Jahre 687. Dessen ungeachtet folgen wir der gemeinen Meinung, und setzen das erste Jahr seiner Regierung in den Anfang des Jahres 700 [oder des Jah- res Christi 1300], weil dieses die deutlichste und richtigste Zeitrechnung ist, wie wir solches unserem Leser in der Vorrede bewiesen haben.
12.
Nachdem nun Osman solchergestalt zum Besitze eines Reiches, dasOsman setzet seine Söhne zu Statthaltern über die Land- schaften. er schon lange mehr erwartet als gesucht hatte, gelanget und sein kaiserliches Hoflager zu Karahisar zu halten entschlossen war: so setzte er seine Söhne über die Landschaften und Städte, dieselben zu regieren und zu beschützen. Die San- dschakschaft von Karadschedagi, einer Stadt, die nach der Zeit durch den Namen Sultan Ongis so sehr berühmt wurde, bekam Orchan; die von Eskjischehri, Gjünduß Aleb*; die von Ajn Ongi, Ajgud Aleb; die von Dscharhisar, Hä- fen Aleb; die von Ajnegiol, Dorgud Aleb: Aeladdin aber, sein jüngster Sohn, nebst der Statthalterschaft der Stadt Biledschiki, wurde der Sorgfalt seiner Mutter und seines Schwiegervaters, Baliads 14, anvertrauet.
13.
Als auf solche Weise diese Statthalterschaften besetzet waren, und dieVerleget den Hauptsitz seines Reiches nach Jeng-ischehri. Stadt Kiüprihisar noch in demselben Jahre eingenommen wurde: so verlegte er seinen kaiserlichen Sitz von Karahisar nach Jeng-ischehri2*, und zierete dieses mit königlichen Palästen, Bädern und andern prächtigen Gebäuden aus; ver- sahe auch dasselbe mit neuen Mauren, und verstärkte es mit allerhand Befesti- gungswerken.
14.
Um aber sein neues Reich und dessen Hauptsitz desto besser zu befe-Trachtet verge- bens, Nikome- dia wegzuneh- men. stigen, wendete er einige Zeit in der Ruhe dazu an, seine Hausgeschäfte in Ord- nung zu bringen. Nachdem er diese nach seinem Sinne eingerichtet hatte: so ließ er seine nächste Sorge seyn, den Soldaten ihr liederliches Leben bey ihrem Ueberflusse und ihrer Muße zu verwehren. In dieser Absicht führete er sein Heer gegen die Stadt Ißnikjmid3* (oder Nikomedia) in Bithynien, und quälete zwar dieselbe mit einer langen Belagerung; wurde aber von der Besatzung un- verrichteter Sache davor weggeschlagen. Er hob daher die Belagerung auf, und bauete gleich gegen über, auf einem sehr hohen Berge gegen Jeng-ischehri [Spaltenumbruch]
muß in dem 9 Abschnitte, da unser Verfasser ihn zum Befehlhaber von Biledschiki machet, ein Irrthum stecken. Es ist daher höchst [Spaltenumbruch] wahrscheinlich, daß die Sache sich also ver- halte, wie sie in der vorhergehenden Anmer- kung ist erzählet worden.]
zu,
* Aleb heißet einen Fechter.
2* das ist, Neustadt.
3* [Bey d' Herbelot wird sie Ißnimid genennet.]
1. Osman der I
Jahre 687. Deſſen ungeachtet folgen wir der gemeinen Meinung, und ſetzen das erſte Jahr ſeiner Regierung in den Anfang des Jahres 700 [oder des Jah- res Chriſti 1300], weil dieſes die deutlichſte und richtigſte Zeitrechnung iſt, wie wir ſolches unſerem Leſer in der Vorrede bewieſen haben.
12.
Nachdem nun Osman ſolchergeſtalt zum Beſitze eines Reiches, dasOsman ſetzet ſeine Soͤhne zu Statthaltern uͤber die Land- ſchaften. er ſchon lange mehr erwartet als geſucht hatte, gelanget und ſein kaiſerliches Hoflager zu Karahiſar zu halten entſchloſſen war: ſo ſetzte er ſeine Soͤhne uͤber die Landſchaften und Staͤdte, dieſelben zu regieren und zu beſchuͤtzen. Die San- dſchakſchaft von Karadſchedagi, einer Stadt, die nach der Zeit durch den Namen Sultan Ongis ſo ſehr beruͤhmt wurde, bekam Orchan; die von Eskjiſchehri, Gjuͤnduß Aleb*; die von Ajn Ongi, Ajgud Aleb; die von Dſcharhiſar, Haͤ- fen Aleb; die von Ajnegiol, Dorgud Aleb: Aeladdin aber, ſein juͤngſter Sohn, nebſt der Statthalterſchaft der Stadt Biledſchiki, wurde der Sorgfalt ſeiner Mutter und ſeines Schwiegervaters, Baliads 14, anvertrauet.
13.
Als auf ſolche Weiſe dieſe Statthalterſchaften beſetzet waren, und dieVerleget den Hauptſitz ſeines Reiches nach Jeng-iſchehri. Stadt Kiuͤprihiſar noch in demſelben Jahre eingenommen wurde: ſo verlegte er ſeinen kaiſerlichen Sitz von Karahiſar nach Jeng-iſchehri2*, und zierete dieſes mit koͤniglichen Palaͤſten, Baͤdern und andern praͤchtigen Gebaͤuden aus; ver- ſahe auch daſſelbe mit neuen Mauren, und verſtaͤrkte es mit allerhand Befeſti- gungswerken.
14.
Um aber ſein neues Reich und deſſen Hauptſitz deſto beſſer zu befe-Trachtet verge- bens, Nikome- dia wegzuneh- men. ſtigen, wendete er einige Zeit in der Ruhe dazu an, ſeine Hausgeſchaͤfte in Ord- nung zu bringen. Nachdem er dieſe nach ſeinem Sinne eingerichtet hatte: ſo ließ er ſeine naͤchſte Sorge ſeyn, den Soldaten ihr liederliches Leben bey ihrem Ueberfluſſe und ihrer Muße zu verwehren. In dieſer Abſicht fuͤhrete er ſein Heer gegen die Stadt Ißnikjmid3* (oder Nikomedia) in Bithynien, und quaͤlete zwar dieſelbe mit einer langen Belagerung; wurde aber von der Beſatzung un- verrichteter Sache davor weggeſchlagen. Er hob daher die Belagerung auf, und bauete gleich gegen uͤber, auf einem ſehr hohen Berge gegen Jeng-iſchehri [Spaltenumbruch]
muß in dem 9 Abſchnitte, da unſer Verfaſſer ihn zum Befehlhaber von Biledſchiki machet, ein Irrthum ſtecken. Es iſt daher hoͤchſt [Spaltenumbruch] wahrſcheinlich, daß die Sache ſich alſo ver- halte, wie ſie in der vorhergehenden Anmer- kung iſt erzaͤhlet worden.]
zu,
* Aleb heißet einen Fechter.
2* das iſt, Neuſtadt.
3* [Bey d' Herbelot wird ſie Ißnimid genennet.]
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1. Osman der I
Jahre 687. Deſſen ungeachtet folgen wir der gemeinen Meinung, und ſetzen
das erſte Jahr ſeiner Regierung in den Anfang des Jahres 700 [oder des Jah-
res Chriſti 1300], weil dieſes die deutlichſte und richtigſte Zeitrechnung iſt,
wie wir ſolches unſerem Leſer in der Vorrede bewieſen haben.
12. Nachdem nun Osman ſolchergeſtalt zum Beſitze eines Reiches, das
er ſchon lange mehr erwartet als geſucht hatte, gelanget und ſein kaiſerliches
Hoflager zu Karahiſar zu halten entſchloſſen war: ſo ſetzte er ſeine Soͤhne uͤber
die Landſchaften und Staͤdte, dieſelben zu regieren und zu beſchuͤtzen. Die San-
dſchakſchaft von Karadſchedagi, einer Stadt, die nach der Zeit durch den Namen
Sultan Ongis ſo ſehr beruͤhmt wurde, bekam Orchan; die von Eskjiſchehri,
Gjuͤnduß Aleb *; die von Ajn Ongi, Ajgud Aleb; die von Dſcharhiſar, Haͤ-
fen Aleb; die von Ajnegiol, Dorgud Aleb: Aeladdin aber, ſein juͤngſter Sohn,
nebſt der Statthalterſchaft der Stadt Biledſchiki, wurde der Sorgfalt ſeiner
Mutter und ſeines Schwiegervaters, Baliads
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Osman ſetzet
ſeine Soͤhne zu
Statthaltern
uͤber die Land-
ſchaften.
13. Als auf ſolche Weiſe dieſe Statthalterſchaften beſetzet waren, und die
Stadt Kiuͤprihiſar noch in demſelben Jahre eingenommen wurde: ſo verlegte er
ſeinen kaiſerlichen Sitz von Karahiſar nach Jeng-iſchehri 2*, und zierete dieſes
mit koͤniglichen Palaͤſten, Baͤdern und andern praͤchtigen Gebaͤuden aus; ver-
ſahe auch daſſelbe mit neuen Mauren, und verſtaͤrkte es mit allerhand Befeſti-
gungswerken.
Verleget den
Hauptſitz ſeines
Reiches nach
Jeng-iſchehri.
14. Um aber ſein neues Reich und deſſen Hauptſitz deſto beſſer zu befe-
ſtigen, wendete er einige Zeit in der Ruhe dazu an, ſeine Hausgeſchaͤfte in Ord-
nung zu bringen. Nachdem er dieſe nach ſeinem Sinne eingerichtet hatte: ſo
ließ er ſeine naͤchſte Sorge ſeyn, den Soldaten ihr liederliches Leben bey ihrem
Ueberfluſſe und ihrer Muße zu verwehren. In dieſer Abſicht fuͤhrete er ſein Heer
gegen die Stadt Ißnikjmid 3* (oder Nikomedia) in Bithynien, und quaͤlete
zwar dieſelbe mit einer langen Belagerung; wurde aber von der Beſatzung un-
verrichteter Sache davor weggeſchlagen. Er hob daher die Belagerung auf,
und bauete gleich gegen uͤber, auf einem ſehr hohen Berge gegen Jeng-iſchehri
zu,
muß in dem 9 Abſchnitte, da unſer Verfaſſer
ihn zum Befehlhaber von Biledſchiki machet,
ein Irrthum ſtecken. Es iſt daher hoͤchſt
wahrſcheinlich, daß die Sache ſich alſo ver-
halte, wie ſie in der vorhergehenden Anmer-
kung iſt erzaͤhlet worden.]
Trachtet verge-
bens, Nikome-
dia wegzuneh-
men.
* Aleb heißet einen Fechter.
2* das iſt, Neuſtadt.
3* [Bey d' Herbelot wird ſie
Ißnimid genennet.]
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/95>, abgerufen am 21.11.2024.
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