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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Osmanische Geschichte
das verwegene und unbesonnene Unternehmen ihres Fürsten, und baten ihn
sehr demüthig, daß er Isfendijarbegj absetzen, und seinen Sohn, den er zur
Geißel bey sich hatte, an dessen Stelle zu ihrem Statthalter machen möchte.
Als Isfendijarbegj diese unvermuthete Begebenheit erfähret: so weis er nicht,
was er anfangen soll, und kommt auch zu Murad, flehet um Gnade, und bie-
tet dem Kaiser auch seinen andern Sohn dazu als Geißel, und noch ferner
seine einzige Tochter, eine Fürstinn von unvergleichlicher Schönheit, demselben
zur Ehe an. Hierdurch lässet sich der Sultan besänftigen, und verspricht, ihm
sein begangenes Verbrechen zu vergeben.

Murads Feld-
züge in Asienund Europa.
12.

Im Rückwege von diesem Feldzuge nimmt derselbe die berühmte
Stadt Ißmir weg, einen Ort, der noch bis auf den heutigen Tag starke Hand-
lung treibet, und bringet nicht allein diese Stadt, sondern auch die herumlie-
genden Landschaften, Montesche 14, Ajdin 15 und Sarichan 16, nebst allen Herr-
schaften, welche Hamid Ogli 17 zugehöreten, unter seine Botmäßigkeit. Als
nun solchergestalt in Osten alles zur Ruhe gebracht ist: so kehret er im Jahre
H. 830.



J. C. 1426.830 seine Waffen gegen die Venetianer, verwüstet das Eyland Dschanta 18,
erobert das Schloß Gjögjerdschinlikj 19, und kommt mit großer Beute, die er
aus den anliegenden Landschaften des festen Landes zusammengebracht hatte,
siegreich wieder nach Adrianopel zurück. Noch in demselben Jahre lässet er
nicht weit von Ergene (einem morastigen Orte, auf dem halben Wege zwischen
Kostantanije und Edrene) mit schweren Kosten eine Brücke von gehauenen
Steinen, zwey und siebenzig Bögen breit, bauen, und an der Westseite daselbst
einen Dschami, ein Bad, Imaret und Chan aufführen.

Gjermian Ogli
übergiebt Muradseine Länder.
13.

Gjermian Ogli (dessen wir schon oft gedacht haben) ließ sich das
Beyspiel seiner Nachbarn zur Warnung dienen; und da er bedachte, wie küm-
merlich er das vorigemal entwischet sey: so hielte er es für sicherer, durch
eine friedliche Abtretung die Wut des Löwen zu besänftigen, als sich mit ihm
[Spaltenumbruch]

14 Montesche] Diese Landschaft ist den
Erdbeschreibern unter diesem Namen bekannt.
15 Ajdin] Eine Stadt in der Landschaft
Montesche.
16 Sarichan] Auf deutsch, die Citro-
[Spaltenumbruch]
nenherberge*, eine Stadt in eben derselben
Landschaft, und auch die Landschaft selbst.
17 Hamid Ogli] Man sehe oben die
22 Anmerkung, auf der 59 Seite.
18 Dschanta] Ein Eyland in dem

auf
* die gelbe Herberge.

Osmaniſche Geſchichte
das verwegene und unbeſonnene Unternehmen ihres Fuͤrſten, und baten ihn
ſehr demuͤthig, daß er Isfendijarbegj abſetzen, und ſeinen Sohn, den er zur
Geißel bey ſich hatte, an deſſen Stelle zu ihrem Statthalter machen moͤchte.
Als Isfendijarbegj dieſe unvermuthete Begebenheit erfaͤhret: ſo weis er nicht,
was er anfangen ſoll, und kommt auch zu Murad, flehet um Gnade, und bie-
tet dem Kaiſer auch ſeinen andern Sohn dazu als Geißel, und noch ferner
ſeine einzige Tochter, eine Fuͤrſtinn von unvergleichlicher Schoͤnheit, demſelben
zur Ehe an. Hierdurch laͤſſet ſich der Sultan beſaͤnftigen, und verſpricht, ihm
ſein begangenes Verbrechen zu vergeben.

Murads Feld-
zuͤge in Aſienund Europa.
12.

Im Ruͤckwege von dieſem Feldzuge nimmt derſelbe die beruͤhmte
Stadt Ißmir weg, einen Ort, der noch bis auf den heutigen Tag ſtarke Hand-
lung treibet, und bringet nicht allein dieſe Stadt, ſondern auch die herumlie-
genden Landſchaften, Monteſche 14, Ajdin 15 und Sarichan 16, nebſt allen Herr-
ſchaften, welche Hamid Ogli 17 zugehoͤreten, unter ſeine Botmaͤßigkeit. Als
nun ſolchergeſtalt in Oſten alles zur Ruhe gebracht iſt: ſo kehret er im Jahre
H. 830.



J. C. 1426.830 ſeine Waffen gegen die Venetianer, verwuͤſtet das Eyland Dſchanta 18,
erobert das Schloß Gjoͤgjerdſchinlikj 19, und kommt mit großer Beute, die er
aus den anliegenden Landſchaften des feſten Landes zuſammengebracht hatte,
ſiegreich wieder nach Adrianopel zuruͤck. Noch in demſelben Jahre laͤſſet er
nicht weit von Ergene (einem moraſtigen Orte, auf dem halben Wege zwiſchen
Koſtantanije und Edrene) mit ſchweren Koſten eine Bruͤcke von gehauenen
Steinen, zwey und ſiebenzig Boͤgen breit, bauen, und an der Weſtſeite daſelbſt
einen Dſchami, ein Bad, Imaret und Chan auffuͤhren.

Gjermian Ogli
uͤbergiebt Muradſeine Laͤnder.
13.

Gjermian Ogli (deſſen wir ſchon oft gedacht haben) ließ ſich das
Beyſpiel ſeiner Nachbarn zur Warnung dienen; und da er bedachte, wie kuͤm-
merlich er das vorigemal entwiſchet ſey: ſo hielte er es fuͤr ſicherer, durch
eine friedliche Abtretung die Wut des Loͤwen zu beſaͤnftigen, als ſich mit ihm
[Spaltenumbruch]

14 Monteſche] Dieſe Landſchaft iſt den
Erdbeſchreibern unter dieſem Namen bekannt.
15 Ajdin] Eine Stadt in der Landſchaft
Monteſche.
16 Sarichan] Auf deutſch, die Citro-
[Spaltenumbruch]
nenherberge*, eine Stadt in eben derſelben
Landſchaft, und auch die Landſchaft ſelbſt.
17 Hamid Ogli] Man ſehe oben die
22 Anmerkung, auf der 59 Seite.
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auf
* die gelbe Herberge.
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[120/0202] Osmaniſche Geſchichte das verwegene und unbeſonnene Unternehmen ihres Fuͤrſten, und baten ihn ſehr demuͤthig, daß er Isfendijarbegj abſetzen, und ſeinen Sohn, den er zur Geißel bey ſich hatte, an deſſen Stelle zu ihrem Statthalter machen moͤchte. Als Isfendijarbegj dieſe unvermuthete Begebenheit erfaͤhret: ſo weis er nicht, was er anfangen ſoll, und kommt auch zu Murad, flehet um Gnade, und bie- tet dem Kaiſer auch ſeinen andern Sohn dazu als Geißel, und noch ferner ſeine einzige Tochter, eine Fuͤrſtinn von unvergleichlicher Schoͤnheit, demſelben zur Ehe an. Hierdurch laͤſſet ſich der Sultan beſaͤnftigen, und verſpricht, ihm ſein begangenes Verbrechen zu vergeben. 12. Im Ruͤckwege von dieſem Feldzuge nimmt derſelbe die beruͤhmte Stadt Ißmir weg, einen Ort, der noch bis auf den heutigen Tag ſtarke Hand- lung treibet, und bringet nicht allein dieſe Stadt, ſondern auch die herumlie- genden Landſchaften, Monteſche ¹⁴ , Ajdin ¹⁵ und Sarichan ¹⁶ , nebſt allen Herr- ſchaften, welche Hamid Ogli ¹⁷ zugehoͤreten, unter ſeine Botmaͤßigkeit. Als nun ſolchergeſtalt in Oſten alles zur Ruhe gebracht iſt: ſo kehret er im Jahre 830 ſeine Waffen gegen die Venetianer, verwuͤſtet das Eyland Dſchanta ¹⁸ , erobert das Schloß Gjoͤgjerdſchinlikj ¹⁹ , und kommt mit großer Beute, die er aus den anliegenden Landſchaften des feſten Landes zuſammengebracht hatte, ſiegreich wieder nach Adrianopel zuruͤck. Noch in demſelben Jahre laͤſſet er nicht weit von Ergene (einem moraſtigen Orte, auf dem halben Wege zwiſchen Koſtantanije und Edrene) mit ſchweren Koſten eine Bruͤcke von gehauenen Steinen, zwey und ſiebenzig Boͤgen breit, bauen, und an der Weſtſeite daſelbſt einen Dſchami, ein Bad, Imaret und Chan auffuͤhren. H. 830. J. C. 1426. 13. Gjermian Ogli (deſſen wir ſchon oft gedacht haben) ließ ſich das Beyſpiel ſeiner Nachbarn zur Warnung dienen; und da er bedachte, wie kuͤm- merlich er das vorigemal entwiſchet ſey: ſo hielte er es fuͤr ſicherer, durch eine friedliche Abtretung die Wut des Loͤwen zu beſaͤnftigen, als ſich mit ihm auf ¹⁴ Monteſche] Dieſe Landſchaft iſt den Erdbeſchreibern unter dieſem Namen bekannt. ¹⁵ Ajdin] Eine Stadt in der Landſchaft Monteſche. ¹⁶ Sarichan] Auf deutſch, die Citro- nenherberge *, eine Stadt in eben derſelben Landſchaft, und auch die Landſchaft ſelbſt. ¹⁷ Hamid Ogli] Man ſehe oben die 22 Anmerkung, auf der 59 Seite. ¹⁸ Dſchanta] Ein Eyland in dem adria- * die gelbe Herberge.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/202>, abgerufen am 29.11.2024.