Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.Osmanische Geschichte Rhodes wegzunehmen. Nachdem dieser Feldherr seine Völker ans Land ge-setzet hatte: so schloß er die Stadt genau ein; wurde aber durch die Wachsam- keit und Tapferkeit der Feinde davon zurück getrieben, und endlich gezwungen, die Belagerung mit großem Verluste, Schande und Gefahr seines Lebens auf- zuheben. 34. Im folgenden Sommer versammelte er die ganze Kriegesmacht des seinem Geschlechte: iedoch scheinet Mesih von dem ebräischen Messiah herzukommen; wie dann daher Jesus Christus, Isa Mesih bey den Türken heißet. 51 Maltepe] Auf deutsch, ein reicher Berg, oder ein Berg des Reichthums. Es ist ein sehr hoher Berg nicht weit von Nicäa, an dessen Fuße einmal ein Schatz gefunden worden ist und demselben den Namen gege- ben hat. Wann die Schiffe in dem schwar- zen Meere noch achtzig Meilen* von dem con- stantinopelischen Kanale sind: so kommt ih- nen dieser Berg zuerst ins Gesichte, und sie richten ihren Lauf nach demselben; ob er gleich dem Meere von Marmora näher, als dem schwarzen Meere, lieget. 52 dem Zipperleine] Die christlichen Schriftsteller sagen, er sey mit der Cholik befallen worden, und dieses drey Tage her- [Spaltenumbruch] nach, als er diesen Feldzug unternommen habe. Dieses stimmet mit den Nachrichten der Türken wohl zusammen, indem sie noch mehrere Ursachen seines Todes angeben, als das Zipperlein. 53 ein und funfzig Jahre] Dieses muß von Mondenjahren verstanden werden. Wenn man diese auf Sonnenjahre bringet: so ma- chen sie ungefähr neun und vierzig Jahre, sieben Monate und sieben Tage aus. Hier- innen gehen die Türken und Christen von ein- ander ab. Die erstern legen demselben ein und funfzig Lebensjahre, und dreyßig Jahre Regierung bey: die letztern aber behaupten, er habe drey und funfzig Jahre gelebet, und zwey und dreyßig Jahre regieret. Diese Un- einigkeit mag wol, wie ich glaube, daher kommen, daß die Christen die drey Jahre, die er bey seines Vaters Lebzeiten regieret hat, mit dazu rechnen. zen, * 20 deutsche Meilen.
Osmaniſche Geſchichte Rhodes wegzunehmen. Nachdem dieſer Feldherr ſeine Voͤlker ans Land ge-ſetzet hatte: ſo ſchloß er die Stadt genau ein; wurde aber durch die Wachſam- keit und Tapferkeit der Feinde davon zuruͤck getrieben, und endlich gezwungen, die Belagerung mit großem Verluſte, Schande und Gefahr ſeines Lebens auf- zuheben. 34. Im folgenden Sommer verſammelte er die ganze Kriegesmacht des ſeinem Geſchlechte: iedoch ſcheinet Meſih von dem ebraͤiſchen Meſſiah herzukommen; wie dann daher Jeſus Chriſtus, Iſa Meſih bey den Tuͤrken heißet. 51 Maltepe] Auf deutſch, ein reicher Berg, oder ein Berg des Reichthums. Es iſt ein ſehr hoher Berg nicht weit von Nicaͤa, an deſſen Fuße einmal ein Schatz gefunden worden iſt und demſelben den Namen gege- ben hat. Wann die Schiffe in dem ſchwar- zen Meere noch achtzig Meilen* von dem con- ſtantinopeliſchen Kanale ſind: ſo kommt ih- nen dieſer Berg zuerſt ins Geſichte, und ſie richten ihren Lauf nach demſelben; ob er gleich dem Meere von Marmora naͤher, als dem ſchwarzen Meere, lieget. 52 dem Zipperleine] Die chriſtlichen Schriftſteller ſagen, er ſey mit der Cholik befallen worden, und dieſes drey Tage her- [Spaltenumbruch] nach, als er dieſen Feldzug unternommen habe. Dieſes ſtimmet mit den Nachrichten der Tuͤrken wohl zuſammen, indem ſie noch mehrere Urſachen ſeines Todes angeben, als das Zipperlein. 53 ein und funfzig Jahre] Dieſes muß von Mondenjahren verſtanden werden. Wenn man dieſe auf Sonnenjahre bringet: ſo ma- chen ſie ungefaͤhr neun und vierzig Jahre, ſieben Monate und ſieben Tage aus. Hier- innen gehen die Tuͤrken und Chriſten von ein- ander ab. Die erſtern legen demſelben ein und funfzig Lebensjahre, und dreyßig Jahre Regierung bey: die letztern aber behaupten, er habe drey und funfzig Jahre gelebet, und zwey und dreyßig Jahre regieret. Dieſe Un- einigkeit mag wol, wie ich glaube, daher kommen, daß die Chriſten die drey Jahre, die er bey ſeines Vaters Lebzeiten regieret hat, mit dazu rechnen. zen, * 20 deutſche Meilen.
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Osmaniſche Geſchichte
Rhodes wegzunehmen. Nachdem dieſer Feldherr ſeine Voͤlker ans Land ge-
ſetzet hatte: ſo ſchloß er die Stadt genau ein; wurde aber durch die Wachſam-
keit und Tapferkeit der Feinde davon zuruͤck getrieben, und endlich gezwungen,
die Belagerung mit großem Verluſte, Schande und Gefahr ſeines Lebens auf-
zuheben.
34. Im folgenden Sommer verſammelte er die ganze Kriegesmacht des
osmaniſchen Reichs, nicht allein in der Abſicht, Ußunhaͤſens Frechheit zu be-
ſtrafen, ſondern auch, die Herrſchaft uͤber ganz Aſien zu erlangen. Er ging
daher nicht weit von Ueskjuͤdar uͤber den conſtantinopeliſchen Kanal, ſchlug ſeine
Gezelte unter Maltepe
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auf, und glaubte, naͤchſtens von den aͤußerſten Gren-
zen Indiens Meiſter zu ſeyn. Vielleicht war es dieſe außerordentliche Gemuͤths-
bewegung, die ihm einen Anſtoß von dem Zipperleine
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zuzog, dazu noch andere
Zufaͤlle ſchlugen, ſo daß ihn dieſe Krankheit, nach kurzen, aber heftigen Schmer-
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ſeinem Geſchlechte: iedoch ſcheinet Meſih von
dem ebraͤiſchen Meſſiah herzukommen; wie
dann daher Jeſus Chriſtus, Iſa Meſih bey
den Tuͤrken heißet.
⁵¹ Maltepe] Auf deutſch, ein reicher
Berg, oder ein Berg des Reichthums. Es
iſt ein ſehr hoher Berg nicht weit von Nicaͤa,
an deſſen Fuße einmal ein Schatz gefunden
worden iſt und demſelben den Namen gege-
ben hat. Wann die Schiffe in dem ſchwar-
zen Meere noch achtzig Meilen * von dem con-
ſtantinopeliſchen Kanale ſind: ſo kommt ih-
nen dieſer Berg zuerſt ins Geſichte, und ſie
richten ihren Lauf nach demſelben; ob er
gleich dem Meere von Marmora naͤher, als
dem ſchwarzen Meere, lieget.
⁵² dem Zipperleine] Die chriſtlichen
Schriftſteller ſagen, er ſey mit der Cholik
befallen worden, und dieſes drey Tage her-
nach, als er dieſen Feldzug unternommen
habe. Dieſes ſtimmet mit den Nachrichten
der Tuͤrken wohl zuſammen, indem ſie noch
mehrere Urſachen ſeines Todes angeben, als
das Zipperlein.
⁵³ ein und funfzig Jahre] Dieſes muß
von Mondenjahren verſtanden werden. Wenn
man dieſe auf Sonnenjahre bringet: ſo ma-
chen ſie ungefaͤhr neun und vierzig Jahre,
ſieben Monate und ſieben Tage aus. Hier-
innen gehen die Tuͤrken und Chriſten von ein-
ander ab. Die erſtern legen demſelben ein
und funfzig Lebensjahre, und dreyßig Jahre
Regierung bey: die letztern aber behaupten,
er habe drey und funfzig Jahre gelebet, und
zwey und dreyßig Jahre regieret. Dieſe Un-
einigkeit mag wol, wie ich glaube, daher
kommen, daß die Chriſten die drey Jahre,
die er bey ſeines Vaters Lebzeiten regieret hat,
mit dazu rechnen.
Zu
* 20 deutſche Meilen.
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