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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Osmanische Geschichte
mit Eisen versehen waren: so giebt er erstlich dem Weßire deswegen einen schar-
fen Verweis; dieser aber will sich weiß brennen, und schiebet alle Schuld auf
Toptschi Baschi 7. Als der letztere herbeygeholet und ihm befohlen wird, die Ur-
sache davon zu sagen: so giebt derselbe zur Antwort: er habe von dem Weßire
so viel Eisen verlanget, als dazu nöthig gewesen; nachdem ihm aber dasselbe
abgeschlagen worden: so habe er die Laffeten machen lassen, wie es der Weßir
für gut erachtet habe. Der Weßir kann dieses nicht leugnen; und also befieh-
let der Sultan, denselben auf der Stelle umzubringen, und dessen Leichnam
drey Tage lang in Sirik Mejdan* zur Schau auszustellen: unter dem Vor-
wande, daß er in Vollziehung der Befehle des Sultans nachlässig gewesen sey;
in der That aber deswegen, weil er getrachtet hatte, den jungen Ibrahim mit
Ausschließung Mustäfas auf den Thron zu setzen.

Elmas Mehem-
med Pascha wird
zum Weßire ge-macht.
6.

Der Weßir hatte zu seinem Nachfolger Elmas Mehemmed Pascha,
der zuvor zum Kaimmäkam war erhoben worden; einen Mann von sehr scharf-
sinnigem Verstande, der werth war, diese Würde zu bekleiden. Es geschahe
aber dieses nicht ohne Murren der alten Paschen, die es verdroß, daß sie sich
von einem jungen und in öffentlichen Geschäfften unerfahrnen Menschen sollten
befehlen lassen.

Der Sultan,
der sein Heer
selbst anführet,
erobert Lippa,
und schneidet
Veterani mit
sieben tausendKaiserlichen ab.
7.

Allein, der Sultan Mustäfa kehrete sich an dieses Murren nicht;
sondern ging mit seinem Heere bey Belgrad über die Donau, belagerte Lippa
und Titul, eroberte dieselben, und ließ darauf ihre Befestigungswerke nieder-
reißen. Indem derselbe mit diesen Sachen beschäfftiget ist: so erhält er durch
die voraus geschickten tatarischen Parteyen Nachricht, daß Veterani mit sieben
tausend Deutschen aus Siebenbürgen gezogen sey, und sich itzo acht Stunden
Weges von dem kaiserlichen Heere befinde, darüber der Churfürst von Sachsen,
Friedrich August 8, die Befehlhabung führe. Um nun diesen Haufen aufzu-
heben, sendet er den Begjlerbegj von Rumilien, Mähmud Begj Ogli, mit den
leichten Truppen ihnen entgegen; und er selbst folget demselben mit dem übrigen
[Spaltenumbruch]

7 Toptschi Baschi] Aufseher über das
Geschütz und die Soldaten, die dazu gehören;
imgleichen über die Kumbaradschi oder Kon-
stabel*. Ueber diese allein erstrecket sich seine
Gewalt; denn das Stückpulver, die Kugeln,
[Spaltenumbruch]
und was sonst noch zum Feldzeuge gehöret,
das stehet unter der Befehlhabung und Ver-
waltung von Dschebedschi Baschi.
8 Friedrich August] Dieser Fürst wird

Heere
* Die Rennbahn, darauf man mit Lanzen rennet.
* Das Wort heißet eigentlich einen Granadier.

Osmaniſche Geſchichte
mit Eiſen verſehen waren: ſo giebt er erſtlich dem Weßire deswegen einen ſchar-
fen Verweis; dieſer aber will ſich weiß brennen, und ſchiebet alle Schuld auf
Toptſchi Baſchi 7. Als der letztere herbeygeholet und ihm befohlen wird, die Ur-
ſache davon zu ſagen: ſo giebt derſelbe zur Antwort: er habe von dem Weßire
ſo viel Eiſen verlanget, als dazu noͤthig geweſen; nachdem ihm aber daſſelbe
abgeſchlagen worden: ſo habe er die Laffeten machen laſſen, wie es der Weßir
fuͤr gut erachtet habe. Der Weßir kann dieſes nicht leugnen; und alſo befieh-
let der Sultan, denſelben auf der Stelle umzubringen, und deſſen Leichnam
drey Tage lang in Sirik Mejdan* zur Schau auszuſtellen: unter dem Vor-
wande, daß er in Vollziehung der Befehle des Sultans nachlaͤſſig geweſen ſey;
in der That aber deswegen, weil er getrachtet hatte, den jungen Ibrahim mit
Ausſchließung Muſtaͤfas auf den Thron zu ſetzen.

Elmas Mehem-
med Paſcha wird
zum Weßire ge-macht.
6.

Der Weßir hatte zu ſeinem Nachfolger Elmas Mehemmed Paſcha,
der zuvor zum Kaimmaͤkam war erhoben worden; einen Mann von ſehr ſcharf-
ſinnigem Verſtande, der werth war, dieſe Wuͤrde zu bekleiden. Es geſchahe
aber dieſes nicht ohne Murren der alten Paſchen, die es verdroß, daß ſie ſich
von einem jungen und in oͤffentlichen Geſchaͤfften unerfahrnen Menſchen ſollten
befehlen laſſen.

Der Sultan,
der ſein Heer
ſelbſt anfuͤhret,
erobert Lippa,
und ſchneidet
Veterani mit
ſieben tauſendKaiſerlichen ab.
7.

Allein, der Sultan Muſtaͤfa kehrete ſich an dieſes Murren nicht;
ſondern ging mit ſeinem Heere bey Belgrad uͤber die Donau, belagerte Lippa
und Titul, eroberte dieſelben, und ließ darauf ihre Befeſtigungswerke nieder-
reißen. Indem derſelbe mit dieſen Sachen beſchaͤfftiget iſt: ſo erhaͤlt er durch
die voraus geſchickten tatariſchen Parteyen Nachricht, daß Veterani mit ſieben
tauſend Deutſchen aus Siebenbuͤrgen gezogen ſey, und ſich itzo acht Stunden
Weges von dem kaiſerlichen Heere befinde, daruͤber der Churfuͤrſt von Sachſen,
Friedrich Auguſt 8, die Befehlhabung fuͤhre. Um nun dieſen Haufen aufzu-
heben, ſendet er den Begjlerbegj von Rumilien, Maͤhmud Begj Ogli, mit den
leichten Truppen ihnen entgegen; und er ſelbſt folget demſelben mit dem uͤbrigen
[Spaltenumbruch]

7 Toptſchi Baſchi] Aufſeher uͤber das
Geſchuͤtz und die Soldaten, die dazu gehoͤren;
imgleichen uͤber die Kumbaradſchi oder Kon-
ſtabel*. Ueber dieſe allein erſtrecket ſich ſeine
Gewalt; denn das Stuͤckpulver, die Kugeln,
[Spaltenumbruch]
und was ſonſt noch zum Feldzeuge gehoͤret,
das ſtehet unter der Befehlhabung und Ver-
waltung von Dſchebedſchi Baſchi.
8 Friedrich Auguſt] Dieſer Fuͤrſt wird

Heere
* Die Rennbahn, darauf man mit Lanzen rennet.
* Das Wort heißet eigentlich einen Granadier.
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[658/0772] Osmaniſche Geſchichte mit Eiſen verſehen waren: ſo giebt er erſtlich dem Weßire deswegen einen ſchar- fen Verweis; dieſer aber will ſich weiß brennen, und ſchiebet alle Schuld auf Toptſchi Baſchi ⁷ . Als der letztere herbeygeholet und ihm befohlen wird, die Ur- ſache davon zu ſagen: ſo giebt derſelbe zur Antwort: er habe von dem Weßire ſo viel Eiſen verlanget, als dazu noͤthig geweſen; nachdem ihm aber daſſelbe abgeſchlagen worden: ſo habe er die Laffeten machen laſſen, wie es der Weßir fuͤr gut erachtet habe. Der Weßir kann dieſes nicht leugnen; und alſo befieh- let der Sultan, denſelben auf der Stelle umzubringen, und deſſen Leichnam drey Tage lang in Sirik Mejdan * zur Schau auszuſtellen: unter dem Vor- wande, daß er in Vollziehung der Befehle des Sultans nachlaͤſſig geweſen ſey; in der That aber deswegen, weil er getrachtet hatte, den jungen Ibrahim mit Ausſchließung Muſtaͤfas auf den Thron zu ſetzen. 6. Der Weßir hatte zu ſeinem Nachfolger Elmas Mehemmed Paſcha, der zuvor zum Kaimmaͤkam war erhoben worden; einen Mann von ſehr ſcharf- ſinnigem Verſtande, der werth war, dieſe Wuͤrde zu bekleiden. Es geſchahe aber dieſes nicht ohne Murren der alten Paſchen, die es verdroß, daß ſie ſich von einem jungen und in oͤffentlichen Geſchaͤfften unerfahrnen Menſchen ſollten befehlen laſſen. 7. Allein, der Sultan Muſtaͤfa kehrete ſich an dieſes Murren nicht; ſondern ging mit ſeinem Heere bey Belgrad uͤber die Donau, belagerte Lippa und Titul, eroberte dieſelben, und ließ darauf ihre Befeſtigungswerke nieder- reißen. Indem derſelbe mit dieſen Sachen beſchaͤfftiget iſt: ſo erhaͤlt er durch die voraus geſchickten tatariſchen Parteyen Nachricht, daß Veterani mit ſieben tauſend Deutſchen aus Siebenbuͤrgen gezogen ſey, und ſich itzo acht Stunden Weges von dem kaiſerlichen Heere befinde, daruͤber der Churfuͤrſt von Sachſen, Friedrich Auguſt ⁸ , die Befehlhabung fuͤhre. Um nun dieſen Haufen aufzu- heben, ſendet er den Begjlerbegj von Rumilien, Maͤhmud Begj Ogli, mit den leichten Truppen ihnen entgegen; und er ſelbſt folget demſelben mit dem uͤbrigen Heere ⁷ Toptſchi Baſchi] Aufſeher uͤber das Geſchuͤtz und die Soldaten, die dazu gehoͤren; imgleichen uͤber die Kumbaradſchi oder Kon- ſtabel *. Ueber dieſe allein erſtrecket ſich ſeine Gewalt; denn das Stuͤckpulver, die Kugeln, und was ſonſt noch zum Feldzeuge gehoͤret, das ſtehet unter der Befehlhabung und Ver- waltung von Dſchebedſchi Baſchi. ⁸ Friedrich Auguſt] Dieſer Fuͤrſt wird bis * Die Rennbahn, darauf man mit Lanzen rennet. * Das Wort heißet eigentlich einen Granadier.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/772>, abgerufen am 22.11.2024.