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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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8. Bajeßid der II
geschahe es, daß diese Länder manchmal den Tscherkassiern und manchmal den
Osmanen unterworfen waren.

16.

Aus diesem Erfolge hatte Bajeßid gelernet, daß die Herrschaft dersein Feldzug in
Tscherkassien:

Tscherkassier in Aegypten nicht durch Waffen könne über einen Haufen gewor-
fen, noch ein so blühendes Reich geschwächet werden; es sey dann, daß man
ihr Land verherete, und den Weg versperrete, durch den sie alle Jahre so viele
Völker in Aegypten zu führen pflegten. Daher machte er zum Scheine mit
dem Sultane in Aegypten Friede, berief seine Truppen zurück, und fiel im Mo-
nate Dschemaßiül ochir des Jahres 889 unversehens in Tscherkassien ein, über-H. 889.



J. C. 1484.
[Spaltenumbruch]
kann man aus dem Preise abnehmen, darin-
nen die Slawenhändler die Slawen von ihnen
halten. Sie setzen dieselben in die erste Ord-
nung, weil ihre Jungfern schöner sind, als
alle die andern, einen förmlichern und wohl-
gestaltern Leib haben, geschickt etwas zu ler-
nen und von großer Sittsamkeit sind: und
ihre Junggesellen sind, wie sie glauben, witzi-
ger und scharfsinniger, und fähige Leute, aus
denen man die besten Künstler machen kann.
Die nächstfolgenden nach ihnen, dem Werthe
nach, sind die Polen; alsdann die Abaßer;
hierauf kommen die Russen, weil sie dauer-
hafte Leiber haben, und die Arbeit gut ver-
tragen können, welcher Eigenschaften wegen
sie oft zu Ruderknechten bey den Galeen des
Großsultans gebraucht werden; ferner die
Kosaken; weiter die Georgier; und zuletzt
unter allen, die Mingrelier. Die Deutschen,
Venetianer und Ungarn (welche sie insgesamt
mit dem gemeinschaftlichen Namen Ifrenkj zu
benennen pflegen) werden von ihnen zu aller
slawischen Arbeit untüchtig geachtet, wegen
ihrer weichlichen Leiber: und das Frauenzim-
mer derselben halten sie für ungeschickt, die
von diesem Geschlechte erwartete Lust zu ver-
schaffen, und dieses wegen der Härte ihres
Fleisches. Daß also, wenn von allen diesen
Völkern Slawen von gleichem Alter, Stärke
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oder Schönheit auf dem Markte ausgestellet
wären, ein Tscherkassier, männliches oder
weibliches Geschlechts, verkauft werden würde
für 1000 Kaiserkronen; ein Polak für 600;
ein Abaßer für 500; ein Russe oder ein Ko-
sak für 400; ein Georgier für 300; ein Min-
grelier für 250; ein Deutscher oder Ifrenkj
noch weit geringer. In Aegypten aber wer-
den die Tscherkassier und Abaßer für doppelten
Preis verkauft, weil sie in diesem Lande allein
die Erben von den Rechten und dem Eigen-
thume ihrer Herren sind, sogar mit Ausschlie-
ßung der ehelichen Söhne. Es ist zwar die-
ses den Geboten des Kurons zuwider: wird
aber dessen ungeachtet geduldet, wegen einer
sonderbaren und abergläubischen Meinung,
daß Joseph, da er als Slaw in Aegypten ge-
wesen, Gott angerufen habe, daß dieses Volk
auf ewige Zeiten den Slawen unterwürfig
seyn möchte; welches auch durch ein verbor-
genes Gericht Gottes nach der Zeit wirklich
erfolget ist.
32 Gjüllikj] Diese und die übrigen, die
hier folgen, sind Städte in Syrien. Sie
sind insgesamt den europäischen Reisenden in
die Morgenländer unbekannt geblieben, aus-
genommen Gjüllikj.

schwem-

8. Bajeßid der II
geſchahe es, daß dieſe Laͤnder manchmal den Tſcherkaſſiern und manchmal den
Osmanen unterworfen waren.

16.

Aus dieſem Erfolge hatte Bajeßid gelernet, daß die Herrſchaft derſein Feldzug in
Tſcherkaſſien:

Tſcherkaſſier in Aegypten nicht durch Waffen koͤnne uͤber einen Haufen gewor-
fen, noch ein ſo bluͤhendes Reich geſchwaͤchet werden; es ſey dann, daß man
ihr Land verherete, und den Weg verſperrete, durch den ſie alle Jahre ſo viele
Voͤlker in Aegypten zu fuͤhren pflegten. Daher machte er zum Scheine mit
dem Sultane in Aegypten Friede, berief ſeine Truppen zuruͤck, und fiel im Mo-
nate Dſchemaßiuͤl ochir des Jahres 889 unverſehens in Tſcherkaſſien ein, uͤber-H. 889.



J. C. 1484.
[Spaltenumbruch]
kann man aus dem Preiſe abnehmen, darin-
nen die Slawenhaͤndler die Slawen von ihnen
halten. Sie ſetzen dieſelben in die erſte Ord-
nung, weil ihre Jungfern ſchoͤner ſind, als
alle die andern, einen foͤrmlichern und wohl-
geſtaltern Leib haben, geſchickt etwas zu ler-
nen und von großer Sittſamkeit ſind: und
ihre Junggeſellen ſind, wie ſie glauben, witzi-
ger und ſcharfſinniger, und faͤhige Leute, aus
denen man die beſten Kuͤnſtler machen kann.
Die naͤchſtfolgenden nach ihnen, dem Werthe
nach, ſind die Polen; alsdann die Abaßer;
hierauf kommen die Ruſſen, weil ſie dauer-
hafte Leiber haben, und die Arbeit gut ver-
tragen koͤnnen, welcher Eigenſchaften wegen
ſie oft zu Ruderknechten bey den Galeen des
Großſultans gebraucht werden; ferner die
Koſaken; weiter die Georgier; und zuletzt
unter allen, die Mingrelier. Die Deutſchen,
Venetianer und Ungarn (welche ſie insgeſamt
mit dem gemeinſchaftlichen Namen Ifrenkj zu
benennen pflegen) werden von ihnen zu aller
ſlawiſchen Arbeit untuͤchtig geachtet, wegen
ihrer weichlichen Leiber: und das Frauenzim-
mer derſelben halten ſie fuͤr ungeſchickt, die
von dieſem Geſchlechte erwartete Luſt zu ver-
ſchaffen, und dieſes wegen der Haͤrte ihres
Fleiſches. Daß alſo, wenn von allen dieſen
Voͤlkern Slawen von gleichem Alter, Staͤrke
[Spaltenumbruch]
oder Schoͤnheit auf dem Markte ausgeſtellet
waͤren, ein Tſcherkaſſier, maͤnnliches oder
weibliches Geſchlechts, verkauft werden wuͤrde
fuͤr 1000 Kaiſerkronen; ein Polak fuͤr 600;
ein Abaßer fuͤr 500; ein Ruſſe oder ein Ko-
ſak fuͤr 400; ein Georgier fuͤr 300; ein Min-
grelier fuͤr 250; ein Deutſcher oder Ifrenkj
noch weit geringer. In Aegypten aber wer-
den die Tſcherkaſſier und Abaßer fuͤr doppelten
Preis verkauft, weil ſie in dieſem Lande allein
die Erben von den Rechten und dem Eigen-
thume ihrer Herren ſind, ſogar mit Ausſchlie-
ßung der ehelichen Soͤhne. Es iſt zwar die-
ſes den Geboten des Kurons zuwider: wird
aber deſſen ungeachtet geduldet, wegen einer
ſonderbaren und aberglaͤubiſchen Meinung,
daß Joſeph, da er als Slaw in Aegypten ge-
weſen, Gott angerufen habe, daß dieſes Volk
auf ewige Zeiten den Slawen unterwuͤrfig
ſeyn moͤchte; welches auch durch ein verbor-
genes Gericht Gottes nach der Zeit wirklich
erfolget iſt.
32 Gjuͤllikj] Dieſe und die uͤbrigen, die
hier folgen, ſind Staͤdte in Syrien. Sie
ſind insgeſamt den europaͤiſchen Reiſenden in
die Morgenlaͤnder unbekannt geblieben, aus-
genommen Gjuͤllikj.

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[191/0277] 8. Bajeßid der II geſchahe es, daß dieſe Laͤnder manchmal den Tſcherkaſſiern und manchmal den Osmanen unterworfen waren. 16. Aus dieſem Erfolge hatte Bajeßid gelernet, daß die Herrſchaft der Tſcherkaſſier in Aegypten nicht durch Waffen koͤnne uͤber einen Haufen gewor- fen, noch ein ſo bluͤhendes Reich geſchwaͤchet werden; es ſey dann, daß man ihr Land verherete, und den Weg verſperrete, durch den ſie alle Jahre ſo viele Voͤlker in Aegypten zu fuͤhren pflegten. Daher machte er zum Scheine mit dem Sultane in Aegypten Friede, berief ſeine Truppen zuruͤck, und fiel im Mo- nate Dſchemaßiuͤl ochir des Jahres 889 unverſehens in Tſcherkaſſien ein, uͤber- ſchwem- kann man aus dem Preiſe abnehmen, darin- nen die Slawenhaͤndler die Slawen von ihnen halten. Sie ſetzen dieſelben in die erſte Ord- nung, weil ihre Jungfern ſchoͤner ſind, als alle die andern, einen foͤrmlichern und wohl- geſtaltern Leib haben, geſchickt etwas zu ler- nen und von großer Sittſamkeit ſind: und ihre Junggeſellen ſind, wie ſie glauben, witzi- ger und ſcharfſinniger, und faͤhige Leute, aus denen man die beſten Kuͤnſtler machen kann. Die naͤchſtfolgenden nach ihnen, dem Werthe nach, ſind die Polen; alsdann die Abaßer; hierauf kommen die Ruſſen, weil ſie dauer- hafte Leiber haben, und die Arbeit gut ver- tragen koͤnnen, welcher Eigenſchaften wegen ſie oft zu Ruderknechten bey den Galeen des Großſultans gebraucht werden; ferner die Koſaken; weiter die Georgier; und zuletzt unter allen, die Mingrelier. Die Deutſchen, Venetianer und Ungarn (welche ſie insgeſamt mit dem gemeinſchaftlichen Namen Ifrenkj zu benennen pflegen) werden von ihnen zu aller ſlawiſchen Arbeit untuͤchtig geachtet, wegen ihrer weichlichen Leiber: und das Frauenzim- mer derſelben halten ſie fuͤr ungeſchickt, die von dieſem Geſchlechte erwartete Luſt zu ver- ſchaffen, und dieſes wegen der Haͤrte ihres Fleiſches. Daß alſo, wenn von allen dieſen Voͤlkern Slawen von gleichem Alter, Staͤrke oder Schoͤnheit auf dem Markte ausgeſtellet waͤren, ein Tſcherkaſſier, maͤnnliches oder weibliches Geſchlechts, verkauft werden wuͤrde fuͤr 1000 Kaiſerkronen; ein Polak fuͤr 600; ein Abaßer fuͤr 500; ein Ruſſe oder ein Ko- ſak fuͤr 400; ein Georgier fuͤr 300; ein Min- grelier fuͤr 250; ein Deutſcher oder Ifrenkj noch weit geringer. In Aegypten aber wer- den die Tſcherkaſſier und Abaßer fuͤr doppelten Preis verkauft, weil ſie in dieſem Lande allein die Erben von den Rechten und dem Eigen- thume ihrer Herren ſind, ſogar mit Ausſchlie- ßung der ehelichen Soͤhne. Es iſt zwar die- ſes den Geboten des Kurons zuwider: wird aber deſſen ungeachtet geduldet, wegen einer ſonderbaren und aberglaͤubiſchen Meinung, daß Joſeph, da er als Slaw in Aegypten ge- weſen, Gott angerufen habe, daß dieſes Volk auf ewige Zeiten den Slawen unterwuͤrfig ſeyn moͤchte; welches auch durch ein verbor- genes Gericht Gottes nach der Zeit wirklich erfolget iſt. ³² Gjuͤllikj] Dieſe und die uͤbrigen, die hier folgen, ſind Staͤdte in Syrien. Sie ſind insgeſamt den europaͤiſchen Reiſenden in die Morgenlaͤnder unbekannt geblieben, aus- genommen Gjuͤllikj. ſein Feldzug in Tſcherkaſſien: H. 889. J. C. 1484.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/277>, abgerufen am 22.11.2024.