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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Leben des Fürsten Demetrie Kantemirs

Außer diesen vollendeten Werken hat derselbe noch verschiedene unvollkom-
menen Abhandlungen zu Papiere gebracht, davon die Handschriften annoch
übrig sind.

Er redete türkisch, persisch, arabisch, das heutige Griechische, lateinisch,
italienisch, russisch und moldauisch; und verstund sehr wohl das alte Griechische,
Slawonische und Französische.

Seinen vornehmsten Fleiß wendete er auf die Geschichte, ungeachtet er es
auch in der Weltweisheit und Mathematik ziemlich weit gebracht hatte; von wel-
cher letztern ihm die Baukunst sonderlich wohlgefiel. Die Kirchen, die er in
dreyen seiner Dorfschaften erbauet hat, sind von seinem Risse und seiner Erfindung.

Er war ein Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin: und um
eben die Zeit, da die Nachricht von seinem Tode zu Petersburg einliefe, erhielt
der dasige Resident des Kaisers von Deutschland für den Verstorbenen einen offe-
nen Brief, dadurch er denselben zum Fürsten des römischen Reiches erklärete;
den hierauf der Resident wieder an seinen Herrn zurückschickte 9.

[Spaltenumbruch]
9 Wir haben uns zwar bemühet, und auch
Hoffnung gehabt, aus St. Petersburg durch
die hohen Anverwandten des hochfürstlichen
Hauses Kantemir von dessen heutigem Zu-
stande Nachricht zu erhalten, und sie zur Ehre
[Spaltenumbruch]
desselben und zum Vergnügen unserer Leser
dieser Lebensbeschreibung anzuhängen; es ist
uns aber bis itzo nichts davon mitgetheilet
worden.


Hamburg, gedruckt mit Piscators Schriften.

Leben des Fuͤrſten Demetrie Kantemirs

Außer dieſen vollendeten Werken hat derſelbe noch verſchiedene unvollkom-
menen Abhandlungen zu Papiere gebracht, davon die Handſchriften annoch
uͤbrig ſind.

Er redete tuͤrkiſch, perſiſch, arabiſch, das heutige Griechiſche, lateiniſch,
italieniſch, ruſſiſch und moldauiſch; und verſtund ſehr wohl das alte Griechiſche,
Slawoniſche und Franzoͤſiſche.

Seinen vornehmſten Fleiß wendete er auf die Geſchichte, ungeachtet er es
auch in der Weltweisheit und Mathematik ziemlich weit gebracht hatte; von wel-
cher letztern ihm die Baukunſt ſonderlich wohlgefiel. Die Kirchen, die er in
dreyen ſeiner Dorfſchaften erbauet hat, ſind von ſeinem Riſſe und ſeiner Erfindung.

Er war ein Mitglied der Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin: und um
eben die Zeit, da die Nachricht von ſeinem Tode zu Petersburg einliefe, erhielt
der daſige Reſident des Kaiſers von Deutſchland fuͤr den Verſtorbenen einen offe-
nen Brief, dadurch er denſelben zum Fuͤrſten des roͤmiſchen Reiches erklaͤrete;
den hierauf der Reſident wieder an ſeinen Herrn zuruͤckſchickte 9.

[Spaltenumbruch]
9 Wir haben uns zwar bemuͤhet, und auch
Hoffnung gehabt, aus St. Petersburg durch
die hohen Anverwandten des hochfuͤrſtlichen
Hauſes Kantemir von deſſen heutigem Zu-
ſtande Nachricht zu erhalten, und ſie zur Ehre
[Spaltenumbruch]
deſſelben und zum Vergnuͤgen unſerer Leſer
dieſer Lebensbeſchreibung anzuhaͤngen; es iſt
uns aber bis itzo nichts davon mitgetheilet
worden.


Hamburg, gedruckt mit Piſcators Schriften.

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[852/0970] Leben des Fuͤrſten Demetrie Kantemirs Außer dieſen vollendeten Werken hat derſelbe noch verſchiedene unvollkom- menen Abhandlungen zu Papiere gebracht, davon die Handſchriften annoch uͤbrig ſind. Er redete tuͤrkiſch, perſiſch, arabiſch, das heutige Griechiſche, lateiniſch, italieniſch, ruſſiſch und moldauiſch; und verſtund ſehr wohl das alte Griechiſche, Slawoniſche und Franzoͤſiſche. Seinen vornehmſten Fleiß wendete er auf die Geſchichte, ungeachtet er es auch in der Weltweisheit und Mathematik ziemlich weit gebracht hatte; von wel- cher letztern ihm die Baukunſt ſonderlich wohlgefiel. Die Kirchen, die er in dreyen ſeiner Dorfſchaften erbauet hat, ſind von ſeinem Riſſe und ſeiner Erfindung. Er war ein Mitglied der Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin: und um eben die Zeit, da die Nachricht von ſeinem Tode zu Petersburg einliefe, erhielt der daſige Reſident des Kaiſers von Deutſchland fuͤr den Verſtorbenen einen offe- nen Brief, dadurch er denſelben zum Fuͤrſten des roͤmiſchen Reiches erklaͤrete; den hierauf der Reſident wieder an ſeinen Herrn zuruͤckſchickte ⁹ . ⁹ Wir haben uns zwar bemuͤhet, und auch Hoffnung gehabt, aus St. Petersburg durch die hohen Anverwandten des hochfuͤrſtlichen Hauſes Kantemir von deſſen heutigem Zu- ſtande Nachricht zu erhalten, und ſie zur Ehre deſſelben und zum Vergnuͤgen unſerer Leſer dieſer Lebensbeſchreibung anzuhaͤngen; es iſt uns aber bis itzo nichts davon mitgetheilet worden. Hamburg, gedruckt mit Piſcators Schriften.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 852. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/970>, abgerufen am 24.11.2024.