mit dieſem wil ich euch begaben/ Wenn ihr nur wollt zu frieden ſeyn/ Ein ſchlechtes Macher-Lohn zu haben. Es ſchien als woltet/ ſchoͤnſtes Paar/ Ihr beyde mit einander ſtreiten/ Wer/ was noch ſonder Ordnung war/ Am beſten koͤnte zubereiten. Ihr habt zu eurem Ruhm und Preiß/ Mir etwas gutes ausgeleſen/ Jedoch iſt eure Muͤh und Fleiß Mehr wehrt als mein Geſchenck geweſen. Nur daß ihr ohne Fingerhut Gefochten/ und den Daum verletzet/ Daß euer ſchoͤnes Purpur-Blut Die eine Liljen-Hand verletzet. Hat mir ſo weh’ als euch gethan/ Weil ich mir die Gedancken mache/ Daß dieſes Blut ſchreyt Himmel an/ Und fodert die verdiente Rache. Verfluchte Nadel die du dich So eines Frevels unternommen/ Ich wuͤnſche daß kein guter Stich Mag mehr von deiner Spitze kommen/ Sonſt aber wuͤnſch ich zum Beſchluß/ Um mich nicht laͤnger zu verweilen/ Daß bald mein Demuths-voller Kuß/ Den boͤſen Daum mag wieder heilen. Schrei-

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Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/57>, abgerufen am 23.11.2024.