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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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19. Muhämmed der IIII
berte und der osmanischen Botmäßigkeit unterwürfig machte. Mit eben so gu-H. 1070.


J. C. 1659.

tem Erfolge führete er Krieg in Ungarn, in dem Ali Pascha im Jahre 1070
Waradin bestürmete und einnahm. Im Jahre 1074 brachte der Weßir FaßilH. 1074.


J. C. 1663.

Aehmed Kjüprili Ogli 3, Wiwar unter seine Gewalt. Imgleichen erklärete er
den Krieg gegen Rakotius*, und überwand denselben (er starb an einer tödt-
lichen Wunde, die er in dem Treffen empfangen hatte); überzog Siebenbürgen
[Spaltenumbruch]
demselben, als einem guten ehrlichen Manne,
das kaiserliche Insiegel, als das Zeichen sei-
ner neuen Bedienung; mit der Erinnerung,
daß er allezeit eingedenk bleiben möchte, durch
wen und auf welche Weise er von dem nie-
drigsten Stande zu der höchsten Ehrenstelle
gelanget wäre. Mehemmed verspricht alles,
was sie von ihm verlangen, und ziehet anfangs
dieselben durch Briefe in allen Sachen zu Ra-
the. Sie übersenden ihm ihre Meinung
schriftlich; und Mehemmed hebet alle die
Papiere sorgfältig auf. Einige Zeit hernach
lässet er die Häupter der Sipahi ingeheim
zu sich rufen, zeiget ihnen die Briefe, beschwe-
ret sich über den Hochmuth Kißlar Agasi,
des Silahtars, und der übrigen Hofleute:
und giebt den Soldaten an die Hand, sie soll-
ten nicht leiden, daß solche Leute sich der Re-
gierung eines so großen Reiches anmaßeten;
sondern einem so großen Schimpfe, weil es
noch in ihrer Macht stünde, sich widersetzen.
Die Sipahi werden durch die Schändlichkeit
der Sache dergestalt aufgebracht, daß sie
nochmals zusammen laufen, und den Kaiser
ersuchen, ihnen Kißlar Agasi und den Silah-
tar nebst ihren Mitschuldigen zur Bestrafung
auszuliefern, als Störer der öffentlichen Ruhe
und Urheber des letztern Aufruhres. Als
diese ums Leben gebracht waren: so wurde
Mehemmed Pascha in seinem Amte bestätiget,
und rottete hernach alle die Sipahi, die
gegen den Kaiser die Waffen ergriffen hatten,
allmählich aus, so daß in zweyen Jahren
[Spaltenumbruch]
kein einziger von den Aufrührern mehr übrig
war. Nachdem er diese Würde sieben Jahre
lang besessen hatte: so fiel er in eine Krank-
heit, und wurde, als sein Ende herannahete,
von Sultan Muhämmed selbst besuchet.
Dieser sagte, nach einigen Unterredungen
von Regierungssachen, zu demselben: er würde
seine geleisteten Dienste wenig achten, wenn
er ihm nicht noch anzeigete, wen er für wür-
dig halte, ihm in seinem Amte zu folgen.
Der kranke Weßir antwortete darauf: er wisse
sonst niemanden, der diese Würde verdienete,
als seinen Sohn Aehmed; und dieses sowol
wegen seiner Klugheit, als Ernsthaftigkeit.
Diese Empfehlung des Vaters war von sol-
chem Gewichte, daß der Sohn gleich nach
dessen Tode, ungeachtet er noch jung war,
zur Stelle des obersten Weßirs erhoben wurde.
3 Kjüprili Ogli] Der Sohn Kjüprili
Mehemmed Paschas, dessen Geschichte ich
nur erst erzählet habe. Er wurde oberster
Weßir im siebenzehenten Jahre seines Alters,
und ist bey den Türken sehr berühmt wegen
seiner Gelehrtheit, Klugheit, Tapferkeit und
Standhaftigkeit. In der That schreiben sie
die kretischen Siege hauptsächlich seinem un-
überwindlichen Gemüthe und seiner Bered-
samkeit zu, darinnen derselbe alle, die zu
gleicher Zeit mit ihm gelebet, übertroffen ha-
ben soll. Die Türken nennen ihn den Ver-
weser des Schattens Gottes: das Licht und
den Glanz der schönsten und liebreichsten Völ-

mit
* Ragotski.
3 C 3

19. Muhaͤmmed der IIII
berte und der osmaniſchen Botmaͤßigkeit unterwuͤrfig machte. Mit eben ſo gu-H. 1070.


J. C. 1659.

tem Erfolge fuͤhrete er Krieg in Ungarn, in dem Ali Paſcha im Jahre 1070
Waradin beſtuͤrmete und einnahm. Im Jahre 1074 brachte der Weßir FaßilH. 1074.


J. C. 1663.

Aehmed Kjuͤprili Ogli 3, Wiwar unter ſeine Gewalt. Imgleichen erklaͤrete er
den Krieg gegen Rakotius*, und uͤberwand denſelben (er ſtarb an einer toͤdt-
lichen Wunde, die er in dem Treffen empfangen hatte); uͤberzog Siebenbuͤrgen
[Spaltenumbruch]
demſelben, als einem guten ehrlichen Manne,
das kaiſerliche Inſiegel, als das Zeichen ſei-
ner neuen Bedienung; mit der Erinnerung,
daß er allezeit eingedenk bleiben moͤchte, durch
wen und auf welche Weiſe er von dem nie-
drigſten Stande zu der hoͤchſten Ehrenſtelle
gelanget waͤre. Mehemmed verſpricht alles,
was ſie von ihm verlangen, und ziehet anfangs
dieſelben durch Briefe in allen Sachen zu Ra-
the. Sie uͤberſenden ihm ihre Meinung
ſchriftlich; und Mehemmed hebet alle die
Papiere ſorgfaͤltig auf. Einige Zeit hernach
laͤſſet er die Haͤupter der Sipahi ingeheim
zu ſich rufen, zeiget ihnen die Briefe, beſchwe-
ret ſich uͤber den Hochmuth Kißlar Agaſi,
des Silahtars, und der uͤbrigen Hofleute:
und giebt den Soldaten an die Hand, ſie ſoll-
ten nicht leiden, daß ſolche Leute ſich der Re-
gierung eines ſo großen Reiches anmaßeten;
ſondern einem ſo großen Schimpfe, weil es
noch in ihrer Macht ſtuͤnde, ſich widerſetzen.
Die Sipahi werden durch die Schaͤndlichkeit
der Sache dergeſtalt aufgebracht, daß ſie
nochmals zuſammen laufen, und den Kaiſer
erſuchen, ihnen Kißlar Agaſi und den Silah-
tar nebſt ihren Mitſchuldigen zur Beſtrafung
auszuliefern, als Stoͤrer der oͤffentlichen Ruhe
und Urheber des letztern Aufruhres. Als
dieſe ums Leben gebracht waren: ſo wurde
Mehemmed Paſcha in ſeinem Amte beſtaͤtiget,
und rottete hernach alle die Sipahi, die
gegen den Kaiſer die Waffen ergriffen hatten,
allmaͤhlich aus, ſo daß in zweyen Jahren
[Spaltenumbruch]
kein einziger von den Aufruͤhrern mehr uͤbrig
war. Nachdem er dieſe Wuͤrde ſieben Jahre
lang beſeſſen hatte: ſo fiel er in eine Krank-
heit, und wurde, als ſein Ende herannahete,
von Sultan Muhaͤmmed ſelbſt beſuchet.
Dieſer ſagte, nach einigen Unterredungen
von Regierungsſachen, zu demſelben: er wuͤrde
ſeine geleiſteten Dienſte wenig achten, wenn
er ihm nicht noch anzeigete, wen er fuͤr wuͤr-
dig halte, ihm in ſeinem Amte zu folgen.
Der kranke Weßir antwortete darauf: er wiſſe
ſonſt niemanden, der dieſe Wuͤrde verdienete,
als ſeinen Sohn Aehmed; und dieſes ſowol
wegen ſeiner Klugheit, als Ernſthaftigkeit.
Dieſe Empfehlung des Vaters war von ſol-
chem Gewichte, daß der Sohn gleich nach
deſſen Tode, ungeachtet er noch jung war,
zur Stelle des oberſten Weßirs erhoben wurde.
3 Kjuͤprili Ogli] Der Sohn Kjuͤprili
Mehemmed Paſchas, deſſen Geſchichte ich
nur erſt erzaͤhlet habe. Er wurde oberſter
Weßir im ſiebenzehenten Jahre ſeines Alters,
und iſt bey den Tuͤrken ſehr beruͤhmt wegen
ſeiner Gelehrtheit, Klugheit, Tapferkeit und
Standhaftigkeit. In der That ſchreiben ſie
die kretiſchen Siege hauptſaͤchlich ſeinem un-
uͤberwindlichen Gemuͤthe und ſeiner Bered-
ſamkeit zu, darinnen derſelbe alle, die zu
gleicher Zeit mit ihm gelebet, uͤbertroffen ha-
ben ſoll. Die Tuͤrken nennen ihn den Ver-
weſer des Schattens Gottes: das Licht und
den Glanz der ſchoͤnſten und liebreichſten Voͤl-

mit
* Ragotſki.
3 C 3
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[389/0497] 19. Muhaͤmmed der IIII berte und der osmaniſchen Botmaͤßigkeit unterwuͤrfig machte. Mit eben ſo gu- tem Erfolge fuͤhrete er Krieg in Ungarn, in dem Ali Paſcha im Jahre 1070 Waradin beſtuͤrmete und einnahm. Im Jahre 1074 brachte der Weßir Faßil Aehmed Kjuͤprili Ogli ³ , Wiwar unter ſeine Gewalt. Imgleichen erklaͤrete er den Krieg gegen Rakotius *, und uͤberwand denſelben (er ſtarb an einer toͤdt- lichen Wunde, die er in dem Treffen empfangen hatte); uͤberzog Siebenbuͤrgen mit demſelben, als einem guten ehrlichen Manne, das kaiſerliche Inſiegel, als das Zeichen ſei- ner neuen Bedienung; mit der Erinnerung, daß er allezeit eingedenk bleiben moͤchte, durch wen und auf welche Weiſe er von dem nie- drigſten Stande zu der hoͤchſten Ehrenſtelle gelanget waͤre. Mehemmed verſpricht alles, was ſie von ihm verlangen, und ziehet anfangs dieſelben durch Briefe in allen Sachen zu Ra- the. Sie uͤberſenden ihm ihre Meinung ſchriftlich; und Mehemmed hebet alle die Papiere ſorgfaͤltig auf. Einige Zeit hernach laͤſſet er die Haͤupter der Sipahi ingeheim zu ſich rufen, zeiget ihnen die Briefe, beſchwe- ret ſich uͤber den Hochmuth Kißlar Agaſi, des Silahtars, und der uͤbrigen Hofleute: und giebt den Soldaten an die Hand, ſie ſoll- ten nicht leiden, daß ſolche Leute ſich der Re- gierung eines ſo großen Reiches anmaßeten; ſondern einem ſo großen Schimpfe, weil es noch in ihrer Macht ſtuͤnde, ſich widerſetzen. Die Sipahi werden durch die Schaͤndlichkeit der Sache dergeſtalt aufgebracht, daß ſie nochmals zuſammen laufen, und den Kaiſer erſuchen, ihnen Kißlar Agaſi und den Silah- tar nebſt ihren Mitſchuldigen zur Beſtrafung auszuliefern, als Stoͤrer der oͤffentlichen Ruhe und Urheber des letztern Aufruhres. Als dieſe ums Leben gebracht waren: ſo wurde Mehemmed Paſcha in ſeinem Amte beſtaͤtiget, und rottete hernach alle die Sipahi, die gegen den Kaiſer die Waffen ergriffen hatten, allmaͤhlich aus, ſo daß in zweyen Jahren kein einziger von den Aufruͤhrern mehr uͤbrig war. Nachdem er dieſe Wuͤrde ſieben Jahre lang beſeſſen hatte: ſo fiel er in eine Krank- heit, und wurde, als ſein Ende herannahete, von Sultan Muhaͤmmed ſelbſt beſuchet. Dieſer ſagte, nach einigen Unterredungen von Regierungsſachen, zu demſelben: er wuͤrde ſeine geleiſteten Dienſte wenig achten, wenn er ihm nicht noch anzeigete, wen er fuͤr wuͤr- dig halte, ihm in ſeinem Amte zu folgen. Der kranke Weßir antwortete darauf: er wiſſe ſonſt niemanden, der dieſe Wuͤrde verdienete, als ſeinen Sohn Aehmed; und dieſes ſowol wegen ſeiner Klugheit, als Ernſthaftigkeit. Dieſe Empfehlung des Vaters war von ſol- chem Gewichte, daß der Sohn gleich nach deſſen Tode, ungeachtet er noch jung war, zur Stelle des oberſten Weßirs erhoben wurde. ³ Kjuͤprili Ogli] Der Sohn Kjuͤprili Mehemmed Paſchas, deſſen Geſchichte ich nur erſt erzaͤhlet habe. Er wurde oberſter Weßir im ſiebenzehenten Jahre ſeines Alters, und iſt bey den Tuͤrken ſehr beruͤhmt wegen ſeiner Gelehrtheit, Klugheit, Tapferkeit und Standhaftigkeit. In der That ſchreiben ſie die kretiſchen Siege hauptſaͤchlich ſeinem un- uͤberwindlichen Gemuͤthe und ſeiner Bered- ſamkeit zu, darinnen derſelbe alle, die zu gleicher Zeit mit ihm gelebet, uͤbertroffen ha- ben ſoll. Die Tuͤrken nennen ihn den Ver- weſer des Schattens Gottes: das Licht und den Glanz der ſchoͤnſten und liebreichſten Voͤl- ker; H. 1070. J. C. 1659. H. 1074. J. C. 1663. * Ragotſki. 3 C 3

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/497>, abgerufen am 22.11.2024.