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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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22. Mustäfa der II
cordatus betrogen waren, und sich einbildeten, der erste Antrag käme von dem
Feinde her.

79.

So bald der französische Abgesandte, Feriole 33, vernahm, daß vonDer franzö-
sische Abgesand-
te trachtet ver-
gebens, die Un-
terhandlungen
zu unterbrechen.

dieser Sache öffentlich geredet werde: so bemühete er sich durch allerley Künste,
Bestechungen und Versprechen, den annähernden Ruhestand zu stören und
einen neuen Schauplatz von Blutvergießen anzurichten. Er führete an: sein
Herr habe unter dem Namen des Friedens nur einen kurzen Stillstand geschlos-
[Spaltenumbruch]

Dieser hatte bey seinem ersten Gehöre einen
kleinen Dolch heimlich unter seinen Kleidern
verborgen, und rückte es mit in die Gesand-
schaftsurkunden ein: er habe bey dem Sul-
tane Gehör gehabt, mit dem Degen an der
Seite. Als derselbe zurück berufen wurde:
so empfing er von seinem Hofe Befehl, alle
seine Schriften und Papiere seinem Nachfolger
zu übergeben. Bey Durchlesung derselben
fragte Feriole Chateauneuf noch vor dessen
Abreise: ob dieses wahr sey. Der letztere
antwortete ihm: Ja; vielleicht, weil er ei-
nen heimlichen Groll gegen ihn hatte. Nach-
dem dieser betriegerische Streich Chateauneufs
offenbar wurde: so hätte Feriole nicht allein
den guten Namen eines klugen Mannes wie-
der erlangen, sondern auch mit dem osma-
nischen Hofe ausgesöhnet werden können;
wenn er nur nicht kurz hernach auf andere
Art sich gegen das Ansehen des Sultans eben
so sehr vergangen und dadurch seine eigen-
willige Gemüthsart allzu deutlich verrathen
hätte. Des Sultans Galee hat eine Decke
von purpurfarbenem Seidenzeuge, mit gölde-
nem Stücke gefüttert, die von vier übergölde-
ten Säulen, in Gestalt eines Thrones aufge-
führet, getragen werden; mit einem Zierate
oben auf dem Gipfel von dreyen vergöldeten
Leuchtern, die die Quere herüber gesetzet sind.
Diese Zieraten sind keinem Menschen erlaubet
zu führen, außer dem Kapudan Pascha oder
Admiral, und dieses allein, wann er in die
[Spaltenumbruch]
See gehet (denn alsdann wird derselbe für
Derja Padischahi oder den Kaiser zur See
gehalten): und dem Weßire selbst wird nur
bloß vergönnet, sich einer grünen Decke zu
bedienen, von elfenbeinenen Säulen unter-
stützet, und ohne Leuchter. Allein Feriole
steifte sich, ich weis nicht auf was für Be-
fugnisse und Freyheiten der Gesandten, und
ließ sich eine Galee machen, wie des Sultans
seine; und da ihm seine Freunde vorstelleten,
der Sultan werde dieses nimmermehr gestat-
ten: so that er einen großen Schwur, und
sagte; er wolle niemals in einer andern Ga-
lee nach Constantinopel kommen. Als er
darinnen zum erstenmale in dem Hafen von
Constantinopel erschiene: so folgte Bostan-
dschi Baschi derselben nach, in der Meinung,
der Sultan wäre irgendwohin ausgefahren
gewesen, ohne daß es ihm bekannt geworden
wäre. Da er aber hinan kam, und befande,
daß es nicht des Sultans, sondern des fran-
zösischen Abgesandten Galee war: so nahm
er die Ruder heraus, und ließ dieselben durch
die Bostandschi gleich auf dem Wasser in
Stücke zerbrechen. Dessen ungeachtet hielte
Feriole seinen Schwur, und da er sein Haus
zu Galata hatte: so nahm er, so oft er noth-
wendiger Geschäffte halben nach Constantino-
pel kommen mußte, lieber einen langen und
beschwerlichen Umweg zu Lande, als daß er
einen weit kürzern Weg über das Wasser hätte
fahren sollen. Der letzte Verdruß, den er zu

sen,

22. Muſtaͤfa der II
cordatus betrogen waren, und ſich einbildeten, der erſte Antrag kaͤme von dem
Feinde her.

79.

So bald der franzoͤſiſche Abgeſandte, Feriole 33, vernahm, daß vonDer franzoͤ-
ſiſche Abgeſand-
te trachtet ver-
gebens, die Un-
terhandlungen
zu unterbrechen.

dieſer Sache oͤffentlich geredet werde: ſo bemuͤhete er ſich durch allerley Kuͤnſte,
Beſtechungen und Verſprechen, den annaͤhernden Ruheſtand zu ſtoͤren und
einen neuen Schauplatz von Blutvergießen anzurichten. Er fuͤhrete an: ſein
Herr habe unter dem Namen des Friedens nur einen kurzen Stillſtand geſchloſ-
[Spaltenumbruch]

Dieſer hatte bey ſeinem erſten Gehoͤre einen
kleinen Dolch heimlich unter ſeinen Kleidern
verborgen, und ruͤckte es mit in die Geſand-
ſchaftsurkunden ein: er habe bey dem Sul-
tane Gehoͤr gehabt, mit dem Degen an der
Seite. Als derſelbe zuruͤck berufen wurde:
ſo empfing er von ſeinem Hofe Befehl, alle
ſeine Schriften und Papiere ſeinem Nachfolger
zu uͤbergeben. Bey Durchleſung derſelben
fragte Feriole Chateauneuf noch vor deſſen
Abreiſe: ob dieſes wahr ſey. Der letztere
antwortete ihm: Ja; vielleicht, weil er ei-
nen heimlichen Groll gegen ihn hatte. Nach-
dem dieſer betriegeriſche Streich Chateauneufs
offenbar wurde: ſo haͤtte Feriole nicht allein
den guten Namen eines klugen Mannes wie-
der erlangen, ſondern auch mit dem osma-
niſchen Hofe ausgeſoͤhnet werden koͤnnen;
wenn er nur nicht kurz hernach auf andere
Art ſich gegen das Anſehen des Sultans eben
ſo ſehr vergangen und dadurch ſeine eigen-
willige Gemuͤthsart allzu deutlich verrathen
haͤtte. Des Sultans Galee hat eine Decke
von purpurfarbenem Seidenzeuge, mit goͤlde-
nem Stuͤcke gefuͤttert, die von vier uͤbergoͤlde-
ten Saͤulen, in Geſtalt eines Thrones aufge-
fuͤhret, getragen werden; mit einem Zierate
oben auf dem Gipfel von dreyen vergoͤldeten
Leuchtern, die die Quere heruͤber geſetzet ſind.
Dieſe Zieraten ſind keinem Menſchen erlaubet
zu fuͤhren, außer dem Kapudan Paſcha oder
Admiral, und dieſes allein, wann er in die
[Spaltenumbruch]
See gehet (denn alsdann wird derſelbe fuͤr
Derja Padiſchahi oder den Kaiſer zur See
gehalten): und dem Weßire ſelbſt wird nur
bloß vergoͤnnet, ſich einer gruͤnen Decke zu
bedienen, von elfenbeinenen Saͤulen unter-
ſtuͤtzet, und ohne Leuchter. Allein Feriole
ſteifte ſich, ich weis nicht auf was fuͤr Be-
fugniſſe und Freyheiten der Geſandten, und
ließ ſich eine Galee machen, wie des Sultans
ſeine; und da ihm ſeine Freunde vorſtelleten,
der Sultan werde dieſes nimmermehr geſtat-
ten: ſo that er einen großen Schwur, und
ſagte; er wolle niemals in einer andern Ga-
lee nach Conſtantinopel kommen. Als er
darinnen zum erſtenmale in dem Hafen von
Conſtantinopel erſchiene: ſo folgte Boſtan-
dſchi Baſchi derſelben nach, in der Meinung,
der Sultan waͤre irgendwohin ausgefahren
geweſen, ohne daß es ihm bekannt geworden
waͤre. Da er aber hinan kam, und befande,
daß es nicht des Sultans, ſondern des fran-
zoͤſiſchen Abgeſandten Galee war: ſo nahm
er die Ruder heraus, und ließ dieſelben durch
die Boſtandſchi gleich auf dem Waſſer in
Stuͤcke zerbrechen. Deſſen ungeachtet hielte
Feriole ſeinen Schwur, und da er ſein Haus
zu Galata hatte: ſo nahm er, ſo oft er noth-
wendiger Geſchaͤffte halben nach Conſtantino-
pel kommen mußte, lieber einen langen und
beſchwerlichen Umweg zu Lande, als daß er
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[711/0825] 22. Muſtaͤfa der II cordatus betrogen waren, und ſich einbildeten, der erſte Antrag kaͤme von dem Feinde her. 79. So bald der franzoͤſiſche Abgeſandte, Feriole ³³ , vernahm, daß von dieſer Sache oͤffentlich geredet werde: ſo bemuͤhete er ſich durch allerley Kuͤnſte, Beſtechungen und Verſprechen, den annaͤhernden Ruheſtand zu ſtoͤren und einen neuen Schauplatz von Blutvergießen anzurichten. Er fuͤhrete an: ſein Herr habe unter dem Namen des Friedens nur einen kurzen Stillſtand geſchloſ- ſen, Dieſer hatte bey ſeinem erſten Gehoͤre einen kleinen Dolch heimlich unter ſeinen Kleidern verborgen, und ruͤckte es mit in die Geſand- ſchaftsurkunden ein: er habe bey dem Sul- tane Gehoͤr gehabt, mit dem Degen an der Seite. Als derſelbe zuruͤck berufen wurde: ſo empfing er von ſeinem Hofe Befehl, alle ſeine Schriften und Papiere ſeinem Nachfolger zu uͤbergeben. Bey Durchleſung derſelben fragte Feriole Chateauneuf noch vor deſſen Abreiſe: ob dieſes wahr ſey. Der letztere antwortete ihm: Ja; vielleicht, weil er ei- nen heimlichen Groll gegen ihn hatte. Nach- dem dieſer betriegeriſche Streich Chateauneufs offenbar wurde: ſo haͤtte Feriole nicht allein den guten Namen eines klugen Mannes wie- der erlangen, ſondern auch mit dem osma- niſchen Hofe ausgeſoͤhnet werden koͤnnen; wenn er nur nicht kurz hernach auf andere Art ſich gegen das Anſehen des Sultans eben ſo ſehr vergangen und dadurch ſeine eigen- willige Gemuͤthsart allzu deutlich verrathen haͤtte. Des Sultans Galee hat eine Decke von purpurfarbenem Seidenzeuge, mit goͤlde- nem Stuͤcke gefuͤttert, die von vier uͤbergoͤlde- ten Saͤulen, in Geſtalt eines Thrones aufge- fuͤhret, getragen werden; mit einem Zierate oben auf dem Gipfel von dreyen vergoͤldeten Leuchtern, die die Quere heruͤber geſetzet ſind. Dieſe Zieraten ſind keinem Menſchen erlaubet zu fuͤhren, außer dem Kapudan Paſcha oder Admiral, und dieſes allein, wann er in die See gehet (denn alsdann wird derſelbe fuͤr Derja Padiſchahi oder den Kaiſer zur See gehalten): und dem Weßire ſelbſt wird nur bloß vergoͤnnet, ſich einer gruͤnen Decke zu bedienen, von elfenbeinenen Saͤulen unter- ſtuͤtzet, und ohne Leuchter. Allein Feriole ſteifte ſich, ich weis nicht auf was fuͤr Be- fugniſſe und Freyheiten der Geſandten, und ließ ſich eine Galee machen, wie des Sultans ſeine; und da ihm ſeine Freunde vorſtelleten, der Sultan werde dieſes nimmermehr geſtat- ten: ſo that er einen großen Schwur, und ſagte; er wolle niemals in einer andern Ga- lee nach Conſtantinopel kommen. Als er darinnen zum erſtenmale in dem Hafen von Conſtantinopel erſchiene: ſo folgte Boſtan- dſchi Baſchi derſelben nach, in der Meinung, der Sultan waͤre irgendwohin ausgefahren geweſen, ohne daß es ihm bekannt geworden waͤre. Da er aber hinan kam, und befande, daß es nicht des Sultans, ſondern des fran- zoͤſiſchen Abgeſandten Galee war: ſo nahm er die Ruder heraus, und ließ dieſelben durch die Boſtandſchi gleich auf dem Waſſer in Stuͤcke zerbrechen. Deſſen ungeachtet hielte Feriole ſeinen Schwur, und da er ſein Haus zu Galata hatte: ſo nahm er, ſo oft er noth- wendiger Geſchaͤffte halben nach Conſtantino- pel kommen mußte, lieber einen langen und beſchwerlichen Umweg zu Lande, als daß er einen weit kuͤrzern Weg uͤber das Waſſer haͤtte fahren ſollen. Der letzte Verdruß, den er zu Con- Der franzoͤ- ſiſche Abgeſand- te trachtet ver- gebens, die Un- terhandlungen zu unterbrechen.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 711. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/825>, abgerufen am 02.06.2024.