der Hidschret 680 (welches anfänget an einem Dienstage, den zwey und zwan- zigsten April 1281): und also sind von dem ersten Jahre der Regierung Osmans bis auf Erdogruls Tod, rückwärts, neunzehen volle Jahre und sieben Monate. Wenn man nun diese, wie in Osmans Falle, zurück zählet: so ergiebt es sich, daß derselbe gestorben ist am letzten Tage des Monats Schew- wal im Jahre 680, der mit dem zehenten Februar 1281 übereinkommt. Eben also lässet sich die Zeit ausfinden, da Erdogrul zu regieren angefangen hat und Sülejman in dem Euphrat ertrunken ist, die, nach aller Einstimmung, auf das Jahr der Hidschret 616 gesetzet wird; das ist, vier und sechszig volle Jahre zuvor, von 680, als Erdogruls Sterbjahre, an zu rechnen. Wenn man nun diese, wie vorhin, zurück zählet: so ist es klar, daß Sülejman ertrunken ist und Erdogrul zu regieren angefangen hat am ersten Tage des Monats Ssülhidschdsche im Jahre 616, der mit dem sechsten Februar 1220 übereinstimmet.
Nach gleicher Art kann auch das Jahr von Sülejmans Einfalle heraus- gebracht werden, der, nach Nischrins Zeugnisse, geschehen ist im Jahre der Hidschret 611, und folglich vier Jahre und eilf Monate vor seinem Tode, oder am letzten Tage des Monats Muhärrem im Jahre 611, der auf den zehenten Junius 1214 fällt.
Da des Einbruchs Dschingjiß Chans von den türkischen Schriftstellern um eben dieselbe Zeit gedacht wird, als Sülejmans seines; die christlichen Verfasser aber in diesem Stücke uneinig sind: so will ich mich bemühen, die Zeit desselben festzusetzen. Nicephorus Gregoras (der mehr ein Redner als ein Geschichtschreiber ist) saget (im zweyten Buche), daß Dschingjiß Chan im Jahre Christi 1222, und der Hidschret 619, nach der kaspischen See herunter gekommen sey. Lonicer behauptet, es sey geschehen im Jahre Christi 1202, und der Hidschret 599; Calvisius, im J. C. 1220, H. 611; Riccioli, im J. C. 1212, H. 609. Allein, ich halte festiglich dafür, mit dem hochgelehrten Sädi Efendi von Larissa, in seinem mit vielem Fleiße
verfer-
e 3
des Verfaſſers
der Hidſchret 680 (welches anfaͤnget an einem Dienſtage, den zwey und zwan- zigſten April 1281): und alſo ſind von dem erſten Jahre der Regierung Osmans bis auf Erdogruls Tod, ruͤckwaͤrts, neunzehen volle Jahre und ſieben Monate. Wenn man nun dieſe, wie in Osmans Falle, zuruͤck zaͤhlet: ſo ergiebt es ſich, daß derſelbe geſtorben iſt am letzten Tage des Monats Schew- wal im Jahre 680, der mit dem zehenten Februar 1281 uͤbereinkommt. Eben alſo laͤſſet ſich die Zeit ausfinden, da Erdogrul zu regieren angefangen hat und Suͤlejman in dem Euphrat ertrunken iſt, die, nach aller Einſtimmung, auf das Jahr der Hidſchret 616 geſetzet wird; das iſt, vier und ſechszig volle Jahre zuvor, von 680, als Erdogruls Sterbjahre, an zu rechnen. Wenn man nun dieſe, wie vorhin, zuruͤck zaͤhlet: ſo iſt es klar, daß Suͤlejman ertrunken iſt und Erdogrul zu regieren angefangen hat am erſten Tage des Monats Sſuͤlhidſchdſche im Jahre 616, der mit dem ſechsten Februar 1220 uͤbereinſtimmet.
Nach gleicher Art kann auch das Jahr von Suͤlejmans Einfalle heraus- gebracht werden, der, nach Niſchrins Zeugniſſe, geſchehen iſt im Jahre der Hidſchret 611, und folglich vier Jahre und eilf Monate vor ſeinem Tode, oder am letzten Tage des Monats Muhaͤrrem im Jahre 611, der auf den zehenten Junius 1214 faͤllt.
Da des Einbruchs Dſchingjiß Chans von den tuͤrkiſchen Schriftſtellern um eben dieſelbe Zeit gedacht wird, als Suͤlejmans ſeines; die chriſtlichen Verfaſſer aber in dieſem Stuͤcke uneinig ſind: ſo will ich mich bemuͤhen, die Zeit deſſelben feſtzuſetzen. Nicephorus Gregoras (der mehr ein Redner als ein Geſchichtſchreiber iſt) ſaget (im zweyten Buche), daß Dſchingjiß Chan im Jahre Chriſti 1222, und der Hidſchret 619, nach der kaſpiſchen See herunter gekommen ſey. Lonicer behauptet, es ſey geſchehen im Jahre Chriſti 1202, und der Hidſchret 599; Calviſius, im J. C. 1220, H. 611; Riccioli, im J. C. 1212, H. 609. Allein, ich halte feſtiglich dafuͤr, mit dem hochgelehrten Saͤdi Efendi von Lariſſa, in ſeinem mit vielem Fleiße
verfer-
e 3
<TEI><text><front><divn="1"><divn="2"><div><p><pbfacs="#f0043"n="37"/><fwplace="top"type="header">des Verfaſſers</fw><lb/>
der Hidſchret 680 (welches anfaͤnget an einem Dienſtage, den zwey und zwan-<lb/>
zigſten April 1281): und alſo ſind von dem erſten Jahre der Regierung<lb/>
Osmans bis auf Erdogruls Tod, ruͤckwaͤrts, neunzehen volle Jahre und ſieben<lb/>
Monate. Wenn man nun dieſe, wie in Osmans Falle, zuruͤck zaͤhlet: ſo<lb/>
ergiebt es ſich, daß derſelbe geſtorben iſt am letzten Tage des Monats Schew-<lb/>
wal im Jahre 680, der mit dem zehenten Februar 1281 uͤbereinkommt.<lb/>
Eben alſo laͤſſet ſich die Zeit ausfinden, da Erdogrul zu regieren angefangen hat<lb/>
und Suͤlejman in dem Euphrat ertrunken iſt, die, nach aller Einſtimmung,<lb/>
auf das Jahr der Hidſchret 616 geſetzet wird; das iſt, vier und ſechszig volle<lb/>
Jahre zuvor, von 680, als Erdogruls Sterbjahre, an zu rechnen. Wenn<lb/>
man nun dieſe, wie vorhin, zuruͤck zaͤhlet: ſo iſt es klar, daß Suͤlejman<lb/>
ertrunken iſt und Erdogrul zu regieren angefangen hat am erſten Tage des<lb/>
Monats Sſuͤlhidſchdſche im Jahre 616, der mit dem ſechsten Februar 1220<lb/>
uͤbereinſtimmet.</p><lb/><p>Nach gleicher Art kann auch das Jahr von Suͤlejmans Einfalle heraus-<lb/>
gebracht werden, der, nach Niſchrins Zeugniſſe, geſchehen iſt im Jahre der<lb/>
Hidſchret 611, und folglich vier Jahre und eilf Monate vor ſeinem Tode,<lb/>
oder am letzten Tage des Monats Muhaͤrrem im Jahre 611, der auf den<lb/>
zehenten Junius 1214 faͤllt.</p><lb/><p>Da des Einbruchs Dſchingjiß Chans von den tuͤrkiſchen Schriftſtellern<lb/>
um eben dieſelbe Zeit gedacht wird, als Suͤlejmans ſeines; die chriſtlichen<lb/>
Verfaſſer aber in dieſem Stuͤcke uneinig ſind: ſo will ich mich bemuͤhen, die<lb/>
Zeit deſſelben feſtzuſetzen. Nicephorus Gregoras (der mehr ein Redner als<lb/>
ein Geſchichtſchreiber iſt) ſaget (im zweyten Buche), daß Dſchingjiß Chan<lb/>
im Jahre Chriſti 1222, und der Hidſchret 619, nach der kaſpiſchen See<lb/>
herunter gekommen ſey. Lonicer behauptet, es ſey geſchehen im Jahre<lb/>
Chriſti 1202, und der Hidſchret 599; Calviſius, im J. C. 1220, H. 611;<lb/>
Riccioli, im J. C. 1212, H. 609. Allein, ich halte feſtiglich dafuͤr,<lb/>
mit dem hochgelehrten Saͤdi Efendi von Lariſſa, in ſeinem mit vielem Fleiße<lb/><fwplace="bottom"type="sig">e 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">verfer-</fw><lb/></p></div></div></div></front></text></TEI>
[37/0043]
des Verfaſſers
der Hidſchret 680 (welches anfaͤnget an einem Dienſtage, den zwey und zwan-
zigſten April 1281): und alſo ſind von dem erſten Jahre der Regierung
Osmans bis auf Erdogruls Tod, ruͤckwaͤrts, neunzehen volle Jahre und ſieben
Monate. Wenn man nun dieſe, wie in Osmans Falle, zuruͤck zaͤhlet: ſo
ergiebt es ſich, daß derſelbe geſtorben iſt am letzten Tage des Monats Schew-
wal im Jahre 680, der mit dem zehenten Februar 1281 uͤbereinkommt.
Eben alſo laͤſſet ſich die Zeit ausfinden, da Erdogrul zu regieren angefangen hat
und Suͤlejman in dem Euphrat ertrunken iſt, die, nach aller Einſtimmung,
auf das Jahr der Hidſchret 616 geſetzet wird; das iſt, vier und ſechszig volle
Jahre zuvor, von 680, als Erdogruls Sterbjahre, an zu rechnen. Wenn
man nun dieſe, wie vorhin, zuruͤck zaͤhlet: ſo iſt es klar, daß Suͤlejman
ertrunken iſt und Erdogrul zu regieren angefangen hat am erſten Tage des
Monats Sſuͤlhidſchdſche im Jahre 616, der mit dem ſechsten Februar 1220
uͤbereinſtimmet.
Nach gleicher Art kann auch das Jahr von Suͤlejmans Einfalle heraus-
gebracht werden, der, nach Niſchrins Zeugniſſe, geſchehen iſt im Jahre der
Hidſchret 611, und folglich vier Jahre und eilf Monate vor ſeinem Tode,
oder am letzten Tage des Monats Muhaͤrrem im Jahre 611, der auf den
zehenten Junius 1214 faͤllt.
Da des Einbruchs Dſchingjiß Chans von den tuͤrkiſchen Schriftſtellern
um eben dieſelbe Zeit gedacht wird, als Suͤlejmans ſeines; die chriſtlichen
Verfaſſer aber in dieſem Stuͤcke uneinig ſind: ſo will ich mich bemuͤhen, die
Zeit deſſelben feſtzuſetzen. Nicephorus Gregoras (der mehr ein Redner als
ein Geſchichtſchreiber iſt) ſaget (im zweyten Buche), daß Dſchingjiß Chan
im Jahre Chriſti 1222, und der Hidſchret 619, nach der kaſpiſchen See
herunter gekommen ſey. Lonicer behauptet, es ſey geſchehen im Jahre
Chriſti 1202, und der Hidſchret 599; Calviſius, im J. C. 1220, H. 611;
Riccioli, im J. C. 1212, H. 609. Allein, ich halte feſtiglich dafuͤr,
mit dem hochgelehrten Saͤdi Efendi von Lariſſa, in ſeinem mit vielem Fleiße
verfer-
e 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/43>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.