zu arbeiten: und verlangen daher, daß von seiten der Kaiserlichen einige Per- sonen ernennet werden möchten, denen sie dasjenige, was sie in Vollmacht hät- ten, mittheilen könnten. Der Churfürst von Baiern giebt ihnen darauf zur Ant- wort: er sey Feldherr von des Kaisers Kriegesheere; und nicht sein geheimer Rath: er sey von demselben abgeschicket worden, Servien und Bulgarien un- ter dessen Gewalt zu bringen; nicht aber, Frieden zu machen. Wenn sie daher ihrer kaiserlichen Majestät etwas vorzutragen hätten: so müßten sie sich nach Wien verfügen und da ihr Geschäffte ablegen.
21.
Der Markgraf von Baden hatte nicht weniger Glück mit dem an-Des Markgrafs von Baden glück- liche Verrichtun- gen in Bosnien. dern Theile des kaiserlichen Heeres in Bosnien. Als er über den Fluß Uenna gehen wollte: so suchte ihn ein ansehnlicher Haufen türkischer Truppen daran zu verhindern. Er griff dieselben beherzt an, und schlug sie nicht allein aus dem Felde; sondern setzte ihnen auch mit solcher Tapferkeit nach, daß sie Gradiska und Kostanisa für sich selbst verließen. Bey weiterem Fortrücken kam ihm bey der kleinen Stadt Brod, am zehenten des Monats Ssülkäde*, der Pascha von Bosnien mit dem gesammten Heere entgegen; er wurde aber noch an dem- selben Tage mit solchem Verluste abgewiesen, daß fünf tausend Türken nebst ihrem Feldhauptmanne auf dem Platze blieben.
22.
Mittlerweile führeten die Venetianer in andern Gegenden den KriegMancherley Verrichtungen der Venetianer. mit zweifelhaftem Glücke. In Morea erschien der Seräskjer noch eher, als sie, im Felde, und zwang die Besatzung zu Athen, die Stadt mit großem Verluste zu verlassen. Kurz darauf that das venetianische Heer einen Zug nach Egjriboß, segelte durch die Meerenge, die dieses Eyland von dem festen Lande scheidet, und belagerte die Hauptstadt desselben; war aber wegen Uneinigkeit seiner Kriegs- befehlhaber und des tapfern Widerstandes der Belagerten genöthiget, mit Ver- lust wieder abzuziehen. Der Feldherr, Graf Königsmark, der sich durch seine Tapferkeit großen Ruhm erworben, und das Werkzeug fast von allen denen Siegen gewesen ist, die die Venetianer in Morea erhalten haben, fiel darüber in eine Krankheit und starb.
23.
Im Gegentheile wurde in Dalmatien Kain, von welchem OrteDie Venetianer haben in Dalma- tien besseres Glück. Steaglik, der abgesetzte Sopha in Bosnien, Kriegsbefehlhaber war, von den Venetianern erobert, und darinnen etliche tausend Türken gefangen; imgleichen die Schlösser, Verlikka, Quonigrad und Grassatsch, von ihnen unter den Fuß gebracht.
24. Unter-
* am fünf und zwanzigsten August.
4 D 3
20. Suͤlejman der II
zu arbeiten: und verlangen daher, daß von ſeiten der Kaiſerlichen einige Per- ſonen ernennet werden moͤchten, denen ſie dasjenige, was ſie in Vollmacht haͤt- ten, mittheilen koͤnnten. Der Churfuͤrſt von Baiern giebt ihnen darauf zur Ant- wort: er ſey Feldherr von des Kaiſers Kriegesheere; und nicht ſein geheimer Rath: er ſey von demſelben abgeſchicket worden, Servien und Bulgarien un- ter deſſen Gewalt zu bringen; nicht aber, Frieden zu machen. Wenn ſie daher ihrer kaiſerlichen Majeſtaͤt etwas vorzutragen haͤtten: ſo muͤßten ſie ſich nach Wien verfuͤgen und da ihr Geſchaͤffte ablegen.
21.
Der Markgraf von Baden hatte nicht weniger Gluͤck mit dem an-Des Markgrafs von Baden gluͤck- liche Verrichtun- gen in Bosnien. dern Theile des kaiſerlichen Heeres in Bosnien. Als er uͤber den Fluß Uenna gehen wollte: ſo ſuchte ihn ein anſehnlicher Haufen tuͤrkiſcher Truppen daran zu verhindern. Er griff dieſelben beherzt an, und ſchlug ſie nicht allein aus dem Felde; ſondern ſetzte ihnen auch mit ſolcher Tapferkeit nach, daß ſie Gradiska und Koſtaniſa fuͤr ſich ſelbſt verließen. Bey weiterem Fortruͤcken kam ihm bey der kleinen Stadt Brod, am zehenten des Monats Sſuͤlkaͤde*, der Paſcha von Bosnien mit dem geſammten Heere entgegen; er wurde aber noch an dem- ſelben Tage mit ſolchem Verluſte abgewieſen, daß fuͤnf tauſend Tuͤrken nebſt ihrem Feldhauptmanne auf dem Platze blieben.
22.
Mittlerweile fuͤhreten die Venetianer in andern Gegenden den KriegMancherley Verrichtungen der Venetianer. mit zweifelhaftem Gluͤcke. In Morea erſchien der Seraͤskjer noch eher, als ſie, im Felde, und zwang die Beſatzung zu Athen, die Stadt mit großem Verluſte zu verlaſſen. Kurz darauf that das venetianiſche Heer einen Zug nach Egjriboß, ſegelte durch die Meerenge, die dieſes Eyland von dem feſten Lande ſcheidet, und belagerte die Hauptſtadt deſſelben; war aber wegen Uneinigkeit ſeiner Kriegs- befehlhaber und des tapfern Widerſtandes der Belagerten genoͤthiget, mit Ver- luſt wieder abzuziehen. Der Feldherr, Graf Koͤnigsmark, der ſich durch ſeine Tapferkeit großen Ruhm erworben, und das Werkzeug faſt von allen denen Siegen geweſen iſt, die die Venetianer in Morea erhalten haben, fiel daruͤber in eine Krankheit und ſtarb.
23.
Im Gegentheile wurde in Dalmatien Kain, von welchem OrteDie Venetianer haben in Dalma- tien beſſeres Gluͤck. Steaglik, der abgeſetzte Sopha in Bosnien, Kriegsbefehlhaber war, von den Venetianern erobert, und darinnen etliche tauſend Tuͤrken gefangen; imgleichen die Schloͤſſer, Verlikka, Quonigrad und Graſſatſch, von ihnen unter den Fuß gebracht.
24. Unter-
* am fuͤnf und zwanzigſten Auguſt.
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20. Suͤlejman der II
zu arbeiten: und verlangen daher, daß von ſeiten der Kaiſerlichen einige Per-
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ten, mittheilen koͤnnten. Der Churfuͤrſt von Baiern giebt ihnen darauf zur Ant-
wort: er ſey Feldherr von des Kaiſers Kriegesheere; und nicht ſein geheimer
Rath: er ſey von demſelben abgeſchicket worden, Servien und Bulgarien un-
ter deſſen Gewalt zu bringen; nicht aber, Frieden zu machen. Wenn ſie daher
ihrer kaiſerlichen Majeſtaͤt etwas vorzutragen haͤtten: ſo muͤßten ſie ſich nach
Wien verfuͤgen und da ihr Geſchaͤffte ablegen.
21. Der Markgraf von Baden hatte nicht weniger Gluͤck mit dem an-
dern Theile des kaiſerlichen Heeres in Bosnien. Als er uͤber den Fluß Uenna
gehen wollte: ſo ſuchte ihn ein anſehnlicher Haufen tuͤrkiſcher Truppen daran
zu verhindern. Er griff dieſelben beherzt an, und ſchlug ſie nicht allein aus dem
Felde; ſondern ſetzte ihnen auch mit ſolcher Tapferkeit nach, daß ſie Gradiska
und Koſtaniſa fuͤr ſich ſelbſt verließen. Bey weiterem Fortruͤcken kam ihm
bey der kleinen Stadt Brod, am zehenten des Monats Sſuͤlkaͤde *, der Paſcha
von Bosnien mit dem geſammten Heere entgegen; er wurde aber noch an dem-
ſelben Tage mit ſolchem Verluſte abgewieſen, daß fuͤnf tauſend Tuͤrken nebſt
ihrem Feldhauptmanne auf dem Platze blieben.
Des Markgrafs
von Baden gluͤck-
liche Verrichtun-
gen in Bosnien.
22. Mittlerweile fuͤhreten die Venetianer in andern Gegenden den Krieg
mit zweifelhaftem Gluͤcke. In Morea erſchien der Seraͤskjer noch eher, als ſie,
im Felde, und zwang die Beſatzung zu Athen, die Stadt mit großem Verluſte
zu verlaſſen. Kurz darauf that das venetianiſche Heer einen Zug nach Egjriboß,
ſegelte durch die Meerenge, die dieſes Eyland von dem feſten Lande ſcheidet, und
belagerte die Hauptſtadt deſſelben; war aber wegen Uneinigkeit ſeiner Kriegs-
befehlhaber und des tapfern Widerſtandes der Belagerten genoͤthiget, mit Ver-
luſt wieder abzuziehen. Der Feldherr, Graf Koͤnigsmark, der ſich durch ſeine
Tapferkeit großen Ruhm erworben, und das Werkzeug faſt von allen denen
Siegen geweſen iſt, die die Venetianer in Morea erhalten haben, fiel daruͤber
in eine Krankheit und ſtarb.
Mancherley
Verrichtungen
der Venetianer.
23. Im Gegentheile wurde in Dalmatien Kain, von welchem Orte
Steaglik, der abgeſetzte Sopha in Bosnien, Kriegsbefehlhaber war, von den
Venetianern erobert, und darinnen etliche tauſend Tuͤrken gefangen; imgleichen
die Schloͤſſer, Verlikka, Quonigrad und Graſſatſch, von ihnen unter den Fuß
gebracht.
Die Venetianer
haben in Dalma-
tien beſſeres
Gluͤck.
24. Unter-
* am fuͤnf und zwanzigſten Auguſt.
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/691>, abgerufen am 22.11.2024.
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