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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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19. Muhämmed der IIII
diese aber von der Annäherung der venetianischen Flote hören: so ziehen sie sich
unverrichteter Sachen zurück. Hierauf wird Coron am drey und zwanzigsten
des Monats Redscheb (oder am funfzehenten Junius) von den Venetianern
belagert. Der Seräskjer von Morea, Halil Pascha, eilet sogleich mit so vielen
Truppen, als er in Bereitschaft hatte, zum Entsatze der Stadt herbey, machet
sich auch in der Geschwindigkeit von einem Werke Meister, das die Venetianer
zu ihrer Beschirmung auf einem Hügel angeleget hatten, und beunruhiget von
da aus mit seinem Geschütze die Bestürmenden in ihrem Lager. Allein, die
Malteser, die bestellet waren diese Seite zu beschützen, stürmen das Lager des
Seräskjers, ehe er sich noch in demjenigen, was er erobert hatte, festsetzen konnte,
mit großer Herzhaftigkeit; jagen ihn zuletzt, nach einem langen und blutigen
Gefechte, und nachdem sie durch andere Truppen der Venetianer waren verstär-
ket worden, aus seinem Posten heraus, und befreyen dadurch die Belagerer
von einer großen Gefahr. Wenige Tage hernach rücket der Seräskjer mit meh-
rern Völkern nochmals an; da er aber befindet, daß die Venetianer stark ver-
schanzet, und in Bereitschaft sind, die feindlichen Anfälle abzutreiben: so ziehet
er sich nach einigen Scharmützeln wieder zurück. Weil nun die Venetianer
sehen, daß von dem türkischen Heere keine Gefahr zu befürchten ist: so setzen sie
die Belagerung mit noch größerm Eifer fort, umringen Coron am zehenten des
Monats Remäßan, nachdem die Wälle bereits niedergeschossen waren, und drin-
gen, nach einem hartnäckigen Widerstande der Besatzung, mit stürmender Hand
in die Stadt. Als die Türken sehen, daß es keine Möglichkeit ist, die Stadt
zu retten: so stecken sie die weiße Fahne aus, und versprechen, sich zu ergeben.
Allein, da bereits alle Befestigungswerke des Platzes erobert waren: so war
dieses zu spät. Sie konnten also keine Gnade erhalten; sondern wurden alle-
sammt niedergehauen.

127.

Nachdem diese Festung übergegangen war: so ergriffen die Maj-Besondere Vor-
theile der Vene-
tianer gegen die
Türken.

notten 71 gleichfals die Waffen gegen die Türken, und belagerten Zarnata.
Als die Besatzung desselben höret, daß die Venetianer den Belagerern Truppen
zum Beystande senden wollen: so übergeben sie die Stadt, ehe noch diese Hülfs-
völker anlangen. Kurz hernach überwinden die Venetianer unter Degenfelds
Anführung die Türken in einer Schlacht, und erlegen ihrer eine große Anzahl.
[Spaltenumbruch]

me kommt her von [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt], Unsinnigkeit;
weil sie in der Schlacht unter die Feinde hin-
ein rennen, als wenn sie unsinnig wären.
Das Land, das sie bewohnen, ist auf allen
[Spaltenumbruch]
Seiten mit Bergen umgeben, die die haupt-
sächlichste Befestigung ihres Gebietes aus-
machen.

Hierauf
3 T

19. Muhaͤmmed der IIII
dieſe aber von der Annaͤherung der venetianiſchen Flote hoͤren: ſo ziehen ſie ſich
unverrichteter Sachen zuruͤck. Hierauf wird Coron am drey und zwanzigſten
des Monats Redſcheb (oder am funfzehenten Junius) von den Venetianern
belagert. Der Seraͤskjer von Morea, Halil Paſcha, eilet ſogleich mit ſo vielen
Truppen, als er in Bereitſchaft hatte, zum Entſatze der Stadt herbey, machet
ſich auch in der Geſchwindigkeit von einem Werke Meiſter, das die Venetianer
zu ihrer Beſchirmung auf einem Huͤgel angeleget hatten, und beunruhiget von
da aus mit ſeinem Geſchuͤtze die Beſtuͤrmenden in ihrem Lager. Allein, die
Malteſer, die beſtellet waren dieſe Seite zu beſchuͤtzen, ſtuͤrmen das Lager des
Seraͤskjers, ehe er ſich noch in demjenigen, was er erobert hatte, feſtſetzen konnte,
mit großer Herzhaftigkeit; jagen ihn zuletzt, nach einem langen und blutigen
Gefechte, und nachdem ſie durch andere Truppen der Venetianer waren verſtaͤr-
ket worden, aus ſeinem Poſten heraus, und befreyen dadurch die Belagerer
von einer großen Gefahr. Wenige Tage hernach ruͤcket der Seraͤskjer mit meh-
rern Voͤlkern nochmals an; da er aber befindet, daß die Venetianer ſtark ver-
ſchanzet, und in Bereitſchaft ſind, die feindlichen Anfaͤlle abzutreiben: ſo ziehet
er ſich nach einigen Scharmuͤtzeln wieder zuruͤck. Weil nun die Venetianer
ſehen, daß von dem tuͤrkiſchen Heere keine Gefahr zu befuͤrchten iſt: ſo ſetzen ſie
die Belagerung mit noch groͤßerm Eifer fort, umringen Coron am zehenten des
Monats Remaͤßan, nachdem die Waͤlle bereits niedergeſchoſſen waren, und drin-
gen, nach einem hartnaͤckigen Widerſtande der Beſatzung, mit ſtuͤrmender Hand
in die Stadt. Als die Tuͤrken ſehen, daß es keine Moͤglichkeit iſt, die Stadt
zu retten: ſo ſtecken ſie die weiße Fahne aus, und verſprechen, ſich zu ergeben.
Allein, da bereits alle Befeſtigungswerke des Platzes erobert waren: ſo war
dieſes zu ſpaͤt. Sie konnten alſo keine Gnade erhalten; ſondern wurden alle-
ſammt niedergehauen.

127.

Nachdem dieſe Feſtung uͤbergegangen war: ſo ergriffen die Maj-Beſondere Vor-
theile der Vene-
tianer gegen die
Tuͤrken.

notten 71 gleichfals die Waffen gegen die Tuͤrken, und belagerten Zarnata.
Als die Beſatzung deſſelben hoͤret, daß die Venetianer den Belagerern Truppen
zum Beyſtande ſenden wollen: ſo uͤbergeben ſie die Stadt, ehe noch dieſe Huͤlfs-
voͤlker anlangen. Kurz hernach uͤberwinden die Venetianer unter Degenfelds
Anfuͤhrung die Tuͤrken in einer Schlacht, und erlegen ihrer eine große Anzahl.
[Spaltenumbruch]

me kommt her von [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt], Unſinnigkeit;
weil ſie in der Schlacht unter die Feinde hin-
ein rennen, als wenn ſie unſinnig waͤren.
Das Land, das ſie bewohnen, iſt auf allen
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Seiten mit Bergen umgeben, die die haupt-
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[513/0621] 19. Muhaͤmmed der IIII dieſe aber von der Annaͤherung der venetianiſchen Flote hoͤren: ſo ziehen ſie ſich unverrichteter Sachen zuruͤck. Hierauf wird Coron am drey und zwanzigſten des Monats Redſcheb (oder am funfzehenten Junius) von den Venetianern belagert. Der Seraͤskjer von Morea, Halil Paſcha, eilet ſogleich mit ſo vielen Truppen, als er in Bereitſchaft hatte, zum Entſatze der Stadt herbey, machet ſich auch in der Geſchwindigkeit von einem Werke Meiſter, das die Venetianer zu ihrer Beſchirmung auf einem Huͤgel angeleget hatten, und beunruhiget von da aus mit ſeinem Geſchuͤtze die Beſtuͤrmenden in ihrem Lager. Allein, die Malteſer, die beſtellet waren dieſe Seite zu beſchuͤtzen, ſtuͤrmen das Lager des Seraͤskjers, ehe er ſich noch in demjenigen, was er erobert hatte, feſtſetzen konnte, mit großer Herzhaftigkeit; jagen ihn zuletzt, nach einem langen und blutigen Gefechte, und nachdem ſie durch andere Truppen der Venetianer waren verſtaͤr- ket worden, aus ſeinem Poſten heraus, und befreyen dadurch die Belagerer von einer großen Gefahr. Wenige Tage hernach ruͤcket der Seraͤskjer mit meh- rern Voͤlkern nochmals an; da er aber befindet, daß die Venetianer ſtark ver- ſchanzet, und in Bereitſchaft ſind, die feindlichen Anfaͤlle abzutreiben: ſo ziehet er ſich nach einigen Scharmuͤtzeln wieder zuruͤck. Weil nun die Venetianer ſehen, daß von dem tuͤrkiſchen Heere keine Gefahr zu befuͤrchten iſt: ſo ſetzen ſie die Belagerung mit noch groͤßerm Eifer fort, umringen Coron am zehenten des Monats Remaͤßan, nachdem die Waͤlle bereits niedergeſchoſſen waren, und drin- gen, nach einem hartnaͤckigen Widerſtande der Beſatzung, mit ſtuͤrmender Hand in die Stadt. Als die Tuͤrken ſehen, daß es keine Moͤglichkeit iſt, die Stadt zu retten: ſo ſtecken ſie die weiße Fahne aus, und verſprechen, ſich zu ergeben. Allein, da bereits alle Befeſtigungswerke des Platzes erobert waren: ſo war dieſes zu ſpaͤt. Sie konnten alſo keine Gnade erhalten; ſondern wurden alle- ſammt niedergehauen. 127. Nachdem dieſe Feſtung uͤbergegangen war: ſo ergriffen die Maj- notten ⁷¹ gleichfals die Waffen gegen die Tuͤrken, und belagerten Zarnata. Als die Beſatzung deſſelben hoͤret, daß die Venetianer den Belagerern Truppen zum Beyſtande ſenden wollen: ſo uͤbergeben ſie die Stadt, ehe noch dieſe Huͤlfs- voͤlker anlangen. Kurz hernach uͤberwinden die Venetianer unter Degenfelds Anfuͤhrung die Tuͤrken in einer Schlacht, und erlegen ihrer eine große Anzahl. Hierauf me kommt her von _ , Unſinnigkeit; weil ſie in der Schlacht unter die Feinde hin- ein rennen, als wenn ſie unſinnig waͤren. Das Land, das ſie bewohnen, iſt auf allen Seiten mit Bergen umgeben, die die haupt- ſaͤchlichſte Befeſtigung ihres Gebietes aus- machen. Beſondere Vor- theile der Vene- tianer gegen die Tuͤrken. 3 T

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/621>, abgerufen am 22.11.2024.