Zwischenreich unter Sülejman Tschelebi, Jildirim Bajeßids Sohne. Des andern Buches erstes Hauptstück.
1.
Sülejman wird zum Kaiser er- kläret.
Nachdem der große Bajeßid solchergestalt gefangen und in einem eisernen Käfiche eingesperret, sein ältester Sohn Mustäfa aber in der Schlacht mit den Tatarn umgekom- men war: so begab sich dessen anderer Sohn Sülejman Tschelebi 1, der nebst dem obersten Weßire seines Vaters, Ali Pascha, sich mit der Flucht gerettet hatte, nach Ni- cäa, und suchte daselbst Sicherheit gegen sein widriges Schicksal. Als er sich wieder erholet hatte: so ging er über das Meer von Marmora, und kam mit wenigen Hofbedienten nach Adrianopel, da er von den übergebliebenen euro- päischen Truppen zum Kaiser erkläret wurde.
[Spaltenumbruch]
1 Sülejman Tschelebi] Die Namen Kalepin, Cyricelebis und Cibelin, welche die christlichen Schriftsteller diesem Fürsten bey- legen, sind nicht nur keine eigenen türkischen Namen; sondern sie bedeuten auch, wenn man ihren Ursprung untersuchen will, überall nichts: sie müßten dann Verderbungen des Wortes Tschelebi seyn, wie schon vorhin ist erwähnet worden*. Daß aber unser Sülej- man unter diesen Namen verstanden werde: [Spaltenumbruch] das ist daher offenbar, daß Kalepin, nachdem er aus der Schlacht mit Temurlenkj entrun- nen ist, von seinen Unterthanen zu Adriano- pel für ihren König erkläret wird; welches niemandem, außer ihm, zukommen kann. Ungeachtet aber Sülejman und sein Bruder den türkischen Sachen eilf Jahre lang vorge- standen haben: so wird doch keiner von beyden unter die Zahl der Kaiser gerechnet, oder mit dem Titel Padischah, das der gewöhnliche
2. Bey
* 80 S. 24 Anm.
Zwiſchenreich unter Suͤlejman Tſchelebi, Jildirim Bajeßids Sohne. Des andern Buches erſtes Hauptſtuͤck.
1.
Suͤlejman wird zum Kaiſer er- klaͤret.
Nachdem der große Bajeßid ſolchergeſtalt gefangen und in einem eiſernen Kaͤfiche eingeſperret, ſein aͤlteſter Sohn Muſtaͤfa aber in der Schlacht mit den Tatarn umgekom- men war: ſo begab ſich deſſen anderer Sohn Suͤlejman Tſchelebi 1, der nebſt dem oberſten Weßire ſeines Vaters, Ali Paſcha, ſich mit der Flucht gerettet hatte, nach Ni- caͤa, und ſuchte daſelbſt Sicherheit gegen ſein widriges Schickſal. Als er ſich wieder erholet hatte: ſo ging er uͤber das Meer von Marmora, und kam mit wenigen Hofbedienten nach Adrianopel, da er von den uͤbergebliebenen euro- paͤiſchen Truppen zum Kaiſer erklaͤret wurde.
[Spaltenumbruch]
1 Suͤlejman Tſchelebi] Die Namen Kalepin, Cyricelebis und Cibelin, welche die chriſtlichen Schriftſteller dieſem Fuͤrſten bey- legen, ſind nicht nur keine eigenen tuͤrkiſchen Namen; ſondern ſie bedeuten auch, wenn man ihren Urſprung unterſuchen will, uͤberall nichts: ſie muͤßten dann Verderbungen des Wortes Tſchelebi ſeyn, wie ſchon vorhin iſt erwaͤhnet worden*. Daß aber unſer Suͤlej- man unter dieſen Namen verſtanden werde: [Spaltenumbruch] das iſt daher offenbar, daß Kalepin, nachdem er aus der Schlacht mit Temurlenkj entrun- nen iſt, von ſeinen Unterthanen zu Adriano- pel fuͤr ihren Koͤnig erklaͤret wird; welches niemandem, außer ihm, zukommen kann. Ungeachtet aber Suͤlejman und ſein Bruder den tuͤrkiſchen Sachen eilf Jahre lang vorge- ſtanden haben: ſo wird doch keiner von beyden unter die Zahl der Kaiſer gerechnet, oder mit dem Titel Padiſchah, das der gewoͤhnliche
2. Bey
* 80 S. 24 Anm.
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Zwiſchenreich unter Suͤlejman Tſchelebi,
Jildirim Bajeßids Sohne.
Des andern Buches erſtes Hauptſtuͤck.
1.
Nachdem der große Bajeßid ſolchergeſtalt gefangen und in
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Muſtaͤfa aber in der Schlacht mit den Tatarn umgekom-
men war: ſo begab ſich deſſen anderer Sohn Suͤlejman
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, der nebſt dem oberſten Weßire ſeines Vaters,
Ali Paſcha, ſich mit der Flucht gerettet hatte, nach Ni-
caͤa, und ſuchte daſelbſt Sicherheit gegen ſein widriges Schickſal. Als er ſich
wieder erholet hatte: ſo ging er uͤber das Meer von Marmora, und kam mit
wenigen Hofbedienten nach Adrianopel, da er von den uͤbergebliebenen euro-
paͤiſchen Truppen zum Kaiſer erklaͤret wurde.
2. Bey
¹ Suͤlejman Tſchelebi] Die Namen
Kalepin, Cyricelebis und Cibelin, welche die
chriſtlichen Schriftſteller dieſem Fuͤrſten bey-
legen, ſind nicht nur keine eigenen tuͤrkiſchen
Namen; ſondern ſie bedeuten auch, wenn
man ihren Urſprung unterſuchen will, uͤberall
nichts: ſie muͤßten dann Verderbungen des
Wortes Tſchelebi ſeyn, wie ſchon vorhin iſt
erwaͤhnet worden *. Daß aber unſer Suͤlej-
man unter dieſen Namen verſtanden werde:
das iſt daher offenbar, daß Kalepin, nachdem
er aus der Schlacht mit Temurlenkj entrun-
nen iſt, von ſeinen Unterthanen zu Adriano-
pel fuͤr ihren Koͤnig erklaͤret wird; welches
niemandem, außer ihm, zukommen kann.
Ungeachtet aber Suͤlejman und ſein Bruder
den tuͤrkiſchen Sachen eilf Jahre lang vorge-
ſtanden haben: ſo wird doch keiner von beyden
unter die Zahl der Kaiſer gerechnet, oder mit
dem Titel Padiſchah, das der gewoͤhnliche
Name
* 80 S. 24 Anm.
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/160>, abgerufen am 25.11.2024.
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