Geschichte der Regierung Ibrahims, achtzehenten Kaisers der Türken. Des dritten Buches eilftes Hauptstück.
1.
Sultan Ibrahim war geboren im Jahre der Hidschret 1026,Ibrahim wird zum Kaiser aus- gerufen. und wurde drey und zwanzig Jahre hernach, als sein Bruder Murad todt und kein anderer Erbe von dem os-H. 1049. J. C. 1639. manischen Hause mehr übrig war, durch allgemeine Ein- stimmung zum Kaiser ausgerufen.
2.
Seine erste Sorge nach seiner Gelangung zum Throne ging dahin,Aßak wird von den Kosaken ero- bert. das schwarze Meer von den kosakischen Seeräubern zu reinigen, und den Schif- fen, die von da nach Constantinopel segelten, eine freye und offene Fahrt zu verschaffen. Er merkte wohl, daß man dieses nicht ohne große Mühe und Be- schwerlichkeit würde erhalten können, so lange Aßak, das am Ausflusse des Dons lieget, in ihren Händen wäre: denn er sahe, daß diese Stadt zur See- räuberey wohl gelegen sey, und im Falle einer Niederlage ihnen zur Zuflucht dienen werde. Daher schickte er ein zahlreiches Kriegesheer dahin, dieselbe zu belagern, eroberte sie auch nach vielen Bestürmungen, und ließ die ganze Be- satzung niederhauen.
3.
Nachdem das schwarze Meer solchergestalt gesäubert war: so fasseteDie Malteser nehmen ein tür- kisches Schiff, und laufen mit demselben in Krete ein. er den Entschluß, eben diese Absicht in dem weißen Meere auszuführen. Alle die Eyländer in demselben waren bereits durch die osmanische Tapferkeit einge- nommen worden, außer Krete 1, das die kaiserliche Macht verachtete, und denen [Spaltenumbruch]
1 Krete] Ich will hier die Geschichte [Spaltenumbruch] dieses Eylandes einschalten, wie man sie bey
See-
3 B 3
Geſchichte der Regierung Ibrahims, achtzehenten Kaiſers der Tuͤrken. Des dritten Buches eilftes Hauptſtuͤck.
1.
Sultan Ibrahim war geboren im Jahre der Hidſchret 1026,Ibrahim wird zum Kaiſer aus- gerufen. und wurde drey und zwanzig Jahre hernach, als ſein Bruder Murad todt und kein anderer Erbe von dem os-H. 1049. J. C. 1639. maniſchen Hauſe mehr uͤbrig war, durch allgemeine Ein- ſtimmung zum Kaiſer ausgerufen.
2.
Seine erſte Sorge nach ſeiner Gelangung zum Throne ging dahin,Aßak wird von den Koſaken ero- bert. das ſchwarze Meer von den koſakiſchen Seeraͤubern zu reinigen, und den Schif- fen, die von da nach Conſtantinopel ſegelten, eine freye und offene Fahrt zu verſchaffen. Er merkte wohl, daß man dieſes nicht ohne große Muͤhe und Be- ſchwerlichkeit wuͤrde erhalten koͤnnen, ſo lange Aßak, das am Ausfluſſe des Dons lieget, in ihren Haͤnden waͤre: denn er ſahe, daß dieſe Stadt zur See- raͤuberey wohl gelegen ſey, und im Falle einer Niederlage ihnen zur Zuflucht dienen werde. Daher ſchickte er ein zahlreiches Kriegesheer dahin, dieſelbe zu belagern, eroberte ſie auch nach vielen Beſtuͤrmungen, und ließ die ganze Be- ſatzung niederhauen.
3.
Nachdem das ſchwarze Meer ſolchergeſtalt geſaͤubert war: ſo faſſeteDie Malteſer nehmen ein tuͤr- kiſches Schiff, und laufen mit demſelben in Krete ein. er den Entſchluß, eben dieſe Abſicht in dem weißen Meere auszufuͤhren. Alle die Eylaͤnder in demſelben waren bereits durch die osmaniſche Tapferkeit einge- nommen worden, außer Krete 1, das die kaiſerliche Macht verachtete, und denen [Spaltenumbruch]
1 Krete] Ich will hier die Geſchichte [Spaltenumbruch] dieſes Eylandes einſchalten, wie man ſie bey
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Geſchichte
der Regierung Ibrahims,
achtzehenten Kaiſers der Tuͤrken.
Des dritten Buches eilftes Hauptſtuͤck.
1.
Sultan Ibrahim war geboren im Jahre der Hidſchret 1026,
und wurde drey und zwanzig Jahre hernach, als ſein
Bruder Murad todt und kein anderer Erbe von dem os-
maniſchen Hauſe mehr uͤbrig war, durch allgemeine Ein-
ſtimmung zum Kaiſer ausgerufen.
Ibrahim wird
zum Kaiſer aus-
gerufen.
H. 1049.
J. C. 1639.
2. Seine erſte Sorge nach ſeiner Gelangung zum Throne ging dahin,
das ſchwarze Meer von den koſakiſchen Seeraͤubern zu reinigen, und den Schif-
fen, die von da nach Conſtantinopel ſegelten, eine freye und offene Fahrt zu
verſchaffen. Er merkte wohl, daß man dieſes nicht ohne große Muͤhe und Be-
ſchwerlichkeit wuͤrde erhalten koͤnnen, ſo lange Aßak, das am Ausfluſſe des
Dons lieget, in ihren Haͤnden waͤre: denn er ſahe, daß dieſe Stadt zur See-
raͤuberey wohl gelegen ſey, und im Falle einer Niederlage ihnen zur Zuflucht
dienen werde. Daher ſchickte er ein zahlreiches Kriegesheer dahin, dieſelbe zu
belagern, eroberte ſie auch nach vielen Beſtuͤrmungen, und ließ die ganze Be-
ſatzung niederhauen.
Aßak wird von
den Koſaken ero-
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3. Nachdem das ſchwarze Meer ſolchergeſtalt geſaͤubert war: ſo faſſete
er den Entſchluß, eben dieſe Abſicht in dem weißen Meere auszufuͤhren. Alle
die Eylaͤnder in demſelben waren bereits durch die osmaniſche Tapferkeit einge-
nommen worden, außer Krete
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Die Malteſer
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kiſches Schiff,
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demſelben in
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/487>, abgerufen am 22.11.2024.
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