merkwürdige Lebensbeschreibungen von ihren berühmtesten Helden und Statsmännern: so daß man daraus einen hinlänglichen Begriff sowol von ihrer öffentlichen Statsgeschichte, als besondern Lebensart, erlanget. Der Vortrag ist durchgehends ernsthaft und deutlich. In den Anmerkungen trifft man zwar manche Wiederho- lungen von einerley Sache an; es ist aber dieses ohne Zweifel den öf- teren Unterbrechungen der Arbeit zuzuschreiben. Etwas muß man demselben zu gute halten. Es kommen einige Nachrichten darinnen vor, die nach dem Aberglauben schmecken, als von wunderthätigen Heiligen und Wassern. So viel vermögen von Jugend auf einge- sogene Vorurtheile der Religion gegen den Verstand auch selbst übrigens vernünftiger Personen!
Ein Werk von solcher Wichtigkeit haben wir für werth geachtet, den Deutschen in ihrer eigenen Sprache mitzutheilen. Es haben bereits ihrer Zween an Uebersetzungen desselben gearbeitet. Die lateinische Handschrift des Verfassers wurde von dessen Prinzen, Antiochus Kantemir, nach London gebracht. Die Engländer, die gewohnt sind, alle Arten von Wahrheiten unter ihrem Volke gemein zu machen, konnten sich nicht überwinden, das Buch in
seiner
Vorrede
merkwuͤrdige Lebensbeſchreibungen von ihren beruͤhmteſten Helden und Statsmaͤnnern: ſo daß man daraus einen hinlaͤnglichen Begriff ſowol von ihrer oͤffentlichen Statsgeſchichte, als beſondern Lebensart, erlanget. Der Vortrag iſt durchgehends ernſthaft und deutlich. In den Anmerkungen trifft man zwar manche Wiederho- lungen von einerley Sache an; es iſt aber dieſes ohne Zweifel den oͤf- teren Unterbrechungen der Arbeit zuzuſchreiben. Etwas muß man demſelben zu gute halten. Es kommen einige Nachrichten darinnen vor, die nach dem Aberglauben ſchmecken, als von wunderthaͤtigen Heiligen und Waſſern. So viel vermoͤgen von Jugend auf einge- ſogene Vorurtheile der Religion gegen den Verſtand auch ſelbſt uͤbrigens vernuͤnftiger Perſonen!
Ein Werk von ſolcher Wichtigkeit haben wir fuͤr werth geachtet, den Deutſchen in ihrer eigenen Sprache mitzutheilen. Es haben bereits ihrer Zween an Ueberſetzungen deſſelben gearbeitet. Die lateiniſche Handſchrift des Verfaſſers wurde von deſſen Prinzen, Antiochus Kantemir, nach London gebracht. Die Englaͤnder, die gewohnt ſind, alle Arten von Wahrheiten unter ihrem Volke gemein zu machen, konnten ſich nicht uͤberwinden, das Buch in
ſeiner
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[16/0022]
Vorrede
merkwuͤrdige Lebensbeſchreibungen von ihren beruͤhmteſten Helden
und Statsmaͤnnern: ſo daß man daraus einen hinlaͤnglichen
Begriff ſowol von ihrer oͤffentlichen Statsgeſchichte, als beſondern
Lebensart, erlanget. Der Vortrag iſt durchgehends ernſthaft und
deutlich. In den Anmerkungen trifft man zwar manche Wiederho-
lungen von einerley Sache an; es iſt aber dieſes ohne Zweifel den oͤf-
teren Unterbrechungen der Arbeit zuzuſchreiben. Etwas muß man
demſelben zu gute halten. Es kommen einige Nachrichten darinnen
vor, die nach dem Aberglauben ſchmecken, als von wunderthaͤtigen
Heiligen und Waſſern. So viel vermoͤgen von Jugend auf einge-
ſogene Vorurtheile der Religion gegen den Verſtand auch ſelbſt
uͤbrigens vernuͤnftiger Perſonen!
Ein Werk von ſolcher Wichtigkeit haben wir fuͤr werth geachtet,
den Deutſchen in ihrer eigenen Sprache mitzutheilen. Es haben
bereits ihrer Zween an Ueberſetzungen deſſelben gearbeitet. Die
lateiniſche Handſchrift des Verfaſſers wurde von deſſen Prinzen,
Antiochus Kantemir, nach London gebracht. Die Englaͤnder,
die gewohnt ſind, alle Arten von Wahrheiten unter ihrem Volke
gemein zu machen, konnten ſich nicht uͤberwinden, das Buch in
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/22>, abgerufen am 23.11.2024.
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