wieder unter die osmanische Botmäßigkeit brachten. Allein, im folgenden Jahre darauf, wurde die Freude über diesen glücklichen Erfolg durch eine plötzliche Feuersbrunst gestöret, die zu Constantinopel ausbrach, und sieben Tage lang mit solcher Heftigkeit wütete, daß fast die ganze Stadt dadurch in die Asche gele- get wurde.
7.
Im Jahre 978 geschiehet es, daß die übergebliebenen Saracenen inverspricht den Saracenen in Spanien Hülfe: Spanien, die bisher unter der Oberherrschaft der Christen vieles ausgestanden hatten, die Waffen ergreifen, sich des Landes Gärbije 14 bemächtigen, und Man-H. 978. J. C. 1570. sur, aus dem Geschlechte Beni Achmers 15, zu ihrem Könige machen. Sie thun noch mehr, greifen die Spanier mit beherztem Muthe an, überwinden dieselben, und richten eine große Niederlage unter ihnen an. Weil sie aber merken, daß sie zu schwach sind, der Macht derselben zu widerstehen: so schicken sie Gesand- ten an Selim, und rufen ihn gegen die Spanier, als die gemeinschaftlichen Feinde der Müsülmanen, um Hülfe an. Selim, dessen Gedanken auf Cypern gerich- tet waren, verspricht ihnen seinen Beystand; iedoch nicht eher, als bis Cypern erobert sey: und ermahnet dieselben, daß sie mittlerweile, so nahe als möglich, beysammen bleiben, und sich nur bloß in dem Vertheidigungsstande halten möch- ten. Hierauf lässet er die Gesandten mit ansehnlichen Geschenken wieder von sich.
8.
Ehe noch diese wieder nach Hause kamen: so hatte derselbe bereitsthut einen Ein- fall in Cypern, ein zahlreiches Kriegesheer unter dem obersten Weßire Mustäfa Pascha, und [Spaltenumbruch]
13 Oeßdemir] heißet, nach dem Ur- sprunge des Wortes, ganz von Eisen. Er war ein sehr berühmter Kämpfer, und hatte so große Stärke, daß die Türken glauben, er habe niemals seines Gleichen gehabt, und werde auch selbigen niemals bekommen. Er war der türkische Simson. Ob derselbe vor diesem Feldzuge an irgend einem Orte Statt- halter gewesen ist: das kann ich nicht be- stimmen.
14 Gärbije] Oder mit dem Vorsetz- worte, el* Gärbije, ein bekanntes König- reich, das itzo dem Könige in Portugall un- [Spaltenumbruch] terworfen ist, und von den Christen Algarva genennet wird. Es scheinet diesen Namen von seiner Lage an dem westlichen Weltmeere bekommen zu haben; denn Gärbije heißet bey den Arabern die westliche Küste.
15 Beni Achmer] ist einer von dem Geschlechte der alten Könige der Saracenen gewesen, den Ferdinand der Katholische aus Spanien vertrieben hat. Von seinen Schick- salen finde ich weder bey den türkischen noch portugiesischen Geschichtschreibern etwas auf- gezeichnet.
dem
* das.
11. Selim der II
wieder unter die osmaniſche Botmaͤßigkeit brachten. Allein, im folgenden Jahre darauf, wurde die Freude uͤber dieſen gluͤcklichen Erfolg durch eine ploͤtzliche Feuersbrunſt geſtoͤret, die zu Conſtantinopel ausbrach, und ſieben Tage lang mit ſolcher Heftigkeit wuͤtete, daß faſt die ganze Stadt dadurch in die Aſche gele- get wurde.
7.
Im Jahre 978 geſchiehet es, daß die uͤbergebliebenen Saracenen inverſpricht den Saracenen in Spanien Huͤlfe: Spanien, die bisher unter der Oberherrſchaft der Chriſten vieles ausgeſtanden hatten, die Waffen ergreifen, ſich des Landes Gaͤrbije 14 bemaͤchtigen, und Man-H. 978. J. C. 1570. ſur, aus dem Geſchlechte Beni Achmers 15, zu ihrem Koͤnige machen. Sie thun noch mehr, greifen die Spanier mit beherztem Muthe an, uͤberwinden dieſelben, und richten eine große Niederlage unter ihnen an. Weil ſie aber merken, daß ſie zu ſchwach ſind, der Macht derſelben zu widerſtehen: ſo ſchicken ſie Geſand- ten an Selim, und rufen ihn gegen die Spanier, als die gemeinſchaftlichen Feinde der Muͤſuͤlmanen, um Huͤlfe an. Selim, deſſen Gedanken auf Cypern gerich- tet waren, verſpricht ihnen ſeinen Beyſtand; iedoch nicht eher, als bis Cypern erobert ſey: und ermahnet dieſelben, daß ſie mittlerweile, ſo nahe als moͤglich, beyſammen bleiben, und ſich nur bloß in dem Vertheidigungsſtande halten moͤch- ten. Hierauf laͤſſet er die Geſandten mit anſehnlichen Geſchenken wieder von ſich.
8.
Ehe noch dieſe wieder nach Hauſe kamen: ſo hatte derſelbe bereitsthut einen Ein- fall in Cypern, ein zahlreiches Kriegesheer unter dem oberſten Weßire Muſtaͤfa Paſcha, und [Spaltenumbruch]
13 Oeßdemir] heißet, nach dem Ur- ſprunge des Wortes, ganz von Eiſen. Er war ein ſehr beruͤhmter Kaͤmpfer, und hatte ſo große Staͤrke, daß die Tuͤrken glauben, er habe niemals ſeines Gleichen gehabt, und werde auch ſelbigen niemals bekommen. Er war der tuͤrkiſche Simſon. Ob derſelbe vor dieſem Feldzuge an irgend einem Orte Statt- halter geweſen iſt: das kann ich nicht be- ſtimmen.
14 Gaͤrbije] Oder mit dem Vorſetz- worte, el* Gaͤrbije, ein bekanntes Koͤnig- reich, das itzo dem Koͤnige in Portugall un- [Spaltenumbruch] terworfen iſt, und von den Chriſten Algarva genennet wird. Es ſcheinet dieſen Namen von ſeiner Lage an dem weſtlichen Weltmeere bekommen zu haben; denn Gaͤrbije heißet bey den Arabern die weſtliche Kuͤſte.
15 Beni Achmer] iſt einer von dem Geſchlechte der alten Koͤnige der Saracenen geweſen, den Ferdinand der Katholiſche aus Spanien vertrieben hat. Von ſeinen Schick- ſalen finde ich weder bey den tuͤrkiſchen noch portugieſiſchen Geſchichtſchreibern etwas auf- gezeichnet.
dem
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11. Selim der II
wieder unter die osmaniſche Botmaͤßigkeit brachten. Allein, im folgenden Jahre
darauf, wurde die Freude uͤber dieſen gluͤcklichen Erfolg durch eine ploͤtzliche
Feuersbrunſt geſtoͤret, die zu Conſtantinopel ausbrach, und ſieben Tage lang
mit ſolcher Heftigkeit wuͤtete, daß faſt die ganze Stadt dadurch in die Aſche gele-
get wurde.
7. Im Jahre 978 geſchiehet es, daß die uͤbergebliebenen Saracenen in
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noch mehr, greifen die Spanier mit beherztem Muthe an, uͤberwinden dieſelben,
und richten eine große Niederlage unter ihnen an. Weil ſie aber merken, daß
ſie zu ſchwach ſind, der Macht derſelben zu widerſtehen: ſo ſchicken ſie Geſand-
ten an Selim, und rufen ihn gegen die Spanier, als die gemeinſchaftlichen Feinde
der Muͤſuͤlmanen, um Huͤlfe an. Selim, deſſen Gedanken auf Cypern gerich-
tet waren, verſpricht ihnen ſeinen Beyſtand; iedoch nicht eher, als bis Cypern
erobert ſey: und ermahnet dieſelben, daß ſie mittlerweile, ſo nahe als moͤglich,
beyſammen bleiben, und ſich nur bloß in dem Vertheidigungsſtande halten moͤch-
ten. Hierauf laͤſſet er die Geſandten mit anſehnlichen Geſchenken wieder
von ſich.
verſpricht den
Saracenen in
Spanien Huͤlfe:
H. 978.
J. C. 1570.
8. Ehe noch dieſe wieder nach Hauſe kamen: ſo hatte derſelbe bereits
ein zahlreiches Kriegesheer unter dem oberſten Weßire Muſtaͤfa Paſcha, und
dem
¹³ Oeßdemir] heißet, nach dem Ur-
ſprunge des Wortes, ganz von Eiſen. Er
war ein ſehr beruͤhmter Kaͤmpfer, und hatte
ſo große Staͤrke, daß die Tuͤrken glauben, er
habe niemals ſeines Gleichen gehabt, und
werde auch ſelbigen niemals bekommen. Er
war der tuͤrkiſche Simſon. Ob derſelbe vor
dieſem Feldzuge an irgend einem Orte Statt-
halter geweſen iſt: das kann ich nicht be-
ſtimmen.
¹⁴ Gaͤrbije] Oder mit dem Vorſetz-
worte, el * Gaͤrbije, ein bekanntes Koͤnig-
reich, das itzo dem Koͤnige in Portugall un-
terworfen iſt, und von den Chriſten Algarva
genennet wird. Es ſcheinet dieſen Namen
von ſeiner Lage an dem weſtlichen Weltmeere
bekommen zu haben; denn Gaͤrbije heißet
bey den Arabern die weſtliche Kuͤſte.
¹⁵ Beni Achmer] iſt einer von dem
Geſchlechte der alten Koͤnige der Saracenen
geweſen, den Ferdinand der Katholiſche aus
Spanien vertrieben hat. Von ſeinen Schick-
ſalen finde ich weder bey den tuͤrkiſchen noch
portugieſiſchen Geſchichtſchreibern etwas auf-
gezeichnet.
thut einen Ein-
fall in Cypern,
* das.
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/427>, abgerufen am 22.11.2024.
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