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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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10. Sülejman der I
mit einigen leichten Truppen dahin, sich dieser Reichthümer zu bemächtigen.
Mirßa dringet auch durch ihm bekannte Wege in diese innern Theile von Persien
ein, wirfet die Wachen über einen Haufen, ehe sie von seiner Ankunft noch das
mindeste wußten, und bekommt die Schätze in seine Gewalt; verwüstet hierauf
das anliegende Land mit Feuer und Schwerte, und kehret mit schwerer Beute
zu dem Kaiser zurück. Von dieser Beute bietet Elkasib dem Weßire Aeßißallah
einen Theil ingeheim an, um dadurch zu erlangen, daß er dem Statthalter von
Bägdad zugeordnet werden möchte; welches Begehren er auch von dem geizigen
Weßire gar leicht erhält. Als er aber mit dem kaiserlichen Befehle zu Bägdad
anlanget: so kommt ihn die Reue an, daß er die Perser verlassen habe, und
schicket heimlich Briefe an den König, darinnen er ihn um Verzeihung bittet,
und ihm verspricht, demselben inskünftige, sogar mitten unter seinen Feinden,
tren zu seyn, und einen fleißigen Kundschafter bey den Bewegungen der Türken
abzugeben. Sein Mitstatthalter aber, Mehemmed Pascha, der auf alle dessen
Handlungen ein wachsames Auge hatte, verklaget ihn unverzüglich wegen dieses
Verraths, und bekommt von dem Kaiser Befehl, denselben in Ketten und Ban-
den geschlossen nach Hofe zu senden. Allein, ehe dieser Befehl zu Bägdad an-
langet, bekommt er durch einige von seinen Freunden (die er durch das persische
Geld gewonnen hatte) von diesem Vorhaben Nachricht; und weil hier kein an-
derer Weg zu entrinnen ist: so fliehet er nach Gjürdschistan. Seine Zuflucht
dahin erinnert Sülejman an den letzteren Verrath der Georgier, als die un-
gefähr vor einem Jahre den Statthalter des dasigen Landes, Mustäfa Pascha,
da derselbe sich nichts weniger, als einer solchen Treulosigkeit, versahe und an
einem engen Orte gelagert stund, überfallen und sein ganzes Heer in Stücke
zerhauen hatten. Um also diese That zu rächen, wird Mehemmed Pascha un-
verzüglich mit einem guten Kriegsheere dahin geschickt, der nach seiner Einrüc-
kung in Gjürdschistan, und nachdem er verschiedene Schlachten mit mancherley
Glücke geliefert hatte, zuletzt alle ihre Völker gänzlich zerstreuet. Nach diesem
[Spaltenumbruch]
ßet. Daher pflegen die Türken eine bewei-
sende Schlußrede (syllogismum demon-
stratiuum
) Delili Bürhani zu nennen.
Wenn aber das Wort in einen eigenen Namen
verwandelt wird: so bedeutet es etwas starkes
und gleichsam unüberwindliches. Derglei-
chen Namen waren ehedem bey den Türken
sehr gewöhnlich: heutiges Tages aber sind sie
ganz abgekommen.
[Spaltenumbruch]
87 Isfähan u. s. w.] Dieses war ehe-
dem die Hauptstadt in der Landschaft Arak;
itzo aber ist sie die Hauptstadt von ganz Per-
sien. Kjeschan wird in den Landkarten ver-
derbter Weise Casian genennet: und Kamid
ist vielleicht diejenige, die in den neuern Be-
schreibungen Com heißet.

Siege
2 R

10. Suͤlejman der I
mit einigen leichten Truppen dahin, ſich dieſer Reichthuͤmer zu bemaͤchtigen.
Mirßa dringet auch durch ihm bekannte Wege in dieſe innern Theile von Perſien
ein, wirfet die Wachen uͤber einen Haufen, ehe ſie von ſeiner Ankunft noch das
mindeſte wußten, und bekommt die Schaͤtze in ſeine Gewalt; verwuͤſtet hierauf
das anliegende Land mit Feuer und Schwerte, und kehret mit ſchwerer Beute
zu dem Kaiſer zuruͤck. Von dieſer Beute bietet Elkaſib dem Weßire Aeßißallah
einen Theil ingeheim an, um dadurch zu erlangen, daß er dem Statthalter von
Baͤgdad zugeordnet werden moͤchte; welches Begehren er auch von dem geizigen
Weßire gar leicht erhaͤlt. Als er aber mit dem kaiſerlichen Befehle zu Baͤgdad
anlanget: ſo kommt ihn die Reue an, daß er die Perſer verlaſſen habe, und
ſchicket heimlich Briefe an den Koͤnig, darinnen er ihn um Verzeihung bittet,
und ihm verſpricht, demſelben inskuͤnftige, ſogar mitten unter ſeinen Feinden,
tren zu ſeyn, und einen fleißigen Kundſchafter bey den Bewegungen der Tuͤrken
abzugeben. Sein Mitſtatthalter aber, Mehemmed Paſcha, der auf alle deſſen
Handlungen ein wachſames Auge hatte, verklaget ihn unverzuͤglich wegen dieſes
Verraths, und bekommt von dem Kaiſer Befehl, denſelben in Ketten und Ban-
den geſchloſſen nach Hofe zu ſenden. Allein, ehe dieſer Befehl zu Baͤgdad an-
langet, bekommt er durch einige von ſeinen Freunden (die er durch das perſiſche
Geld gewonnen hatte) von dieſem Vorhaben Nachricht; und weil hier kein an-
derer Weg zu entrinnen iſt: ſo fliehet er nach Gjuͤrdſchiſtan. Seine Zuflucht
dahin erinnert Suͤlejman an den letzteren Verrath der Georgier, als die un-
gefaͤhr vor einem Jahre den Statthalter des daſigen Landes, Muſtaͤfa Paſcha,
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einem engen Orte gelagert ſtund, uͤberfallen und ſein ganzes Heer in Stuͤcke
zerhauen hatten. Um alſo dieſe That zu raͤchen, wird Mehemmed Paſcha un-
verzuͤglich mit einem guten Kriegsheere dahin geſchickt, der nach ſeiner Einruͤc-
kung in Gjuͤrdſchiſtan, und nachdem er verſchiedene Schlachten mit mancherley
Gluͤcke geliefert hatte, zuletzt alle ihre Voͤlker gaͤnzlich zerſtreuet. Nach dieſem
[Spaltenumbruch]
ßet. Daher pflegen die Tuͤrken eine bewei-
ſende Schlußrede (ſyllogiſmum demon-
ſtratiuum
) Delili Buͤrhani zu nennen.
Wenn aber das Wort in einen eigenen Namen
verwandelt wird: ſo bedeutet es etwas ſtarkes
und gleichſam unuͤberwindliches. Derglei-
chen Namen waren ehedem bey den Tuͤrken
ſehr gewoͤhnlich: heutiges Tages aber ſind ſie
ganz abgekommen.
[Spaltenumbruch]
87 Isfaͤhan u. ſ. w.] Dieſes war ehe-
dem die Hauptſtadt in der Landſchaft Arak;
itzo aber iſt ſie die Hauptſtadt von ganz Per-
ſien. Kjeſchan wird in den Landkarten ver-
derbter Weiſe Caſian genennet: und Kamid
iſt vielleicht diejenige, die in den neuern Be-
ſchreibungen Com heißet.

Siege
2 R
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[313/0403] 10. Suͤlejman der I mit einigen leichten Truppen dahin, ſich dieſer Reichthuͤmer zu bemaͤchtigen. Mirßa dringet auch durch ihm bekannte Wege in dieſe innern Theile von Perſien ein, wirfet die Wachen uͤber einen Haufen, ehe ſie von ſeiner Ankunft noch das mindeſte wußten, und bekommt die Schaͤtze in ſeine Gewalt; verwuͤſtet hierauf das anliegende Land mit Feuer und Schwerte, und kehret mit ſchwerer Beute zu dem Kaiſer zuruͤck. Von dieſer Beute bietet Elkaſib dem Weßire Aeßißallah einen Theil ingeheim an, um dadurch zu erlangen, daß er dem Statthalter von Baͤgdad zugeordnet werden moͤchte; welches Begehren er auch von dem geizigen Weßire gar leicht erhaͤlt. Als er aber mit dem kaiſerlichen Befehle zu Baͤgdad anlanget: ſo kommt ihn die Reue an, daß er die Perſer verlaſſen habe, und ſchicket heimlich Briefe an den Koͤnig, darinnen er ihn um Verzeihung bittet, und ihm verſpricht, demſelben inskuͤnftige, ſogar mitten unter ſeinen Feinden, tren zu ſeyn, und einen fleißigen Kundſchafter bey den Bewegungen der Tuͤrken abzugeben. Sein Mitſtatthalter aber, Mehemmed Paſcha, der auf alle deſſen Handlungen ein wachſames Auge hatte, verklaget ihn unverzuͤglich wegen dieſes Verraths, und bekommt von dem Kaiſer Befehl, denſelben in Ketten und Ban- den geſchloſſen nach Hofe zu ſenden. Allein, ehe dieſer Befehl zu Baͤgdad an- langet, bekommt er durch einige von ſeinen Freunden (die er durch das perſiſche Geld gewonnen hatte) von dieſem Vorhaben Nachricht; und weil hier kein an- derer Weg zu entrinnen iſt: ſo fliehet er nach Gjuͤrdſchiſtan. Seine Zuflucht dahin erinnert Suͤlejman an den letzteren Verrath der Georgier, als die un- gefaͤhr vor einem Jahre den Statthalter des daſigen Landes, Muſtaͤfa Paſcha, da derſelbe ſich nichts weniger, als einer ſolchen Treuloſigkeit, verſahe und an einem engen Orte gelagert ſtund, uͤberfallen und ſein ganzes Heer in Stuͤcke zerhauen hatten. Um alſo dieſe That zu raͤchen, wird Mehemmed Paſcha un- verzuͤglich mit einem guten Kriegsheere dahin geſchickt, der nach ſeiner Einruͤc- kung in Gjuͤrdſchiſtan, und nachdem er verſchiedene Schlachten mit mancherley Gluͤcke geliefert hatte, zuletzt alle ihre Voͤlker gaͤnzlich zerſtreuet. Nach dieſem Siege ßet. Daher pflegen die Tuͤrken eine bewei- ſende Schlußrede (ſyllogiſmum demon- ſtratiuum) Delili Buͤrhani zu nennen. Wenn aber das Wort in einen eigenen Namen verwandelt wird: ſo bedeutet es etwas ſtarkes und gleichſam unuͤberwindliches. Derglei- chen Namen waren ehedem bey den Tuͤrken ſehr gewoͤhnlich: heutiges Tages aber ſind ſie ganz abgekommen. ⁸⁷ Isfaͤhan u. ſ. w.] Dieſes war ehe- dem die Hauptſtadt in der Landſchaft Arak; itzo aber iſt ſie die Hauptſtadt von ganz Per- ſien. Kjeſchan wird in den Landkarten ver- derbter Weiſe Caſian genennet: und Kamid iſt vielleicht diejenige, die in den neuern Be- ſchreibungen Com heißet. 2 R

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/403>, abgerufen am 22.11.2024.