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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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5. Muhämmed der I
als Friedenszeiten groß war, und durch seine Gerechtigkeit und Gnade vielen
Ruhm nachließ. Man erhebet ihn sonderlich deswegen, weil er das osmanische
Reich aus schlechten Umständen, darein es durch die temurlenkjische Schlacht
und den noch verderblichern Streit seiner Brüder gerathen war 19, wieder empor
brachte. Er errettete dasselbe nicht allein vom Untergange; sondern hinterließ
es auch seinem Sohne und Nachfolger in erweitertem und befestigtem Stande.

[Spaltenumbruch]
hievon noch weiter die 13 Anmerkung im an-
dern Hauptstücke dieses Buches*.
19 gerathen war] Sowol die christli-
chen als türkischen Geschichtschreiber sind dar-
innen einig: nach dem entsetzlichen Streiche,
den Bajeßid von Temurlenkj empfangen, sey
es mit den Türken so sehr herunter gekommen
gewesen, daß, wenn nur den christlichen Für-
sten ihre Zwistigkeiten es verstattet hätten,
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ihre Kräfte mit einander zu vereinigen, da-
mals wo nicht die ganze Macht der Osmanen
völlig zernichtet, doch dieselben wenigstens
leicht aus Europa hätten können vertrieben
werden. Da aber die Gerichte Gottes über
den Begriff unserer Vernunft sind: so thun
wir besser, wenn wir dieselben in der Stille ver-
ehren, als daß wir unser Urtheil darüber er-
gehen lassen.

Während des Zwischenreiches und der Regierung Muhämmeds haben folgende
Personen in Europa geherrschet.
Zu Constantinopel, Emanuel Paläologus, 1387 - 1421.
In Westen, Siegmund, König in Ungarn, 1410 - 37.

In England Heinrich der IIII, 1399 - 1412.
Heinrich der V, 1412 - 22.
In Frankreich, Carl der VI, 1381 - 1422.

Geschichte
* 98 S.
O 3

5. Muhaͤmmed der I
als Friedenszeiten groß war, und durch ſeine Gerechtigkeit und Gnade vielen
Ruhm nachließ. Man erhebet ihn ſonderlich deswegen, weil er das osmaniſche
Reich aus ſchlechten Umſtaͤnden, darein es durch die temurlenkjiſche Schlacht
und den noch verderblichern Streit ſeiner Bruͤder gerathen war 19, wieder empor
brachte. Er errettete daſſelbe nicht allein vom Untergange; ſondern hinterließ
es auch ſeinem Sohne und Nachfolger in erweitertem und befeſtigtem Stande.

[Spaltenumbruch]
hievon noch weiter die 13 Anmerkung im an-
dern Hauptſtuͤcke dieſes Buches*.
19 gerathen war] Sowol die chriſtli-
chen als tuͤrkiſchen Geſchichtſchreiber ſind dar-
innen einig: nach dem entſetzlichen Streiche,
den Bajeßid von Temurlenkj empfangen, ſey
es mit den Tuͤrken ſo ſehr herunter gekommen
geweſen, daß, wenn nur den chriſtlichen Fuͤr-
ſten ihre Zwiſtigkeiten es verſtattet haͤtten,
[Spaltenumbruch]
ihre Kraͤfte mit einander zu vereinigen, da-
mals wo nicht die ganze Macht der Osmanen
voͤllig zernichtet, doch dieſelben wenigſtens
leicht aus Europa haͤtten koͤnnen vertrieben
werden. Da aber die Gerichte Gottes uͤber
den Begriff unſerer Vernunft ſind: ſo thun
wir beſſer, wenn wir dieſelben in der Stille ver-
ehren, als daß wir unſer Urtheil daruͤber er-
gehen laſſen.

Waͤhrend des Zwiſchenreiches und der Regierung Muhaͤmmeds haben folgende
Perſonen in Europa geherrſchet.
Zu Conſtantinopel, Emanuel Palaͤologus, 1387 - 1421.
In Weſten, Siegmund, Koͤnig in Ungarn, 1410 - 37.

In England Heinrich der IIII‚ 1399 - 1412.
Heinrich der V‚ 1412 - 22.
In Frankreich, Carl der VI‚ 1381 - 1422.

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* 98 S.
O 3
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[109/0189] 5. Muhaͤmmed der I als Friedenszeiten groß war, und durch ſeine Gerechtigkeit und Gnade vielen Ruhm nachließ. Man erhebet ihn ſonderlich deswegen, weil er das osmaniſche Reich aus ſchlechten Umſtaͤnden, darein es durch die temurlenkjiſche Schlacht und den noch verderblichern Streit ſeiner Bruͤder gerathen war ¹⁹ , wieder empor brachte. Er errettete daſſelbe nicht allein vom Untergange; ſondern hinterließ es auch ſeinem Sohne und Nachfolger in erweitertem und befeſtigtem Stande. Geſchichte hievon noch weiter die 13 Anmerkung im an- dern Hauptſtuͤcke dieſes Buches *. ¹⁹ gerathen war] Sowol die chriſtli- chen als tuͤrkiſchen Geſchichtſchreiber ſind dar- innen einig: nach dem entſetzlichen Streiche, den Bajeßid von Temurlenkj empfangen, ſey es mit den Tuͤrken ſo ſehr herunter gekommen geweſen, daß, wenn nur den chriſtlichen Fuͤr- ſten ihre Zwiſtigkeiten es verſtattet haͤtten, ihre Kraͤfte mit einander zu vereinigen, da- mals wo nicht die ganze Macht der Osmanen voͤllig zernichtet, doch dieſelben wenigſtens leicht aus Europa haͤtten koͤnnen vertrieben werden. Da aber die Gerichte Gottes uͤber den Begriff unſerer Vernunft ſind: ſo thun wir beſſer, wenn wir dieſelben in der Stille ver- ehren, als daß wir unſer Urtheil daruͤber er- gehen laſſen. Waͤhrend des Zwiſchenreiches und der Regierung Muhaͤmmeds haben folgende Perſonen in Europa geherrſchet. Zu Conſtantinopel, Emanuel Palaͤologus, 1387 - 1421. In Weſten, Siegmund, Koͤnig in Ungarn, 1410 - 37. In England Heinrich der IIII‚ 1399 - 1412. Heinrich der V‚ 1412 - 22. In Frankreich, Carl der VI‚ 1381 - 1422. * 98 S. O 3

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/189>, abgerufen am 27.11.2024.