die Eroberung dieser Königreiche nicht nur leicht, sondern auch der osmanischen Macht vortheilhaft sey, und wurde zum Admiral einer Flote gemacht.
26.
Im folgenden Jahre kam Sülejman mit dem Reste des Krieges-Einige persische Fürsten schlagen sich zu Sülej- man. heeres seinem Weßire, Ibrahim Pascha, zu Hülfe, der noch bey Wan stille lag. Als der Kaiser von hier aufbricht und zu Tibris 49 anlanget: so fügen sich Sultan Mußäffer, der König in Gjilan 50 mit zehen tausend Mann, und Me-H. 941. J. C. 1534. hemmed Chan zu demselben, wider die Perser, und versprechen künftighin seine Vasallen zu seyn. Sülejman spricht ihnen einen Muth ein, unter der Versiche- rung seiner Gewogenheit, und führet hierauf sein Heer nach Sultanija; von wel- chem Orte er nach kurzer Ausrastung, im Anfange des Winters, den Zug nach Bägdad vornimmt.
27.
Als der Statthalter zu Bägdad unter dem Könige von Persien,Sülejman nimmt Persien ein, und lässet seinen Defterdar aufhenken: Tekkjelü Mehemmed Chan 51, von diesem Anzuge Nachricht bekam, und sich zu schwach befand, den osmanischen Truppen zu widerstehen: so zog er aus der Stadt, überließ das Land Sülejmans Willkühre, und ging mit seinen Völkern weiter in Persien hinein. Sülejman zog also ohne Widerstand in die Stadt ein: und indem er einige Tage anwendete, die Grabmäler der alten Helden zu besu- chen; so nahm er bey dieser Gelegenheit einen Platz in Augenschein, der Imami Aßäm 52 gewidmet war, und von dem nicht allein die Stadt gegen einen Angriff der Feinde vertheidiget, sondern auch die Einwohner, im Falle diese etwas veränderliches unternehmen sollten, gar leicht im Zaume konnten gehalten wer- den. Diesen Platz ließ derselbe ohne Verzug stark befestigen, und mit al- lem Vorrathe versehen, und legte eine Besatzung von Jeng-itscheri hinein. Hierauf, indem er itzo Muße hatte, untersuchte er die Rechnungen des Def- [Spaltenumbruch]
das ist, er ist von seiner Hoheit und Würde gefallen.
49 Tibris] In vorigen Zeiten Tawriß, oder, wie andere sagen, Persepolis genennet, der alte Sitz der Könige in Persien und die Hauptstadt des Reichs.
50 Gjilan] Ehedem Hyrkanien genen- net.
51 Tekkjelü Mehemmed Chan] Ein berühmter persischer Feldhauptmann und [Spaltenumbruch] Statthalter zu Bägdad, durch dessen Anstiften Sülejmans Weßir und Defterdar sollen besto- chen worden seyn; welcher Gefahr derselbe bloß durch das blinde Glück entgangen ist.
52 Imami Aßäm] Dieses wird für die Grabstätte desjenigen Stifters der Kirchen- gebräuche bey der müsülmanischen Sekte ge- halten, dessen Lob sie insgemein unter diesem Namen begehen. Sein Nachfolger war Imam Schafit, den zwar die Türken nicht verwerfen; aber ihm doch nicht so sehr folgen, als dem vorigen.
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10. Suͤlejman der I
die Eroberung dieſer Koͤnigreiche nicht nur leicht, ſondern auch der osmaniſchen Macht vortheilhaft ſey, und wurde zum Admiral einer Flote gemacht.
26.
Im folgenden Jahre kam Suͤlejman mit dem Reſte des Krieges-Einige perſiſche Fuͤrſten ſchlagen ſich zu Suͤlej- man. heeres ſeinem Weßire, Ibrahim Paſcha, zu Huͤlfe, der noch bey Wan ſtille lag. Als der Kaiſer von hier aufbricht und zu Tibris 49 anlanget: ſo fuͤgen ſich Sultan Mußaͤffer, der Koͤnig in Gjilan 50 mit zehen tauſend Mann, und Me-H. 941. J. C. 1534. hemmed Chan zu demſelben, wider die Perſer, und verſprechen kuͤnftighin ſeine Vaſallen zu ſeyn. Suͤlejman ſpricht ihnen einen Muth ein, unter der Verſiche- rung ſeiner Gewogenheit, und fuͤhret hierauf ſein Heer nach Sultanija; von wel- chem Orte er nach kurzer Ausraſtung, im Anfange des Winters, den Zug nach Baͤgdad vornimmt.
27.
Als der Statthalter zu Baͤgdad unter dem Koͤnige von Perſien,Suͤlejman nimmt Perſien ein, und laͤſſet ſeinen Defterdar aufhenken: Tekkjeluͤ Mehemmed Chan 51, von dieſem Anzuge Nachricht bekam, und ſich zu ſchwach befand, den osmaniſchen Truppen zu widerſtehen: ſo zog er aus der Stadt, uͤberließ das Land Suͤlejmans Willkuͤhre, und ging mit ſeinen Voͤlkern weiter in Perſien hinein. Suͤlejman zog alſo ohne Widerſtand in die Stadt ein: und indem er einige Tage anwendete, die Grabmaͤler der alten Helden zu beſu- chen; ſo nahm er bey dieſer Gelegenheit einen Platz in Augenſchein, der Imami Aßaͤm 52 gewidmet war, und von dem nicht allein die Stadt gegen einen Angriff der Feinde vertheidiget, ſondern auch die Einwohner, im Falle dieſe etwas veraͤnderliches unternehmen ſollten, gar leicht im Zaume konnten gehalten wer- den. Dieſen Platz ließ derſelbe ohne Verzug ſtark befeſtigen, und mit al- lem Vorrathe verſehen, und legte eine Beſatzung von Jeng-itſcheri hinein. Hierauf, indem er itzo Muße hatte, unterſuchte er die Rechnungen des Def- [Spaltenumbruch]
das iſt, er iſt von ſeiner Hoheit und Wuͤrde gefallen.
49 Tibris] In vorigen Zeiten Tawriß, oder, wie andere ſagen, Perſepolis genennet, der alte Sitz der Koͤnige in Perſien und die Hauptſtadt des Reichs.
50 Gjilan] Ehedem Hyrkanien genen- net.
51 Tekkjeluͤ Mehemmed Chan] Ein beruͤhmter perſiſcher Feldhauptmann und [Spaltenumbruch] Statthalter zu Baͤgdad, durch deſſen Anſtiften Suͤlejmans Weßir und Defterdar ſollen beſto- chen worden ſeyn; welcher Gefahr derſelbe bloß durch das blinde Gluͤck entgangen iſt.
52 Imami Aßaͤm] Dieſes wird fuͤr die Grabſtaͤtte desjenigen Stifters der Kirchen- gebraͤuche bey der muͤſuͤlmaniſchen Sekte ge- halten, deſſen Lob ſie insgemein unter dieſem Namen begehen. Sein Nachfolger war Imam Schafit, den zwar die Tuͤrken nicht verwerfen; aber ihm doch nicht ſo ſehr folgen, als dem vorigen.
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10. Suͤlejman der I
die Eroberung dieſer Koͤnigreiche nicht nur leicht, ſondern auch der osmaniſchen
Macht vortheilhaft ſey, und wurde zum Admiral einer Flote gemacht.
26. Im folgenden Jahre kam Suͤlejman mit dem Reſte des Krieges-
heeres ſeinem Weßire, Ibrahim Paſcha, zu Huͤlfe, der noch bey Wan ſtille lag.
Als der Kaiſer von hier aufbricht und zu Tibris
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Sultan Mußaͤffer, der Koͤnig in Gjilan
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hemmed Chan zu demſelben, wider die Perſer, und verſprechen kuͤnftighin ſeine
Vaſallen zu ſeyn. Suͤlejman ſpricht ihnen einen Muth ein, unter der Verſiche-
rung ſeiner Gewogenheit, und fuͤhret hierauf ſein Heer nach Sultanija; von wel-
chem Orte er nach kurzer Ausraſtung, im Anfange des Winters, den Zug nach
Baͤgdad vornimmt.
Einige perſiſche
Fuͤrſten ſchlagen
ſich zu Suͤlej-
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J. C. 1534.
27. Als der Statthalter zu Baͤgdad unter dem Koͤnige von Perſien,
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zu ſchwach befand, den osmaniſchen Truppen zu widerſtehen: ſo zog er aus der
Stadt, uͤberließ das Land Suͤlejmans Willkuͤhre, und ging mit ſeinen Voͤlkern
weiter in Perſien hinein. Suͤlejman zog alſo ohne Widerſtand in die Stadt ein:
und indem er einige Tage anwendete, die Grabmaͤler der alten Helden zu beſu-
chen; ſo nahm er bey dieſer Gelegenheit einen Platz in Augenſchein, der Imami
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gewidmet war, und von dem nicht allein die Stadt gegen einen Angriff
der Feinde vertheidiget, ſondern auch die Einwohner, im Falle dieſe etwas
veraͤnderliches unternehmen ſollten, gar leicht im Zaume konnten gehalten wer-
den. Dieſen Platz ließ derſelbe ohne Verzug ſtark befeſtigen, und mit al-
lem Vorrathe verſehen, und legte eine Beſatzung von Jeng-itſcheri hinein.
Hierauf, indem er itzo Muße hatte, unterſuchte er die Rechnungen des Def-
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das iſt, er iſt von ſeiner Hoheit und Wuͤrde
gefallen.
⁴⁹ Tibris] In vorigen Zeiten Tawriß,
oder, wie andere ſagen, Perſepolis genennet,
der alte Sitz der Koͤnige in Perſien und die
Hauptſtadt des Reichs.
⁵⁰ Gjilan] Ehedem Hyrkanien genen-
net.
⁵¹ Tekkjeluͤ Mehemmed Chan] Ein
beruͤhmter perſiſcher Feldhauptmann und
Statthalter zu Baͤgdad, durch deſſen Anſtiften
Suͤlejmans Weßir und Defterdar ſollen beſto-
chen worden ſeyn; welcher Gefahr derſelbe
bloß durch das blinde Gluͤck entgangen iſt.
⁵² Imami Aßaͤm] Dieſes wird fuͤr die
Grabſtaͤtte desjenigen Stifters der Kirchen-
gebraͤuche bey der muͤſuͤlmaniſchen Sekte ge-
halten, deſſen Lob ſie insgemein unter dieſem
Namen begehen. Sein Nachfolger war
Imam Schafit, den zwar die Tuͤrken nicht
verwerfen; aber ihm doch nicht ſo ſehr folgen,
als dem vorigen.
Suͤlejman
nimmt Perſien
ein, und laͤſſet
ſeinen Defterdar
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/385>, abgerufen am 22.11.2024.
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