Die Venetianer hatten weit besseres Glück gegen die Feinde desFortgang der venetianischen Waffen zur See und zu Lande. christlichen Ramens in dem adriatischen Meere. Sie hoben den Krieg an bey Morlacchi in Dalmatien, machten sich Meister von Urana, Obrowazzo und Scardona, brenneten Dernis ab, und eroberten Duare mit Kriegeslist. Die venetianische Flote, darüber Morosini, der Kandia an die Türken übergeben hatte, die Befehlhabung führete, segelte am sechs und zwanzigsten des Monats Dschemaßiül ochir aus, langte bey Leukas* an, und belagerte die Stadt. Weil Bekjir Aga, der Kriegsbefehlhaber der Festung, siehet, daß kein Entsatz erscheinen will: so übergiebt derselbe die Stadt den Venetianern am sechsten des Monats Remäßan, und setzet seine Leute in das feste Land über. Nach- dem dieses Eyland bezwungen war: so schicken die Venetianer einen Theil ih- rer Truppen, unter Strasoldos Anführung, in Akarnanien, eine Landschaft in Epirus, und nöthigen Venizze und Seromero, sich zu unterwerfen. Bey wei- terer Fortrückung treffen sie Sefer Aga mit vier tausend Türken an, der sich bemühet, den Fortgang ihrer Waffen zu hemmen. Er wird aber geschlagen; und die Einwohner des Landes unterwerfen sich hierauf den Ueberwindern frey- willig, und versprechen, denselben Tribut zu bezahlen. Mittlerweile war der übrige Theil des Heeres in Morea eingedrungen, und hatte Perevesa dergestalt heftig bestürmet, daß Mehemmed Efendi, der über die Besatzung die Befehl- habung führete, am achten des Monats Remäßan genöthiget worden war, die Festung an die Venetianer zu übergeben. Außer diesen glücklichen Erfolgen langte auch Zeitung aus Tine an, einem Eylande in dem ägeischen Meere, daß verschiedene türkische Galeen, die abgeschicket waren, sich desselben zu bemäch- tigen, mit großem Verluste seyen zurück geschlagen worden.
[Spaltenumbruch]
Und nachdem er von hier aus die Falschheit der Beschuldigungen Demetries gezeiget hatte: so machte ihn der Seräskjer zum Fürsten in Moldau. Nach der Zeit bewies er eine neue Probe seiner Tapferkeit in der Schlacht bey Bojan, da er durch die ersten Glieder der Po- len hindurch brach; das ihm an dem osma- nischen Hofe große Gunst erwarb. Nachdem derselbe das Fürstenthum acht Jahre weniger drey Monate besessen hatte: so starb er am drey und zwanzigsten März des 1693sten Jah- res, und hinterließ zweene Söhne, Antiochus [Spaltenumbruch] und Demetrie; imgleichen zwo Töchter, Roxana und Elisabeth.
70 Serdar] Dieses ist der Feldherr derjenigen Truppen in Moldau, die bestimmet sind, die Grenzen zwischen den beyden Flüs- sen, Prut und Dnjester, gegen die Kosaken und Tatarn zu beschützen. Er ist dem Ran- ge nach der nächste nach dem Hetman; der fast eben so viel ist, als der Hetman Polni bey den Polen.
109. Diese
* St. Maura.
19. Muhaͤmmed der IIII
108.
Die Venetianer hatten weit beſſeres Gluͤck gegen die Feinde desFortgang der venetianiſchen Waffen zur See und zu Lande. chriſtlichen Ramens in dem adriatiſchen Meere. Sie hoben den Krieg an bey Morlacchi in Dalmatien, machten ſich Meiſter von Urana, Obrowazzo und Scardona, brenneten Dernis ab, und eroberten Duare mit Kriegesliſt. Die venetianiſche Flote, daruͤber Moroſini, der Kandia an die Tuͤrken uͤbergeben hatte, die Befehlhabung fuͤhrete, ſegelte am ſechs und zwanzigſten des Monats Dſchemaßiuͤl ochir aus, langte bey Leukas* an, und belagerte die Stadt. Weil Bekjir Aga, der Kriegsbefehlhaber der Feſtung, ſiehet, daß kein Entſatz erſcheinen will: ſo uͤbergiebt derſelbe die Stadt den Venetianern am ſechsten des Monats Remaͤßan, und ſetzet ſeine Leute in das feſte Land uͤber. Nach- dem dieſes Eyland bezwungen war: ſo ſchicken die Venetianer einen Theil ih- rer Truppen, unter Straſoldos Anfuͤhrung, in Akarnanien, eine Landſchaft in Epirus, und noͤthigen Venizze und Seromero, ſich zu unterwerfen. Bey wei- terer Fortruͤckung treffen ſie Sefer Aga mit vier tauſend Tuͤrken an, der ſich bemuͤhet, den Fortgang ihrer Waffen zu hemmen. Er wird aber geſchlagen; und die Einwohner des Landes unterwerfen ſich hierauf den Ueberwindern frey- willig, und verſprechen, denſelben Tribut zu bezahlen. Mittlerweile war der uͤbrige Theil des Heeres in Morea eingedrungen, und hatte Pereveſa dergeſtalt heftig beſtuͤrmet, daß Mehemmed Efendi, der uͤber die Beſatzung die Befehl- habung fuͤhrete, am achten des Monats Remaͤßan genoͤthiget worden war, die Feſtung an die Venetianer zu uͤbergeben. Außer dieſen gluͤcklichen Erfolgen langte auch Zeitung aus Tine an, einem Eylande in dem aͤgeiſchen Meere, daß verſchiedene tuͤrkiſche Galeen, die abgeſchicket waren, ſich deſſelben zu bemaͤch- tigen, mit großem Verluſte ſeyen zuruͤck geſchlagen worden.
[Spaltenumbruch]
Und nachdem er von hier aus die Falſchheit der Beſchuldigungen Demetries gezeiget hatte: ſo machte ihn der Seraͤskjer zum Fuͤrſten in Moldau. Nach der Zeit bewies er eine neue Probe ſeiner Tapferkeit in der Schlacht bey Bojan, da er durch die erſten Glieder der Po- len hindurch brach; das ihm an dem osma- niſchen Hofe große Gunſt erwarb. Nachdem derſelbe das Fuͤrſtenthum acht Jahre weniger drey Monate beſeſſen hatte: ſo ſtarb er am drey und zwanzigſten Maͤrz des 1693ſten Jah- res, und hinterließ zweene Soͤhne, Antiochus [Spaltenumbruch] und Demetrie; imgleichen zwo Toͤchter, Roxana und Eliſabeth.
70 Serdar] Dieſes iſt der Feldherr derjenigen Truppen in Moldau, die beſtimmet ſind, die Grenzen zwiſchen den beyden Fluͤſ- ſen, Prut und Dnjeſter, gegen die Koſaken und Tatarn zu beſchuͤtzen. Er iſt dem Ran- ge nach der naͤchſte nach dem Hetman; der faſt eben ſo viel iſt, als der Hetman Polni bey den Polen.
109. Dieſe
* St. Maura.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0611"n="503"/><fwplace="top"type="header">19. Muhaͤmmed der <hirendition="#aq">IIII</hi></fw><lb/><divn="3"><head>108.</head><p>Die Venetianer hatten weit beſſeres Gluͤck gegen die Feinde des<noteplace="right">Fortgang der<lb/>
venetianiſchen<lb/>
Waffen zur See<lb/>
und zu Lande.</note><lb/>
chriſtlichen Ramens in dem adriatiſchen Meere. Sie hoben den Krieg an bey<lb/>
Morlacchi in Dalmatien, machten ſich Meiſter von Urana, Obrowazzo und<lb/>
Scardona, brenneten Dernis ab, und eroberten Duare mit Kriegesliſt. Die<lb/>
venetianiſche Flote, daruͤber Moroſini, der Kandia an die Tuͤrken uͤbergeben<lb/>
hatte, die Befehlhabung fuͤhrete, ſegelte am ſechs und zwanzigſten des Monats<lb/>
Dſchemaßiuͤl ochir aus, langte bey Leukas<noteplace="foot"n="*">St. Maura.</note> an, und belagerte die Stadt.<lb/>
Weil Bekjir Aga, der Kriegsbefehlhaber der Feſtung, ſiehet, daß kein Entſatz<lb/>
erſcheinen will: ſo uͤbergiebt derſelbe die Stadt den Venetianern am ſechsten<lb/>
des Monats Remaͤßan, und ſetzet ſeine Leute in das feſte Land uͤber. Nach-<lb/>
dem dieſes Eyland bezwungen war: ſo ſchicken die Venetianer einen Theil ih-<lb/>
rer Truppen, unter Straſoldos Anfuͤhrung, in Akarnanien, eine Landſchaft in<lb/>
Epirus, und noͤthigen Venizze und Seromero, ſich zu unterwerfen. Bey wei-<lb/>
terer Fortruͤckung treffen ſie Sefer Aga mit vier tauſend Tuͤrken an, der ſich<lb/>
bemuͤhet, den Fortgang ihrer Waffen zu hemmen. Er wird aber geſchlagen;<lb/>
und die Einwohner des Landes unterwerfen ſich hierauf den Ueberwindern frey-<lb/>
willig, und verſprechen, denſelben Tribut zu bezahlen. Mittlerweile war der<lb/>
uͤbrige Theil des Heeres in Morea eingedrungen, und hatte Pereveſa dergeſtalt<lb/>
heftig beſtuͤrmet, daß Mehemmed Efendi, der uͤber die Beſatzung die Befehl-<lb/>
habung fuͤhrete, am achten des Monats Remaͤßan genoͤthiget worden war, die<lb/>
Feſtung an die Venetianer zu uͤbergeben. Außer dieſen gluͤcklichen Erfolgen<lb/>
langte auch Zeitung aus Tine an, einem Eylande in dem aͤgeiſchen Meere,<lb/>
daß verſchiedene tuͤrkiſche Galeen, die abgeſchicket waren, ſich deſſelben zu bemaͤch-<lb/>
tigen, mit großem Verluſte ſeyen zuruͤck geſchlagen worden.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">109. Dieſe</fw><lb/><cbn="1"/><lb/><notexml:id="O611"prev="#O610"place="end">Und nachdem er von hier aus die Falſchheit<lb/>
der Beſchuldigungen Demetries gezeiget hatte:<lb/>ſo machte ihn der Seraͤskjer zum Fuͤrſten in<lb/>
Moldau. Nach der Zeit bewies er eine neue<lb/>
Probe ſeiner Tapferkeit in der Schlacht bey<lb/>
Bojan, da er durch die erſten Glieder der Po-<lb/>
len hindurch brach; das ihm an dem osma-<lb/>
niſchen Hofe große Gunſt erwarb. Nachdem<lb/>
derſelbe das Fuͤrſtenthum acht Jahre weniger<lb/>
drey Monate beſeſſen hatte: ſo ſtarb er am<lb/>
drey und zwanzigſten Maͤrz des 1693ſten Jah-<lb/>
res, und hinterließ zweene Soͤhne, Antiochus<lb/><cbn="2"/><lb/>
und Demetrie; imgleichen zwo Toͤchter,<lb/>
Roxana und Eliſabeth.</note><lb/><noteplace="end"n="70">Serdar] Dieſes iſt der Feldherr<lb/>
derjenigen Truppen in Moldau, die beſtimmet<lb/>ſind, die Grenzen zwiſchen den beyden Fluͤſ-<lb/>ſen, Prut und Dnjeſter, gegen die Koſaken<lb/>
und Tatarn zu beſchuͤtzen. Er iſt dem Ran-<lb/>
ge nach der naͤchſte nach dem Hetman; der<lb/>
faſt eben ſo viel iſt, als der Hetman Polni<lb/>
bey den Polen.</note><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[503/0611]
19. Muhaͤmmed der IIII
108. Die Venetianer hatten weit beſſeres Gluͤck gegen die Feinde des
chriſtlichen Ramens in dem adriatiſchen Meere. Sie hoben den Krieg an bey
Morlacchi in Dalmatien, machten ſich Meiſter von Urana, Obrowazzo und
Scardona, brenneten Dernis ab, und eroberten Duare mit Kriegesliſt. Die
venetianiſche Flote, daruͤber Moroſini, der Kandia an die Tuͤrken uͤbergeben
hatte, die Befehlhabung fuͤhrete, ſegelte am ſechs und zwanzigſten des Monats
Dſchemaßiuͤl ochir aus, langte bey Leukas * an, und belagerte die Stadt.
Weil Bekjir Aga, der Kriegsbefehlhaber der Feſtung, ſiehet, daß kein Entſatz
erſcheinen will: ſo uͤbergiebt derſelbe die Stadt den Venetianern am ſechsten
des Monats Remaͤßan, und ſetzet ſeine Leute in das feſte Land uͤber. Nach-
dem dieſes Eyland bezwungen war: ſo ſchicken die Venetianer einen Theil ih-
rer Truppen, unter Straſoldos Anfuͤhrung, in Akarnanien, eine Landſchaft in
Epirus, und noͤthigen Venizze und Seromero, ſich zu unterwerfen. Bey wei-
terer Fortruͤckung treffen ſie Sefer Aga mit vier tauſend Tuͤrken an, der ſich
bemuͤhet, den Fortgang ihrer Waffen zu hemmen. Er wird aber geſchlagen;
und die Einwohner des Landes unterwerfen ſich hierauf den Ueberwindern frey-
willig, und verſprechen, denſelben Tribut zu bezahlen. Mittlerweile war der
uͤbrige Theil des Heeres in Morea eingedrungen, und hatte Pereveſa dergeſtalt
heftig beſtuͤrmet, daß Mehemmed Efendi, der uͤber die Beſatzung die Befehl-
habung fuͤhrete, am achten des Monats Remaͤßan genoͤthiget worden war, die
Feſtung an die Venetianer zu uͤbergeben. Außer dieſen gluͤcklichen Erfolgen
langte auch Zeitung aus Tine an, einem Eylande in dem aͤgeiſchen Meere,
daß verſchiedene tuͤrkiſche Galeen, die abgeſchicket waren, ſich deſſelben zu bemaͤch-
tigen, mit großem Verluſte ſeyen zuruͤck geſchlagen worden.
Fortgang der
venetianiſchen
Waffen zur See
und zu Lande.
109. Dieſe
Und nachdem er von hier aus die Falſchheit
der Beſchuldigungen Demetries gezeiget hatte:
ſo machte ihn der Seraͤskjer zum Fuͤrſten in
Moldau. Nach der Zeit bewies er eine neue
Probe ſeiner Tapferkeit in der Schlacht bey
Bojan, da er durch die erſten Glieder der Po-
len hindurch brach; das ihm an dem osma-
niſchen Hofe große Gunſt erwarb. Nachdem
derſelbe das Fuͤrſtenthum acht Jahre weniger
drey Monate beſeſſen hatte: ſo ſtarb er am
drey und zwanzigſten Maͤrz des 1693ſten Jah-
res, und hinterließ zweene Soͤhne, Antiochus
und Demetrie; imgleichen zwo Toͤchter,
Roxana und Eliſabeth.
⁷⁰ Serdar] Dieſes iſt der Feldherr
derjenigen Truppen in Moldau, die beſtimmet
ſind, die Grenzen zwiſchen den beyden Fluͤſ-
ſen, Prut und Dnjeſter, gegen die Koſaken
und Tatarn zu beſchuͤtzen. Er iſt dem Ran-
ge nach der naͤchſte nach dem Hetman; der
faſt eben ſo viel iſt, als der Hetman Polni
bey den Polen.
* St. Maura.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/611>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.