Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
Daß sein verhurtes Weib mit andern sich vermäh-
let;

Wie wird der Christen-Schaar zu Nerons Zeit ge-
quälet!

Der sich durch Mutter-Mord/ durch angelegten
Brand

Und tausend Grausamkeit der Nachwelt macht be-
kandt.

Als Galba fällt durch Geitz/ wird Sylvius erkohren/
Der aus Verzweifelung/ nachdem die Schlacht ver-
lohren

Ihm selbst sein Mörder ist. Vitellius verhaßt/
Weil er in Schlemmerey viel Gut und Blut ver-
praßt/

Wird wie ein Aaß geschlept. Vespasianus Güte
Beglückt das Käyserthum/ in Titus sein Gemüthe
Ist alle Welt verliebt/ wiewol die heilge Stadt
Des Himmels schweren Zorn durch ihn empfunden
hat.

Ihm folgt Domitian sein Bruder/ der am Blute
Der Bürger sich ergötzt/ der Christen andre Ruthe/
Biß endlich Nerva kommt/ gleich da die Zeit ver-
fließt

100Der ersten hundert Jahr/ die er mit Ruhm be-
schließt.

Trajan ist zwar ein Held den selbst das Glücke
liebet/

Nur daß die Christen er/ zum dritten mahl be-
trübet/

Der Käyser Adrian schreckt sie zum vierten mahl/
Und schlägt das Juden-Volck in einer grossen
Zahl.

Dem frommen Antonin gefällt der edle Friede.
Sein Folger Antonin der Weise/ wird bald
müde

Der
E 2
Daß ſein verhurtes Weib mit andern ſich vermaͤh-
let;

Wie wird der Chriſten-Schaar zu Nerons Zeit ge-
quaͤlet!

Der ſich durch Mutter-Mord/ durch angelegten
Brand

Und tauſend Grauſamkeit der Nachwelt macht be-
kandt.

Als Galba faͤllt durch Geitz/ wird Sylvius erkohren/
Der aus Verzweifelung/ nachdem die Schlacht ver-
lohren

Ihm ſelbſt ſein Moͤrder iſt. Vitellius verhaßt/
Weil er in Schlemmerey viel Gut und Blut ver-
praßt/

Wird wie ein Aaß geſchlept. Veſpaſianus Guͤte
Begluͤckt das Kaͤyſerthum/ in Titus ſein Gemuͤthe
Iſt alle Welt verliebt/ wiewol die heilge Stadt
Des Himmels ſchweren Zorn durch ihn empfunden
hat.

Ihm folgt Domitian ſein Bruder/ der am Blute
Der Buͤrger ſich ergoͤtzt/ der Chriſten andre Ruthe/
Biß endlich Nerva kommt/ gleich da die Zeit ver-
fließt

100Der erſten hundert Jahr/ die er mit Ruhm be-
ſchließt.

Trajan iſt zwar ein Held den ſelbſt das Gluͤcke
liebet/

Nur daß die Chriſten er/ zum dritten mahl be-
truͤbet/

Der Kaͤyſer Adrian ſchreckt ſie zum vierten mahl/
Und ſchlaͤgt das Juden-Volck in einer groſſen
Zahl.

Dem frommen Antonin gefaͤllt der edle Friede.
Sein Folger Antonin der Weiſe/ wird bald
muͤde

Der
E 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0080" n="67"/>
          <l>Daß &#x017F;ein verhurtes Weib mit andern &#x017F;ich verma&#x0364;h-<lb/><hi rendition="#et">let;</hi></l><lb/>
          <l>Wie wird der Chri&#x017F;ten-Schaar zu Nerons Zeit ge-<lb/><hi rendition="#et">qua&#x0364;let!</hi></l><lb/>
          <l>Der &#x017F;ich durch Mutter-Mord/ durch angelegten<lb/><hi rendition="#et">Brand</hi></l><lb/>
          <l>Und tau&#x017F;end Grau&#x017F;amkeit der Nachwelt macht be-<lb/><hi rendition="#et">kandt.</hi></l><lb/>
          <l>Als Galba fa&#x0364;llt durch Geitz/ wird Sylvius erkohren/</l><lb/>
          <l>Der aus Verzweifelung/ nachdem die Schlacht ver-<lb/><hi rendition="#et">lohren</hi></l><lb/>
          <l>Ihm &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ein Mo&#x0364;rder i&#x017F;t. Vitellius verhaßt/</l><lb/>
          <l>Weil er in Schlemmerey viel Gut und Blut ver-<lb/><hi rendition="#et">praßt/</hi></l><lb/>
          <l>Wird wie ein Aaß ge&#x017F;chlept. Ve&#x017F;pa&#x017F;ianus Gu&#x0364;te</l><lb/>
          <l>Beglu&#x0364;ckt das Ka&#x0364;y&#x017F;erthum/ in Titus &#x017F;ein Gemu&#x0364;the</l><lb/>
          <l>I&#x017F;t alle Welt verliebt/ wiewol die heilge Stadt</l><lb/>
          <l>Des Himmels &#x017F;chweren Zorn durch ihn empfunden<lb/><hi rendition="#et">hat.</hi></l><lb/>
          <l>Ihm folgt Domitian &#x017F;ein Bruder/ der am Blute</l><lb/>
          <l>Der Bu&#x0364;rger &#x017F;ich ergo&#x0364;tzt/ der Chri&#x017F;ten andre Ruthe/</l><lb/>
          <l>Biß endlich Nerva kommt/ gleich da die Zeit ver-<lb/><hi rendition="#et">fließt</hi></l><lb/>
          <l><note place="left">100</note>Der er&#x017F;ten hundert Jahr/ die er mit Ruhm be-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chließt.</hi></l><lb/>
          <l>Trajan i&#x017F;t zwar ein Held den &#x017F;elb&#x017F;t das Glu&#x0364;cke<lb/><hi rendition="#et">liebet/</hi></l><lb/>
          <l>Nur daß die Chri&#x017F;ten er/ zum dritten mahl be-<lb/><hi rendition="#et">tru&#x0364;bet/</hi></l><lb/>
          <l>Der Ka&#x0364;y&#x017F;er Adrian &#x017F;chreckt &#x017F;ie zum vierten mahl/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;chla&#x0364;gt das Juden-Volck in einer gro&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">Zahl.</hi></l><lb/>
          <l>Dem frommen Antonin gefa&#x0364;llt der edle Friede.</l><lb/>
          <l>Sein Folger Antonin der Wei&#x017F;e/ wird bald<lb/><hi rendition="#et">mu&#x0364;de</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">E 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0080] Daß ſein verhurtes Weib mit andern ſich vermaͤh- let; Wie wird der Chriſten-Schaar zu Nerons Zeit ge- quaͤlet! Der ſich durch Mutter-Mord/ durch angelegten Brand Und tauſend Grauſamkeit der Nachwelt macht be- kandt. Als Galba faͤllt durch Geitz/ wird Sylvius erkohren/ Der aus Verzweifelung/ nachdem die Schlacht ver- lohren Ihm ſelbſt ſein Moͤrder iſt. Vitellius verhaßt/ Weil er in Schlemmerey viel Gut und Blut ver- praßt/ Wird wie ein Aaß geſchlept. Veſpaſianus Guͤte Begluͤckt das Kaͤyſerthum/ in Titus ſein Gemuͤthe Iſt alle Welt verliebt/ wiewol die heilge Stadt Des Himmels ſchweren Zorn durch ihn empfunden hat. Ihm folgt Domitian ſein Bruder/ der am Blute Der Buͤrger ſich ergoͤtzt/ der Chriſten andre Ruthe/ Biß endlich Nerva kommt/ gleich da die Zeit ver- fließt Der erſten hundert Jahr/ die er mit Ruhm be- ſchließt. Trajan iſt zwar ein Held den ſelbſt das Gluͤcke liebet/ Nur daß die Chriſten er/ zum dritten mahl be- truͤbet/ Der Kaͤyſer Adrian ſchreckt ſie zum vierten mahl/ Und ſchlaͤgt das Juden-Volck in einer groſſen Zahl. Dem frommen Antonin gefaͤllt der edle Friede. Sein Folger Antonin der Weiſe/ wird bald muͤde Der E 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/80
Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/80>, abgerufen am 27.11.2024.